Nach der Gefechtsausbildung in Altengrabow und dem Zusammentreffen mit dem neuen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sind die 110 Soldaten des Panzergrenadierbataillons 122 wieder in der Grenzlandkaserne zurück. Hier ging es gleich weiter mit den Vorbereitungen für die nächsten Manöver in Grafenwöhr und Munster. Im Juni sind die Oberviechtacher Soldaten als Teil der Brigade am Truppenübungsplatz Bergen gefordert. Zu Hause wird mit den 14 Puma-Panzern geübt, die am Standort fahrbereit zur Verfügung stehen. Aktuell sind 34 eigene Pumas im Bestand, aufgrund Instandsetzung und Umrüstung allerdings "nur auf dem Papier", berichtet Kommandeur, Oberstleutnant Ralf Georgi auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Die Panzerbrigade 12 "Oberpfalz" ist die erste deutsche Heeresbrigade, die auf die Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet wird. Damit die volle Einsatzbereitschaft der 10. Division gemäß Zusage an die Nato bis 2025 steht, kommen bereits die ersten neuen Panzer an. In der Oberpfalzkaserne in Pfreimd übernahm das Panzerbataillon 104 in der Vorwoche neun Kampfpanzer Leopard 2 A7V, fünf weitere sollen in Kürze folgen. In der Grenzlandkaserne Oberviechtach werden die 2018 gelieferten Schützenpanzer Puma Los 1 ausgetauscht. "Wir stellen uns darauf ein, die Panzer Ende diesen Anfang nächsten Jahres aufzunehmen", sagt Oberstleutnant Georgi, und berichtet von laufenden Ertüchtigungs-Maßnahmen bezüglich der Stellplätze. Wackelte aufgrund der Pannen-Serie die Bestellung? "Die Debatte ist beim Ministerium und der Industrie angesiedelt", stellt Georgi klar. Bei Vollausstattung stehen ihm 44 Pumas zu. Oberviechtach bekomme dabei "etwas anderes" als die VJTF-Pumas, die aktuell als "Prototyp-Zwischenfertigung" in der Bayerwaldkaserne in Regen rollen. Zur Erinnerung: Es waren 18 VJTF’s, die mit Totalausfall bei einer Übung der 10. Panzerdivision im Dezember 2022 international Negativ-Schlagzeilen produzierten. Die Bundeswehr musste die Pumas sogar aus der Nato-Speerspitze abmelden und stattdessen die älteren Marder bereitstellen.
Puma-Ausfälle am Standort
Angesprochen auf den Pannen-Panzer, der seit Jahren weniger als weltweit stärkster und modernster Schützenpanzer mit präziser Feuerkraft auffällt, sondern eher wegen seiner technischen Probleme, reagiert der Kommandeur zurückhaltend. "Wenn Sie mich fragen, ob die Puma-Lage besser sein könnte, würde ich mit 'Ja' antworten. Aber das würde ich auch auf die Frage nach mehr Geld." Zurück zu den Fakten: "Der Puma fährt, aber er geht auch in Oberviechtach kaputt", gibt Oberstleutnant Georgi zu, "auch wir hatten Übungen, wo viele ausgefallen sind". Beim Ministerbesuch am Übungsplatz in Altengrabow jedenfalls habe der Panzer ohne Ausfälle "gefunkt, gefeuert, geschossen". Der Kommandeur legt Wert auf die Feststellung: "Man kann mit dem Fahrzeug arbeiten." Der technische Dienst für die Wartung vor Ort stehe bereit. Im Hinblick auf den Unterschied zum 40 Jahre alten Vorgänger Marder kommt Georgi hinsichtlich Munition, Führungssystem und Schutzeinrichtung des neuen Waffensystems geradezu ins Schwärmen: "Das kann man nicht vergleichen, das ist ein Quantensprung." Er kenne keinen Soldaten, der auf dem Puma ausgebildet wurde und auf den Marder zurück will.
Schießen aus voller Fahrt
"Der Puma ist in allen Belangen ein überlegenes Gefechtsfahrzeug. Es gibt nichts, was der Marder besser kann." Ein Beispiel: "Der Puma fährt schneller und schießt aus voller Fahrt, der Marder muss dazu anhalten." Doch was bringen 1090 PS gegenüber 600 PS, wenn das Hightechfahrzeug bei Manövern liegen bleibt? "Die neue Technik ist noch nicht ganz ausgereift", sagt der Bataillonskommandeur und gibt zu bedenken: "Den Marder hätte man nie auf diesen Stand nachrüsten können." Als Vergleich nennt er den VW Käfer Baujahr 1956 zum E-Golf von heute. Und er macht deutlich: "Die Oberviechtacher Panzergrenadiere wollen mit dem Puma kämpfen, sie wollen den Marder nicht mehr zurückhaben." Die letzten Marder-Panzer wurden Ende 2019 aus der Grenzlandkaserne weggegeben. Ob einige davon in den Beständen sind, welche im Frühjahr die Ukraine für die Verteidigung im russischen Angriffskrieg erhalten soll, wisse man nicht.
2017 waren die Oberviechtacher Marder noch in Litauen dabei, als das Panzergrenadierbataillon 122 unter dem Kommando von Oberstleutnant Christoph Huber den Kern der multinationalen Nato-Kampfgruppe zur Bündnisstabilität im Baltikum stellte. Apropos Baltikum. Aktuell haben die Soldaten nicht nur das Ziel "Schnelle Eingreiftruppe" mit Kaltstartfähigkeit vor Augen, sondern auch einen Einsatz an der Ostflanke in Litauen. Die Nato baut dort in Richtung Russland ihre Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten aus. "Oberviechtach bereitet sich darauf vor, einen Sicherungszug bereitzustellen", verrät Georgi. Anfang 2024 werden sich 36 Panzergrenadiere in Richtung Litauen aufmachen, zusammen mit dem Panzerbataillon 104 Pfreimd.
"Grantiger Löwe"
Jetzt heißt es üben, üben, üben. Dafür geht es verstärkt ins freie Gelände. "Wir werden vor die Tür fahren und uns im Landkreis bewegen", so Oberstleutnant Ralf Georgi. Die Landwirte könnten jedoch aufatmen: Bei den "freilaufenden Übungen" werde der 40-Tonner keine Felder umpflügen sondern sich eher im öffentlichen Straßenverkehr bewegen.
Der Schützenpanzer ist der "Arbeitsplatz" von neun Soldaten: Drei Bediener im vorderen Kampfraum (Kraftfahrer, Richtschütze und Kommandant) sowie sechs Soldaten samt Truppführer, die vom hinteren Kampfraum im Gefechtsfeld absitzen. Am 6./7. März ist in der Region ein großer Marsch angesetzt, dazu kommt die Brigade-Übung "Grantiger Löwe" mit den Übungsschwerpunkten Gefechtsstand und Logistik.
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