Neustadt an der Waldnaab
15.10.2018 - 09:25 Uhr

Igel im Garten: Was tun? Futter, Winterschlaf, Erste Hilfe

Was ist zu tun, wenn im Garten ein Igel auftaucht? Die im August und September geborenen Igel-Babys und ihre Eltern sind im Herbst auf der Suche nach Nahrung und einem Quartier. Nicole Merbald vom LBV gibt Tipps im Umgang mit Igeln.

Bevor sie sich ein Quartier für ihren Winterschlaf suchen, gehen Igel und ihre im August und September geborenen Jungen auf Nahrungssuche. Man kann die Tiere dabei unterstützen, sollte jedoch einiges beachten. 	Bild: exb Bild: exb
Bevor sie sich ein Quartier für ihren Winterschlaf suchen, gehen Igel und ihre im August und September geborenen Jungen auf Nahrungssuche. Man kann die Tiere dabei unterstützen, sollte jedoch einiges beachten. Bild: exb

„Für alle Igel, ob groß oder klein, heißt es jetzt: fressen, fressen, fressen, so lange das milde Wetter anhält“, erklärt Nicole Merbald von der LBV-Kreisgruppe Weiden-Neustadt. In den letzten Jahren hatten die Tiere bis in den Dezember hinein Zeit, sich den im Winter lebensnotwendigen Speck anzufressen. Die wichtigsten Tipps im Umgang mit Igeln im Garten.

ONETZ: Ist es sinnvoll, Igel zu füttern und wenn ja: Welche Nahrung ist geeignet?

Nicole Merbald: Am besten für Igel ist ihre natürliche Nahrung: Laufkäfer, Heuschrecken, Grillen, andere Insekten und deren Larven, zur Not auch Schnecken oder Würmer. Toll ist es also, wenn man diesen Insekten einen Lebensraum im Garten geben kann: unter Sträuchern, Büschen, Stauden und liegengelassenen Blättern. Viele Insekten gibt es bei kalten Nächten allerdings nicht mehr, so dass die Kerlchen für wenig Futter weit laufen müssen. Hier kann Zufüttern den Igeln in unserer Nähe zu einer raschen Gewichtszunahme verhelfen. Ein gesunder Igel kann sich pro Woche 100 Gramm anfuttern. In drei Wochen sind also zum Beispiel noch plus 300 Gramm möglich. Nachhelfen können wir mit Katzen-Breckies oder -Feuchtfutter, gemischt mit etwas Igeltrockenfutter oder Haferflocken. Keine Milch oder Milchprodukte anbieten, denn diese werden zwar gefressen, verursachen bei den Igeln aber Durchfall und werden nicht vertragen.

ONETZ: Wie schaffe ich einen für den Winterschlaf geeigneten Platz?

Nicole Merbald: Für den Winterschlaf geeignete Plätzchen müssen ruhig, trocken und schattig sein, also zum Beispiel unter dichten Hecken, Sträuchern, Laub-, Reisig- oder Holzhaufen, unter Schuppen, in hohlen Baumstämmen oder Wurzelhöhlen. Auch ein Igelhaus, gekauft oder selbstgebaut, ist unter laubtragenden Gewächsen gut aufgehoben. Die Igel ziehen fleißig trockenes Laub mit hinein und bauen sich ein isolierendes Winternest.

ONETZ: Woran kann ich erkennen, dass ein Igel Hilfe braucht?

Nicole Merbald: Hier ist gutes Beobachten gefragt: Wann ist der Igel zu sehen, wie bewegt er sich und wie sieht er aus? Normalerweise sind Igel nachtaktiv; sehr hungrige Igel dehnen die Jagdzeit bis in die Abend- oder Morgendämmerung aus. Verdächtig wird es bei Igeln, die am helllichten Tag auf Achse sind. Bewegt sich der Igel schleppend oder torkelnd, sieht er an den Flanken dünn aus und hat er eingefallene Augen? Ist er tagsüber alleine unterwegs und noch winzig (das heißt: Er wiegt weniger als 200 Gramm)? Dann ist professionelle Hilfe notwendig. Gute Chancen, den Winterschlaf lebend zu überstehen haben Tiere ab 500 Gramm. Zusammengerollt haben sie dann etwa die Größe einer dicken Grapefruit. Ist der Igel zwar vielleicht noch klein, aber am Bauch rundlich mit glänzenden, halbkugeligen Augen und haxelt er flott und zielstrebig dahin? Dann hat ihn wahrscheinlich der Hunger oder eine Störung aus der Deckung getrieben und mit dem Angebot von Futter und einem Versteck draußen im Garten ist ihm vorerst genug geholfen. Wichtig zu wissen ist: Igel sind Wildtiere und keine Haustiere und durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Die Aufnahme eines Igels ist nur ausnahmsweise bei verletzten oder kranken Tieren erlaubt – danach müssen sie unverzüglich wieder freigelassen werden.

ONETZ: Wenn ich einen Igel finde, der tatsächlich Hilfe braucht: Wie kann ich helfen?

Nicole Merbald: Am besten nimmt man den kranken, schwachen oder winzigen Igel vorsichtig mit Handschuhen oder einem Tuch, setzt ihn in eine dick mit Papierfetzen ausgepolsterte, hochwandige Schachtel und bringt diese ins Warme. Ist der Igel in einem sehr schlechten Zustand, ist ein sofortiger Besuch bei Tierarzt oder Igelstation angezeigt. Wenn der Igel sich kühler als die eigene Hand anfühlt, kann man ihn auf eine handwarme, in ein Tuch gewickelte Wärmflasche setzen und mit einem zweiten Tuch locker zudecken. Der Igel sollte aber, wenn es ihm zu warm wird, herunter krabbeln können. Mit dem Angebot von lauwarmem Wasser, ein bisschen Katzen- oder Hundefeuchtfutter oder einem lauwarmen, ungewürzt gebratenen Rührei macht man nichts falsch.

ONETZ: Stichwort Auffangstation: Für fachliche Hilfe wende ich mich an wen?

Nicole Merbald: Unsere Tierärzte helfen Wildtieren kostenlos. Von „Pro Igel“ gibt es eine Arbeitshilfe „Igel in der Tierarztpraxis“, in der die aktuellsten Behandlungstipps, Dosierungsempfehlungen und mehr zusammengefasst sind. Auf deren Website kann man nach weiteren Hilfsangeboten oder Igelstationen in der eigenen Region fahnden. Meistens haben die Tierärzte auch Adressen von Igel-Spezialisten in der Nähe, die sich nach der Erstversorgung um die Tiere kümmern können.

Igeschutz-Vereine im PLZ-Bereich 9....

ONETZ: Gibt es auch etwas, dass ich auf keinen Fall tun sollte, weil es für die Tiere schädlich wäre?

Nicole Merbald: Das Füttern mit Milchprodukten oder Obst macht die Igel krank. Auch wenn die Igel schmutzig sind: nicht baden! Bei Parasitenbefall: keinesfalls Flohpuder verwenden, dies verklebt in den Stacheln.

ONETZ: Die Zeit des Rasenmähens ist ja noch nicht vorbei. Wie gefährlich sind denn Mähroboter für Igel und ihre Babys?

Nicole Merbald: Mähroboter sind als sehr gefährlich für Igel einzustufen. Bei Gefahr flüchten die Tiere nämlich nicht, sondern sie rollen sich zusammen und bleiben an Ort und Stelle liegen. Vor allem kleinere Igel - übrigens auch Kröten oder Eidechsen - werden dann trotz aller Sensoren vom Mähroboter überrollt und durch dessen Messer grausam verletzt oder getötet. Mähroboter sollten deshalb nur tagsüber arbeiten und auch da am besten nur unter Aufsicht.

Scheckenhof bei Neustadt am Kulm31.10.2019

Anleitung: Igel-Haus selbst bauen

 
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