Nittenau
26.12.2018 - 14:23 Uhr

Ackern für die Bäuerinnen

Das Leben schreibt schon manchmal eigenwillige Biografien, die von Kreisbäuerin Sabine Schindler zum Beispiel. Diese wiederum hat in "Starke Frauen" das Leben von 15 Bäuerinnen nachgezeichnet.

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Die 35-Jährige ist "a Einagschmeckte", wie der Oberpfälzer sagen würde, und das in mehrfacher Hinsicht. Aufgewachsen als Kind zweier Angestellter in einer Doppelhaushälfte in Bad Tölz ist sie nach Gymnasium und Studium als Sozialpädagogin tätig. Dann heiratet sie den Landwirt Martin Schindler aus Öd (Stadt Nittenau) und wird Bäuerin, 2017 dann Kreisbäuerin. "Landwirtin dürfen Sie nicht schreiben, das ist eine Berufsbezeichnung. Bäuerin kann man werden," erklärt sie die Unterschiede. Die sympathische junge Frau lernt durch Beobachten, Nachmachen, selber Tun. "Ich gehe zum Beispiel in den Stall", sagt sie. "Ich habe keine Angst vor der Arbeit.

Aber sie will auch Austarieren, im Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit bleiben. Work-Life-Balance heißt es neudeutsch. "Es gibt nicht den Status quo. Arbeit gibt es rund um die Uhr. Wir haben auch das Recht auf echte Freizeit, auch mal auf einen Christkindlmarkt zu gehen." Eine Woche fährt die vierköpfige Familie einmal im Jahr in Urlaub. Die Oma ist da und ein 18-Jähriger aus der Nachbarschaft übernimmt Aufgaben auf 450 Euro-Basis, wenn die Familie in Freizeit macht.

"Jetzt bin ich in der Oberpfalz als Kreisbäuerin. Es hat so sein müssen. Der liebe Gott hat gesagt: 'Dein Platz ist hier'", meint die Oberbayerin nachdenklich und es klingt fast so als könne sie es selbst kaum glauben. Seit kurzem ist sie außerdem Buchautorin. Zum 70-jährigen Bestehen der Landfrauen im Landkreis erzählen jeweils drei Frauengenerationen auf fünf Höfen von ihrem Leben, auch Barbara Weiherer - inzwischen bekannt aus der Landfrauenküche - ist dabei. "Es beeindruckt mich immer wieder, was jede einzelne jeden Tag leistet." Auf einem Foto ist eine inzwischen betagte Bäuerin als junge Frau auf einem Motorrad zu sehen. "Das waren nicht nur die Heimchen am Herd", erklärt die Kreisbäuerin.

Auch Sabine Schindler ist es nicht. Für das Buch hat sie neben der Arbeit auf dem Hof schwer geackert. Am 17. Februar war sie bei der ersten Familie und an Mariä Himmelfahrt war das 170 Seiten dicke Buch fertig. Es sind Lebenserinnerungen von Bäuerinnen, anders aufbereitet und kürzer gehalten, als die von Anna Wimschneider in "Herbstmilch".

Nittenau28.09.2018

Um eine ISBN-Nummer zu erhalten und in den Buchhandel zu kommen, werden der Zwetschgenverlag und ein gemeinnütziger Verein gegründet. "Was man alles lernen muss, um ein Buch schreiben." Schriftgrößen, Papierqualität, Farben, und vieles Mehr zählt Sabine Schindler auf. Zum Fotografieren reist ihre Schwester Cornelia Hagmeier aus Bad Tölz an. "Aber es hat sich rentiert", zieht Schindler ein positives Fazit "Das Buch hat eingeschlagen." Nicht nur im Landkreis, auch in Regensburg. 2000 Exemplare wurden gedruckt, 1100 sind verkauft und dienen auch einem guten Zweck. Von den 19,50 Euro gegen zwei an Sternstunden.

Ihre oberbayerische Heimat vermisst sie nicht. "Die Landschaft macht mir nichts aus, den Wohlfühlcharakter machen die Menschen und die Aufgaben aus. So irre Ideen, wie ein Buch umzusetzen.".Von Heimweh ist sie sowieso nicht geplagt. "Und wenn's mich in die Berge drückt, packe ich meine Kinder ein und fahre da hin."

Am 6. Februar ist die Angestelltentochter und studierte Sozialpädagogin auch in den Bergen. Die Tölzerin hält als Schwandorfer Kreisbäuerin die Festrede beim Landfrauentag im Kurhaus. "Dort, wo ich mit sieben Jahren in einem Kinderchor gesungen hab'. "

 
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