Dort, wo vor vielen Jahren die Pfarrkirche der damaligen Pfarrei Bernrieth stand, wurde nun auf Initiative von Christian Müller, dem Schornsteinfegermeister vom Kramerhof in Oberbernrieth, ein Glockenturm samt Glocke errichtet und geweiht. Unter den Klängen der Glocke, die Müller selbst läutete, sangen am Samstagabend der Waldthurner Pfarrer Norbert Götz und die Müllerfamilie „Großer Gott wir loben Dich“. Der Geistliche hatte zuvor die Glocke dem Heiligen Leonhard, der auch als Bauernpatron gilt, geweiht. „Herr, segne alle, zu denen der Ruf der Glocke reicht“, sagte Götz.
Müller dankte seiner großen Familie für die Unterstützung, wenn „der Kleine mal wieder eine Idee hat“. Besonders dankte er den beiden „Glockenbaumeistern“, seinem Onkel Werner Müller vom Waldthurner Badeweiher, er hatte die Holzbauarbeiten übernommen und dem Vater seiner Freundin Katharina, Gerhard Bauer, der die Metallarbeiten übernommen hatte.
Rund 120 Arbeitsstunden
Am Samstagvormittag war Thomas Riedl mit seinem Holzkran gekommen, um den perfekt eingeblechten und gebauten Turm samt Glocke in zentimetergenauer Feinarbeit über das geöffnete Dach der Scheune zu heben und in die vorbereitete Öffnung zu fädeln. Vorarbeit hatten neben dem 22-jährigen „Jungkramer“ Christian auch sein Papa Ernst, Onkel Werner und Bruder Michael geleistet. Aus sicherer Entfernung durften natürlich die Kommentare des Seniors des Hofs, Josef Müller – bekannt als Kramer Sepp - nicht fehlen. Ihm war die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben. Insgesamt habe man um die 120 Arbeitsstunden erbracht, um das Dach zu öffnen und den Glockenstuhl zu erstellen. „Bei der 20 Kilogramm schweren Glocke handelt es sich um eine ehemalige Feuerglocke aus Messing, die vor 20 Jahren ein Urlauber aus Münster mit nach Oberbernrieth gebracht hat“, erklärte Schornsteinfeger Christian. Das Geläut dürfte laut der Glockengießerei Perner in Passau um 1900 gegossen worden sein.
Am heutigen Kramerhof stand einst die Pfarrkirche der Pfarrei Bernrieth. Das Gotteshaus war wohl am Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut worden. „Die Kirche war eine nach Osten ausgerichtete Turmkirche, das heißt, der Hochaltar befand sich im Turm“, sagte Christian Müller.
Nachbar und Heimatpfleger Georg Schmidbauer erklärte, dass die Pfarrei Bernrieth schon in den frühesten Pfarreienverzeichnissen der Diözese Regensburg als "Pernreuth" genannt wurde. Ebenso erscheint Bernrieth im Testament des Dobberhozz von Waldau auf Waldthurn vom Jahre 1396, der an die vier Kirchen in der Herrschaft Waldthurn, nämlich Lenhartsreuth (Lennesrieth), Pernreuth (Bernrieth), Varnberg (Fahrenberg) und Waldkirchen (Waldkirch) 600 Gulden vermachte. Bei der Kirche in Bernrieth (Bernreuth) wird auch ein gemauerter Kirchhof (Friedhof) genannt sowie ein Leutpriester (Pfarrer). In einem Visitationsprotokoll von 1508 heißt es erstmals, dass in Pernrewt – Bernrieth – Pater Leonhard aus dem Kloster Varnberg (Fahrenberg) geistlich agierte.
„In Erinnerung an Pater Leonhard haben wir diese Glocke dem Heiligen Leonhard geweiht. Ihr Klang wird jeweils an Sonn- und Feiertagen Mittags um 12 Uhr Richtung Fahrenberg und ins weite Tal zu hören sein“, erklärte der junge Kramer weiter.
Pfarrkirche wurde 1524 zerstört
Im Rahmen eines Bauernaufstandes im Jahre 1524 wurden das Kloster auf dem Fahrenberg und die Pfarrkirche zu Bernrieth zerstört. Schon zwei Jahre später wird Bernrieth nicht mehr als eigene Pfarrei erwähnt, sie war 1526 also vor 494 Jahren in die Pfarrei Lennesrieth eingegliedert worden.
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