Oberviechtach
19.04.2020 - 12:11 Uhr

Oberviechtacher Tafel braucht jetzt Organisationstalent

Friedrich Keller ist mit Organisieren beschäftigt. Sobald als möglich möchte der Vorsitzende die Oberviechtacher Tafel wieder öffnen. In Zeiten der Corona-Pandemie sind aber Regeln zu beachten.

Die Ehrenamtlichen – hier ein Bild vor dem Lockdown – werden mit Abstand und Masken Anfang Mai für Bedürftige da sein. Tafel Bild: weu
Die Ehrenamtlichen – hier ein Bild vor dem Lockdown – werden mit Abstand und Masken Anfang Mai für Bedürftige da sein. Tafel

Zum Schließen gezwungen haben die Tafel weder das Coronavirus noch die verordneten Beschränkungen, sondern die Hamsterkäufer. "Wir sind ein Lebensmittelbetrieb und dürfen aufmachen wie jedes Lebensmittelgeschäft", stellt der Vorsitzende klar. Aber in der Woche ab dem 16. März wurden Supermärkte leer gekauft. Für die Tafeln - auch anderen erging es so - blieb nicht mehr viel übrig. Inzwischen signalisieren die Händler Friedrich Keller wieder, dass Ware für die Tafel vorhanden sei. Die Situation hat sich entspannt.

Oberviechtach20.03.2020

Aber Keller ist vorsichtig, will nichts riskieren, um die ehrenamtlichen Helfer zu schützen und trifft, anderen Einzelhändlern vergleichbar, entsprechende Vorbereitungen und Vorkehrungen. Deshalb rechnet er mit einer Öffnung der Ausgabestellen in Oberviechtach und Neunburg erst Anfang Mai. "Nach aktuellem Stand", erzählt er am Telefon, "ist auch die überwiegende Zahl der Helfer aus Sicherheitsgründen noch nicht bereit, den Betrieb wieder aufzunehmen". Die Sorge ist aus mehreren Aspekten nicht unbegründet.

Während im ehemaligen Metzgerladen Suckart mit seiner ausladenden Theke Platz genug ist, um Abstandsregeln "halbwegs einzuhalten", bietet sich in Neunburg ein anderes Bild. In der Ausgabestelle - ehemalige Metzgerei Bottenhofer - geht es eng zu. Aber auch dafür wird es eine Lösung geben, ist Keller zuversichtlich.

Darüber hinaus ist das Alter der Helfer nicht außer Acht zu lassen. "Die Ehrenamtlichen sind fast ausschließlich Rentner und Rentnerinnen, also in der kritischen Altersgruppe." Deshalb will Keller Masken zur Pflicht machen, sowohl für die Helfer als auch für die Kunden.

"Es wird zwar diskutiert, dass sie nicht viel helfen", aber besser wie nichts nicht sei es alle Mal. "Mit Masken entsteht ein besseres Sicherheitsgefühl", sagt der Tafel-Chef. Jetzt muss er schauen, dass er Masken herkriegt. Frauenbundmitglieder, nennt er ein Beispiel, hätten Behelfsmasken genäht. Der Erlös werde an ein Frauenprojekt in Äthiopien gespendet.

Oberviechtach13.04.2020

Doch mit den Masken hat der engagierte Vorsitzende noch nicht alle Probleme gelöst. Die Teams, die die Lebensmittel abholen und zu den Ausgabestellen bringen, sitzen in den Kühlfahrzeugen eng beieinander, zu eng - und sie sind im Rentenalter, bereits über 70. Hier tut fremde Hilfe Not und die könnte von der örtlichen Feuerwehr kommen. Es laufen nach den Worten Kellers Gespräche, damit Mitglieder der Jugendfeuerwehr vorübergehend einspringen. "Wir müssen schauen, dass wir das auf die Reihe kriegen". Resigniert klingt das nicht. Diese Herausforderung ist für Friedrich Keller und sein Team eher Verpflichtung und Ansporn zugleich. Schließlich warten rund 50 Bedarfsgemeinschaften allein in Oberviechtach und im Schönseer Land auf diese Lebensmittel, die sich dem Mindeshaltsbarkeitsdatum nähern. Der Einkauf kostet für berechtige Alleinstehende 1 Euro und für Mehrpersonenhaushalte symbolisch 2 Euro.

Der „Glücksbringer-Bus“ soll bald für die Bedürftigen Fahrt aufnehmen. Der Feuerwehr-Nachwuchs könnte vorübergehend für die zur Risikogruppe zählenden Helfer einspringen. Archivbild: Portner
Der „Glücksbringer-Bus“ soll bald für die Bedürftigen Fahrt aufnehmen. Der Feuerwehr-Nachwuchs könnte vorübergehend für die zur Risikogruppe zählenden Helfer einspringen.
Friedrich Keller arbeitet derzeit am nötigen Virus-Schutz für Helfer und Kunden. Archivbild: Portner
Friedrich Keller arbeitet derzeit am nötigen Virus-Schutz für Helfer und Kunden.
Die Hamsterkäufe sind vorbei. Wie in Vor-Corona-Zeiten, als diese Aufnahme entstanden ist, werden die Auslagen wieder gut gefüllt sein. Bild: weu
Die Hamsterkäufe sind vorbei. Wie in Vor-Corona-Zeiten, als diese Aufnahme entstanden ist, werden die Auslagen wieder gut gefüllt sein.
 
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