Oberbernrieth bei Waldthurn
29.05.2019 - 10:18 Uhr

Die Fankerln vom Zottbachtal

Was ist ein Fankerl? Nach dem Bayerischen Wörterbuch ist ein Spitzbub gemeint. Der Heimatforscher Georg Schmidbauer setzt sich mit dem Begriff auseinander und stößt dabei auf den Volkskundler Franz Xaver von Schönwerth.

Der Blick aufs Zottbachtal am frühen Morgen. Ob hier noch Fankerln, wie sie der Volkskundler Franz Xaver von Schönwerth beschreibt, anzutreffen sind, ist mehr als fraglich. Bild: fvo
Der Blick aufs Zottbachtal am frühen Morgen. Ob hier noch Fankerln, wie sie der Volkskundler Franz Xaver von Schönwerth beschreibt, anzutreffen sind, ist mehr als fraglich.

Schönwerth bezeichnet als Fankerl besonders Kinder mit schelmischen Augen, recht hurtig und lebhaft. Der Begriff steht aber auch für einen neckischen, jungen Teufel (auch Spari fankerl). Im Zottbachtal-Schönwerthland wurden früher Zwerge als Fankerln bezeichnet. Dies waren kleine Leute, die in Erdhöhlen an den Abhängen des Zottbachtals hausten. Sie lebten in Gemeinschaften, in Gemächern von Lampen erhellt, auch in Wäldern in hohlen Bäumen. Diese dienten ihnen auch zum Aufbewahren ihrer Schätze.

Diese zwergenhaften Erdgeister hatten rote Augen vom Aufenthalt im Dunkel der Erdhöhlen und lange Wimpern. Beide Geschlechter trugen das Haar zu einem Zopf geflochten, der am Ende mit einer roten Masche gebunden war. Die Zähne waren schneeweiß, die Hände trotz der schweren Arbeit feingeformt. Die Männer trugen einen langen Bart.

Die Kleidung der Männchen bestand an Werktagen zur Arbeit aus einem runden Käppchen, grauen Röcken und Hosen und Schuhen mit Holzsohlen. An Feiertagen trugen sie spitze Hütchen, rote Röckchen, weiße Strümpfe mit roten Zwickeln. Die Nahrung der Fankerl bestand aus Milch und Mehlspeisen. Fleischspeisen verabscheuten sie, doch mundete ihnen „gebranntes Wasser“, also Branntwein.

Mit grünem Moos machten sie sich ihre Bettchen. Wurde es gelb, holten sie frisches. Sie badeten gerne, doch scheuten sie den Regen. Unter sich redeten sie in einer fremden Sprache, mit den Menschen in deren Mundart. Bei ihnen war die Welt verkehrt: Wurde ein Kind geboren, trauerten sie, starb aber ein Zwerg, so freuten sich die anderen, denn sie hätten nun einen Engel im Himmel, der für sie bittet.

Die Fankerl wurden sehr alt. Krankheiten heilten sie mit Wurzeln und Kräutern. Zum Vergnügen ritten sie gerne auf kleinen Pferden. Die älteren Männer fertigten feine Gold- und Silberarbeiten sowie Schnitzereien, die Jungen aber förderten Eisenerz und schmiedeten Waffen für einen Krieg, den sie einst gegen ihre Unterdrücker führen wollten. Die Weibchen spannen und wirkten feines Gespinst aus Flachs und Wolle.

Vom Abendläuten bis zur Frühglocke durften sie ihre unterirdischen Wohnungen verlassen und auf die Erde herauskommen. Sie fingen zu arbeiten an, wenn die Menschen ruhten, und halfen vor allem den braven Menschen. Sie gingen aber nur in Häuser, wo Kinder waren. Als Gegenleistung wollten sie nur ein Schälchen Milch, aber keinen Dank, denn darüber müssen sie weinen.

In anderen Gegenden hießen die Erdgeister Schrazeln oder Razen.

 
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