Ein sakrales Kleinod feiert Geburtstag: 1521 - vor exakt 500 Jahren - hat ein unbekannter Künstler den kleinen spätgotischen Flügelaltar geschaffen, der jetzt an der südlichen Langhauswand der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul steht. Seinen Weg dorthin hat der dreiteilige Altaraufsatz mit geschnitzten, farbigen und goldgefassten Reliefbildern aus dem Leben Marias erst vor nicht allzu langer Zeit gefunden. Über Jahrhunderte bis zur Auflösung des Simultaneums Ende der 1920er-Jahre hatte er seinen angestammten Platz in der jetzigen evangelischen Kirche.
Stil, Ausdruck und Gestaltung dieses spätgotischen Kunstwerks mit der deutlich sichtbaren Jahreszahl 1521 im Mittelteil des Schreins sprechen mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen Nürnberger Bildschnitzer. Nach dem Entstehungsdatum wäre dieser Künstler ein Zeitgenosse Albrecht Dürers gewesen, der mit seinen Holzschnitten und Darstellungen biblischer Szenen auch die Zunft der Bildschnitzer für deren Arbeit im fränkischen Raum inspiriert hat.
Von Anfang an in Neukirchen
Von Interesse für die Neukirchener Kirchengeschichte ist auch eine Aussage von Franz Xaver Buchner, dem Autor der historisch-statistischen Beschreibung des Bistums Eichstätt. Er meint, dass der Altaraufsatz bereits im Jahr seiner Vollendung in die alte St.-Peter-und-Paulskirche gebracht wurde - vielleicht als Bestandteil des Hauptaltars.
Bei dem Altaraufsatz - Fachleute benutzen auch den Ausdruck Retabel - handelt es sich um ein sogenanntes Triptychon mit einem Mittelteil und zwei durch Scharniere beweglich befestigte, klappbare Seitenflügel. Das Mittelstück des Neukirchener Marienaltars zeigt die Muttergottes auf einer Mondsichel, die von zwei Engeln gehalten wird. Zwei weitere Engel krönen Maria. Umrahmt wird das beherrschende zentrale Bildnis von einem Rosenkranz in Hufeisenform.
Restaurator ändert die Bildfolge
Auf den beiden Flügeln des Klappaltars befinden sich jeweils zwei kleine Skulpturen aus dem Leben Marias. Das erste Flachrelief oben auf dem linken Seitenflügel stellt Mariä Verkündigung mit den Engel Gabriel dar. Darunter befindet sich die Szene von der Anbetung der drei Könige aus dem Morgenland. Der Bilderzyklus setzt sich auf dem rechten Flügel oben mit dem Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth (Mariä Heimsuchung) fort, während im zweiten Bildnis darunter die Menschwerdung Gottes mit der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem bildhaft zum Ausdruck kommt. Alte Aufnahmen zeigen, dass mit der Restaurierung des Kunstwerks 1968 die Bildfolge der seitlichen Schnitzwerke verändert wurde.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.