Neustadt an der Waldnaab
24.04.2020 - 10:56 Uhr

Einsatz fürs Klima und Bürgerstolz

"Du musst ein Klima des Wohlfühlens schaffen. Wenn sich die Menschen wohlfühlen, bleiben sie da oder sie ziehen wieder her." Unter dieser Devise habe er Neustadt geführt, sagt der scheidende Bürgermeister Rupert Troppmann.

Bürgermeister Rupert Troppmann räumt nach 12 Jahren das Bürgermeisterbüro im Neustädter Rathaus. Bild: Gabi Schönberger
Bürgermeister Rupert Troppmann räumt nach 12 Jahren das Bürgermeisterbüro im Neustädter Rathaus.

"Ich habe viele Ideen im Kopf gehabt und viel davon umgesetzt", blickt Rupert Troppmann auf die zwölf Jahre an der Spitze der Stadt zurück. "Immer wenn ein Projekt fertig war, war ich zufrieden und dann kam das nächste. Immer eins nach dem anderen." Darunter waren anstrengende Vorhaben und ganz kleine, für die es Schulterklopfen und Lob aus der Bevölkerung gab. So eines war der kurze Fußweg vom Altenheim zum Friedhof. "Dann baust Du den Stadtplatz um, und es gibt nur Ärger", überlegt der Rathauschef.

"Alles, was gut gelang, waren wir miteinander. Alles, was schlecht war, war der Bürgermeister", sagt der 64-Jährige zur öffentlichen Meinung mit einem Lächeln im mittlerweile bärtigen Gesicht. Für die Sanierung des Stadtplatzes hatte der Stadtrat alle Entscheidungen gemeinsam getroffen, das Pflaster ebenso wie die Blumenkästen zusammen ausgesucht. Vor ein paar Tagen wurden wieder ein paar Pflastersteine repariert. Auch geteerte Straßen müsse man ausbessern, sagt der Bürgermeister. "Jetzt, wenn die Steine locker werden, sind das ‚dem Rup seine Steine‘." Das sei eben so. "Dafür bin ich der, der vorne steht."

Allein vier Millionen Euro seien in den Ausbau der Schulen geflossen. "Zur Wohlfühlatmosphäre gehört weitere Hardware wie Kitas und Parkplätze sowie die Software, wie die kleine Städtische Hilfe für Senioren, Feste und Vereine."

Troppmann hat angeschoben, dass seit Jahren auf dem Stadtplatz ein Maibaum steht. "Der wird auch heuer aufgestellt – ohne Fest und in Ruhe". Mit solchen Aktionen, dazu zählt er auch den Antenne Bayern Maibaumklau und die BR Radltour, schaffte Troppmann eine Identität der Neustädter, damit sie wieder stolz auf ihre Stadt sind. "Mit dem Niedergang der Glasindustrie ist der Glasmacherstolz geschwunden." Neustadt habe sich gewandelt in eine Schulstadt. "Damit sind andere Ansprüche gewachsen."

Troppmann lobt den Rückhalt im Stadtrat in den 12 Jahren seiner Amtszeit. Das Gremium habe auch Probleme mit getragen. "Wir waren immer wahnsinnig schnell und haben deshalb viel umsetzen können." Als Beispiel nennt er den Bau der Tiefgarage am Schmidranger. Damit sei die Sanierung der Sparkassenhäuser möglich geworden. "Niemand denkt heute mehr an die alte Straßenbeleuchtung", zeigt der gebürtige Neustädter auf, wie schnell das Positive selbstverständlich geworden sei.

Stolz ist der Bürgermeister auf das Gewerbegebiet im Wiesengrund mit der Ansiedlung von Fotobuch. Neustadt sei einfach Stadt, nicht zersiedelt und ohne Flächenfraß, auch als der noch nicht durch Vorschriften reglementiert worden sei. "Wir haben die berühmten kurzen Wege, wenn auch durch Berg und Tal getrennt."

Trotz Investitionen in Millionenhöhe seien die Schulden während der zwei Wahlperioden halbiert worden. "Im Großen und Ganzen bin ich mit mir zufrieden. Es ist viel passiert", sagt Troppmann. Nicht abgeschlossen hat er das Problem der Altlasten. "Das hatte ich mir vorgenommen, bin aber an den Eigentumsverhältnissen und an bürokratischen Hindernissen gescheitert."

Wann ist das zu schaffen? Troppmann: "Vor Corona hätte ich gesagt in vier bis fünf Jahren." Jetzt sei das schwer vorhersagen. Die Auswirkungen von Corona werden sich über Jahre im städtische Haushalt bemerkbar machen. "Es ist nicht einzuschätzen, wohin das Finanzierungspendel ausschlägt", bezieht er sich auf künftige Fördermöglichkeiten.

"Wir hinterlassen keine Lasten sondern laufende Projekte und einen finanziellen Spielraum, so dass der neue Stadtrat auch neue Projekte angehen kann." Der Abschluss des Stadtplatzes an der alten Kommandantur, der benötigte Wasserhochbehälter, die Drehleiter für die Feuerwehr, die Sanierung der Kita im Roten Schulhaus, und der soziale Wohnungsbau zählt Troppmann als offene Maßnahmen auf.

Jedes neue Gremium und jeder neue Bürgermeister muss über neue Ideen diskutieren. Da kann man nicht aus dem Grab heraus sagen, das ist ein Krampf.

Rupert Troppmann

Rupert Troppmann

Gibt es Dinge oder Projekte, von denen Sie Ihrem Nachfolger und dem neuen Stadtrat abraten? "Jedes neue Gremium und jeder neue Bürgermeister muss über neue Ideen diskutieren. Da kann man nicht aus dem Grab heraus sagen, das ist ein Krampf." Für Troppmann ist diese Freiheit ein Kennzeichen der Demokratie. "Wenn ich Angst gehabt hätte, dass die neuen Amtsinhaber alles anders machen, hätte ich für den Stadtrat kandidieren müssen." Und ein Wunsch an die künftige Entscheidungsträger der Stadt: "Du musst Bürgermeister und Ansprechpartner für alle sei, für Alte und Junge, Rote und Schwarze..."

Lachen und Feiern waren Rupert Troppmann als Bürgermeister ebenso wichtig wie Sanierungen und andere Angelegenheiten, um Neustadt lebens- und liebenswert zu machen. Bild: Gabi Schönberger
Lachen und Feiern waren Rupert Troppmann als Bürgermeister ebenso wichtig wie Sanierungen und andere Angelegenheiten, um Neustadt lebens- und liebenswert zu machen.
Abschied für Räte und Bürgermeister:

Die Stadt hatte zum Ende der Wahlperiode am Dienstag, 28. April, eine Abschlusssitzung und ein Abschlussessen mit Partnerinnen und Partnern der Stadträte geplant. Diese große Veranstaltung fällt dem Coronavirus zum Opfer. Aber nicht ganz. Die Verabschiedung der ausscheidenden Stadträte und des Bürgermeisters erfolgt an diesem Tag in einer Sitzung in der Stadthalle, die um 18 Uhr beginnt. Die notwendigen Abstände können jederzeit eingehalten werden. "Mit dem Ende der Wahlperiode treten Frauen und Männer von der kommunalpolitischen Bühne ab, die über Jahrzehnte die Politik in Neustadt mitbestimmt haben", begründet Rupert Troppmann die Entscheidung. "Sie haben sich in großartiger Art und Weise für unsere Heimatstadt eingesetzt und sich in unzähligen Stunden um das Wohlergehen von Neustadt gekümmert." Hier gelte es Danke zu sagen in der laufenden Wahlperiode und nicht eventuell im Juli oder August oder noch später. "Auch wenn wir auf das gemütliche Beisammensein derzeit verzichten müssen, ist für mich dieser Dankesakt am Ende der Periode notwendig und richtig terminiert." Die Bevölkerung könne aufgrund des Infektionsschutzes nicht teilnehmen, bedauert Troppmann. (ui)

Unter den Geschenken und Erinnerungen an Begegnungen und Feste sowie der Schatulle mit der Stadtkasse für den Faschingsverein hat Rupert Troppmann auch Bierdeckel mit den drei Neustädter Bürgermeistern von der 800-Jahrfeier der Stadt aufgehoben. Bild: Gabi Schönberger
Unter den Geschenken und Erinnerungen an Begegnungen und Feste sowie der Schatulle mit der Stadtkasse für den Faschingsverein hat Rupert Troppmann auch Bierdeckel mit den drei Neustädter Bürgermeistern von der 800-Jahrfeier der Stadt aufgehoben.
Bürgermeister Rupert Troppmann räumt nach 12 Jahren das Bürgermeisterbüro im Neustädter Rathaus. Bild: Gabi Schönberger
Bürgermeister Rupert Troppmann räumt nach 12 Jahren das Bürgermeisterbüro im Neustädter Rathaus.
Bürgermeister Rupert Troppmann. Bild: Gabi Schönberger
Bürgermeister Rupert Troppmann.
 
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