Oberviechtach
19.03.2025 - 17:54 Uhr

Oberviechtacher Kupferdrahthersteller DLB setzt auf Nachhaltigkeit

Staatssekretär Tobias Gotthardt ist Ehrengast bei "Oberviechtachs Grüner Woch". Er geht im DLB-Werk auf Tuchfühlung mit Kupferdrähten. Bei der Podiumsdiskussion stehen dann Transformation und Zukunftsfähigkeit im Fokus.

Im Programm von "Oberviechtachs Grüner Woch" standen am Dienstag eine Werksführung mit anschließender Podiumsdiskussion. Beim offenen Werkstor der DLB am Sandradl ließ Geschäftsführer Albin Dickert aufhorchen: "Es entwickelt sich bombig für uns. Wir sind Marktführer in vielen Bereichen." Neben Staatssekretär Tobias Gotthardt (Freie Wähler) und Bürgermeister Rudolf Teplitzky hatten sich viele interessierte Bürger eingefunden.

Mit ihren 110 Mitarbeitern stellt die DLB Drähte, Litzen und Seile aus Kupfer her, seit 2019 wurden rund 15 Millionen Euro in den Standort investiert. Umwelt und Nachhaltigkeit stehen dabei im Fokus, beispielsweise beim 2022 angeschafften dritten Grobzug mit 25 Prozent weniger Stromverbrauch. "Täglich gehen am Standort 70 Tonnen Kupfer rein und raus", sagte Albin Dickert und präsentierte die neue Galvanik-Anlage für die Erweiterung von Kapazität und Produktspektrum. Die Führung endete an der 5,5-Megawatt-PV-Freiflächenanlage. "Drei Megawatt verbrauchen wir sofort", so der Geschäftsführer.

Anschließend fand die Podiumsdiskussion zum Thema "Transformation und Zukunftsfähigkeit in Zeiten des Wandels" im Emil-Kemmer-Haus statt. Neben Staatssekretär, Bürgermeister und DLB-Geschäftsführer nahm auch Silvia Godelmann, Geschäftsleiterin des europaweit agierenden Betonsteinunternehmen aus Fensterbach, auf der Bühne Platz. Das Familienunternehmen ist bekannt als "Steine-Erfinder" und beschäftigt über 550 Mitarbeiter. "Die Zeiten des Wandels spüren wir alle", stellte Moderatorin Petra Stikel aus Regensburg fest. Sie betonte nach der Begrüßung der Gäste in der "Goldstadt Bayerns": "Die Unternehmen müssen sich mit Flexibilität ausrüsten."

Nachhaltig investieren

Stikel wollte von den Diskussionsteilnehmern wissen, wie diese die Transformation angehen, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit. "Immer einen Schritt voraus sein", sagte Silvia Godelmann. Ihr Schwiegervater sei schon vor 40 Jahren ein Pionier der Nachhaltigkeit gewesen, habe als erstes Betonwerk Pflastersteine recycelt. "Mein Mann und ich gehen diesen Weg weiter. Und wir geben es auch dem Junior mit, nachhaltig und vorausschauend zu investieren." Sohn Maximilian war es auch, der den "Green Award" in Singapur für den "Klima-Stein" entgegennahm. Die Eltern freuten sich am gleichen Abend in Düsseldorf über den "Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024" für das Unternehmen Godelmann.

Auch die DLB wurde 2024 für Nachhaltigkeit ausgezeichnet und zwar mit dem Zukunftspreis des Landkreises Schwandorf in der Sparte Umwelt. "Wir wurden als ein strahlendes Vorbild in der Energiewende bezeichnet“, ließ Albin Dickert die Zuhörer wissen. Die DLB habe 47 Umweltprojekte gestartet, außerdem sei das energieintensive Unternehmen auf einem guten Weg, seinen Energiebedarf selbst zu decken. "Wir entwickeln Strategien zur Stabilisierung der Stromnetze, haben Maschinen die sich bei Spitzenlast selber runtersteuern und heizen die Büroräume mit der Kompressor-Abwärme."

Moderatorin Petra Stikel fragte nach, wie sich die Stadt Oberviechtach als Unternehmen bezüglich Transformation verhält. "Unser Produkt ist ja nur die Dienstleistung", schränkte Bürgermeister Rudolf Teplitzky ein. Die Stadt habe aber sehr viele Flächen, die sie mit gesundem Menschenverstand gestalte, "der Bauhof bewirtschaftet nachhaltig". Hinsichtlich Energieeinsparung liefen Überlegungen zur Schule als größten Verbraucher.

Bürokratie hemmt

"Ist die Oberpfalz zukunftsfähig?", wollte die Moderatorin von Tobias Gotthardt, seit November 2023 Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, wissen. Die kurze Antwort: "Man muss sie machen lassen." Gotthardt plädierte "für mehr Freiheit in Verantwortung", die Politik sollte mehr Vertrauen haben, weniger kontrollieren. Albin Dickert beschrieb ein praktisches Beispiel, wie die Anschaffung einer neuen Maschine einen immensen Schriftverkehr-Aufwand erforderte. Damit war die Diskussion bei der Entbürokratisierung angelangt. "Wir haben 2024 das Ziel in Bayern erreicht, zehn Prozent der Verwaltungsvorschriften abzubauen", betonte der Freie-Wähler-Staatssekretär im Ressort von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Allerdings seien mehr Vorschriften von Bund und Europa dazugekommen. "Wettbewerbsfähigkeit ist das Maß der Dinge. Europa muss das erkennen", so die mit Applaus bedachte Aussage von Gotthardt.

Wie aber geht weniger Bürokratie? "Das ist möglich, wenn wir uns politisch einig sind." Pragmatismus müsse sich auf allen politischen Ebenen durchsetzen, Standards und Niveau abgesenkt werden. Ein Beispiel: Zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz wünscht sich Tobias Gotthardt den politischen Mut zu sagen: "Der Mist kommt weg". Doch es kann auch Probleme mit Streichungen geben, wie Silvia Godelmann ausführte: "Wir produzieren CO2-neutral, TÜV-geprüft und zertifiziert." Es sei ein Irrsinn, wenn dieser hart erarbeitete Wettbewerbsvorteil wegfalle.

Zum Abschluss der Podiumsdiskussion meldeten sich zwei Zuhörer zu Wort. ILE-Regionalmanager Christian Karl berichtete, dass die Antragstellung zum Regionalbudget jedes Jahr bürokratischer werde. Unternehmer Siegfried Rossmann thematisierte die Bayerische Bauordnung und meinte: "Ich vermisse im Gegensatz zu früher den gesunden Menschenverstand in den Genehmigungsbehörden."

Der mit vielen Terminen ausgestattete Wirtschaftsstaatssekretär aus Kallmünz - Mitte März unterwegs in Australien, München und Regensburg - nahm sich beim Stehempfang noch viel Zeit für Gespräche. Er will im Sommer zum Goldwaschen wieder kommen. Auch Moderatorin Petra Stikel zeigte sich von Oberviechtach angetan: "Ich habe das Gefühl, hier tut sich viel." Vorher hatte der Bürgermeister schon den "Team-Spirit" in Stadtrat und Verwaltung angesprochen.

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Hintergrund:

DLB Oberviechtach

  • Historie: 1985 Gründung als Krämer Draht- und Litzenwerk; 2018 Übernahme durch die DLB
  • Produkte: Drähte, Litzen und Seile aus Kupfer
  • Mitarbeiter: 110
  • Kapazität: 20.000 Tonnen Kupfer pro Jahr
  • Investition: 15 Millionen Euro seit 2019
  • Fertigungsfläche: 18.000 Quadratmeter
 
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