Neukirchen
07.09.2022 - 10:08 Uhr

Ockerstube in Neukirchen am Tag des offenen Denkmals zum letzten Mal zu sehen

Zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals vollzieht sich in der Neukirchen der Abschied von einer Sammlung historischer Gerätschaften, die von der Bergbau-Vergangenheit zeugen.

Bis in die 1960er-Jahre des vorigen Jahrhunderts holten Bergleute zwischen Neukirchen und Königstein Farberde auch aus größeren Tiefen. Originalteile ihrer eher primitiven Ausrüstung zeigt die Ockerstube, die am Sonntag, 11. September, zum letzten Mal öffnet. Bild: wsl
Bis in die 1960er-Jahre des vorigen Jahrhunderts holten Bergleute zwischen Neukirchen und Königstein Farberde auch aus größeren Tiefen. Originalteile ihrer eher primitiven Ausrüstung zeigt die Ockerstube, die am Sonntag, 11. September, zum letzten Mal öffnet.

Vor einigen Jahren entstand in der Alten Post am Bahnhofsvorplatz in Neukirchen die Ockerstube. Sie präsentiert Gerätschaften, Werkzeuge und Bilddokumente aus der Zeit des Farberde-Bergbaus im Raum Neukirchen und Königstein; einstmals ein blühendes Gewerbe, das über Generationen hinweg Menschen Arbeit, Lohn und Brot brachte. Nachdem die Gemeinde Neukirchen das Gebäude an einen Investor verkauft hat, muss diese Informationsstätte ihre Pforte schließen. Die letzte Gelegenheit zum Besuch der Ockerstube besteht am Sonntag, 11. September, von 14 bis 17 Uhr. Führungen werden angeboten. Parkplätze sind am Bahnhof vorhanden.

Die eigentliche Blüte der Ockergewinnung in und um Neukirchen setzte 1859 mit dem Bau der Ostbahn von Nürnberg nach Schwandorf ein. Während der Arbeiten wurden große Farberde-Vorkommen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs entdeckt. In seinem Umfeld entstand in den 1920er-Jahren eine der größten, mit Dampfkraft betriebenen Farbmühlen der Region. Der meist untertage abgebaute mineralische Farbstoff fand bis nach Amerika Abnehmer. Es machte sogar das Wort vom "Gold der Oberpfalz" die Runde.

Tatsächlich besaß das natürliche Produkt überzeugende Eigenschaften: Licht- und farbbeständig sowie frei von chemischen Inhaltsstoffen, hätte die daraus gewonnene Farbe nach heutigen Maßstäben wohl Chancen auf Umwelt- oder Ökosiegel gehabt. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg kamen billiger, weil synthetisch hergestellte Farben und Lacke auf den Markt, die dem traditionsreichen Gewerbe den Todesstoß versetzten. Auch die mittlerweile von den Berliner Zoellner-Werken übernommene Farbmühle in Neukirchen stellte ihre Produktion noch um, aber das bewahrte sie nicht davor, alsbald geschlossen zu werden.

 
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