Neustadt an der Waldnaab
28.03.2019 - 18:08 Uhr

Weidener Wappenbaum eine Wunderwaffe

Sie beschweren sich nicht über nasse Füße, bieten Tieren Heimat, liefern Baumaterial und werden bis zu 100 Jahre alt. Weidenbäume sind knorrige Gesellen und erfüllen wichtige Aufgaben. Zum Beispiel im Gewässerschutz.

Die Bündel aus Weidenzweigen werden entlang der Uferböschung in Gräben drapiert und mit Erde bedeckt. Wenn sie wurzeln und austreiben bilden sie unter anderem einen natürlichen Uferschutz. Bild: exb/Wasserwirtschaftsamt Weiden
Die Bündel aus Weidenzweigen werden entlang der Uferböschung in Gräben drapiert und mit Erde bedeckt. Wenn sie wurzeln und austreiben bilden sie unter anderem einen natürlichen Uferschutz.

Es sind vor allem die Weidenruten, die seit Jahrhunderten begehrtes Flechtmaterial für Körbe, Stühle oder Zäune sind. Auch als Füllmaterial im Fachwerkbau oder als Brennholz finden sie noch heute Verwendung. Da Weiden regelmäßig einen Pflegeschnitt brauchen, ist für Nachschub an Zweigen stets gesorgt. Im Landkreis Neustadt/WN wie im Stadtgebiet von Weiden säumen sie Bachläufe und Gewässerufer. Weiden bilden hier als natürliche Pioniere die wichtigste Gehölzgruppe.

Allein in der Max-Reger-Stadt stehen rund 550 der knorrigen Gesellen, die im Turnus von drei Jahren durch die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei "kahlgeschoren" werden. Erst Ende Februar war es für einen Teil der Bäume wieder soweit (wir berichteten). Die frisch geschnittenen Weidentriebe finden meist schnell Abnehmer, wie Stefan Dürgner von der Stadtgärtnerei auf Anfrage mitteilt. "Kindergärten sind dankbare Abnehmer. Sie bauen daraus gerne mit den Kindern Tipis. Ein Teil der Ruten geht diesmal als historisches Baumaterial nach Bärnau in den Geschichtspark. Und einen ganzen Schwung sicherte sich das Wasserwirtschaftsamt", weiß Dürgner.

Das Wasserwirtschaftsamt? Was macht die Behörde mit dem Grüngut? Ein Anruf bei Stefan Grünauer von der Flussmeisterstelle Weiden am Wasserwirtschaftsamt Weiden bringt Klarheit. "Wir setzen die Weidenruten als Faschinen ein", sagt Grünauer. Faschinen sind walzenförmige Reisig- bzw. Rutenbündel von einigen Metern Länge, die zum Schutz von Gewässerufern eingesetzt werden. Der Experte erklärt es so: "Die Weidenbündel werden mit Drähten fixiert und in die Uferböschung eingebracht. Da Weidenzweige schnell wieder austreiben und wurzeln bilden sie bald einen natürlichen Uferschutz. Außerdem bietet das Buschwerk Tieren Lebensraum und schafft - als Buhnen verbaut - einen natürlichen Fließwiderstand im Gewässer." Weiden lieben es nass und verzeihen auch Überflutungen. So können sie zum Beispiel acht Tage unter Wasser stehen. Abgeschnittene Zweige sind nicht tot. Sie können an jeder Stelle wieder neue Triebe und sogenannte sekundäre Wurzeln bilden.

Aktuell verbaut das Wasserwirtschaftsamt Faschinen im Bereich der Wondreb im Landkreis Tirschenreuth. "Sie sind vor allem für Fließgewässer in freier Landschaft geeeignet", sagt Grünauer. Faschinen seien effektiv, aber ihr Einbau auch personal-, zeit- und kostenintensiv. Mit ein Grund, warum die Methode nicht so häufig angewandt wird. "Es ist zumindest nicht die Regel", sagt der Experte, auch wenn das Bayerische Wassergesetz von 2010 mehr Ökologie und Naturschutz vorsieht.

Kahlköpfig zeigen sich aktuell viele der Kopfweiden, wie hier entlang des SpVgg-Sportplatzes in Weiden. Das Schnittgut findet vielfältige Verwendung, u.a. im Gewässerschutz. Bild: shl
Kahlköpfig zeigen sich aktuell viele der Kopfweiden, wie hier entlang des SpVgg-Sportplatzes in Weiden. Das Schnittgut findet vielfältige Verwendung, u.a. im Gewässerschutz.
Die Weiden am "Kirchsteig":

Die Kopfweiden am "Kirchsteig" wurden um die Jahrhundertwende zwischen Tröglersricht und der Stadt Weiden gepflanzt. Sie stellten den Teilabschnitt einer Allee dar, die vor allem als Beschattung der Fußgänger auf dem Weg zur Kirche gedacht war. Daher kommt auch der Name "Kirchsteig". Weitere Weidenalleen entstanden etwa zeitgleich am Turnerweg zwischen Spielvereinigungssportgelände und Hammerweg. Auch in neuerer Zeit wurden wieder Neupflanzungen vorgenommen, so z. B. am Verbindungsweg vom ehemaligen Volksfestplatz über den Flutkanal zur Max-Reger-Halle. (Quelle: www.weiden.de/wen/Umwelt)

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