"Die Gerüchteküche hat das Haus ein bisschen kaputtgemacht. Das ist die beste Küche in Oberviechtach", sagt Michael Stovicek (52) etwas süffisant. Die Gastro Praga GmbH, deren Geschäftsführer und Gesellschafter er ist, hat das Soldatenfreizeitheim seit rund zwei Jahren gepachtet. Im "Stand-by-Modus" ist er noch bis Ende des Jahres zu den Öffnungszeiten anwesend. Gerne nehme er für diese Zeit auch Reservierungen (ab 15 Personen) an. "Ich hab alles reingesteckt, dass der Betrieb läuft. Aber jetzt sucht die KAS seit dieser Woche einen neuen Pächter", sagt er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Er habe noch versucht, einen Partner ins Boot zu holen, aber dem sei das Haus zu groß.
"Das Emil-Kemmer-Haus liegt mir sehr am Herzen. Deshalb habe ich auch trotz aller Schwierigkeiten weitergemacht", sagt Stovicek. Doch länger könne er es sich finanziell nicht leisten. Der Geschäftsführer führt durch das lichtdurchflutete und ansprechend renovierte Gebäude zum neuen Bistro mit Pizzaofen und Cocktailbar im Erdgeschoss. Ein gemütliches Ambiente für das Feierabendbier! Doch die Gäste - ob Soldaten oder Zivilbevölkerung - blieben aus. Auch die neue Terrasse mit moderner Bestuhlung und üppig blühenden Blumenkästen punktete trotz Super-Sommer nicht. "Ich habe alles probiert", sagt Stovicek und legt den aktuellen Flyer auf den Tisch im Restaurant im Obergeschoss. Während der Kleinkindbereich nach der Sanierung des Hauses eine optimale Sache geworden sei, fiel das Restaurant - nach der Einbeziehung der früheren Sonnenterrasse - mit über 90 Plätzen zu groß aus. Gäste sprächen schon mal von einer "Kantinenatmosphäre", die auch ihm zu schaffen gemacht habe.
Guter Start
Doch zunächst sei es nach der Eröffnung im Januar 2017 gut angelaufen. Es gab viele Reservierungen und zum Mittagstisch am Sonntag sei voller Betrieb gewesen. "Das Buffet-Essen wurde gut angenommen, aber nicht von älteren Gästen", schränkt er ein. Schon vor dem Sommer 2017 sei dann die Gerüchteküche angelaufen. "Ich konnte nichts dagegen tun. Aber Abwarten hilft halt nicht immer", sagt Stovicek und ergänzt: "Es hieß, ich hätte Hochzeiten abgesagt, was gar nicht stimmt." Wie erklärt er sich das? "Man ist hier fremd, ich bin kein Einheimischer", meint der tschechische Staatsbürger fast ohne Akzent. Vor dem großen Haus hätte er keine Angst gehabt, schließlich habe er Koch und Kellner in einem Kongresszentrum gelernt. Später besuchte er die Hotelfachschule in Prag und arbeitete in Österreich und Bayern.
"Ich bin mit anderen Erwartungen nach Oberviechtach gegangen", meint er und zuckt mit den Schultern. "Ich habe gedacht, dass es ein Kulturhaus wird, dass hier auch Ausstellungen stattfinden." Allerdings bestehe die Bühnentechnik nur aus Leinwand, großem Beamer und Hintergrundbeleuchtung. Die KAS plane aber für 2019 ein Theaterlicht für die Bühne und eine Verdunkelung. "Die Richtung des Hauses sollte man neu besprechen und zwar mit der KAS, der Stadt und den Vereinen", betont er. Enttäuscht sei er gewesen, dass nach der rund viereinhalbjährigen Schließung (Sanierung und Pächtersuche) nicht mehr Vereine zurückgekommen sind. Einige Highlights im großen Saal habe es aber natürlich gegeben, darunter den Neujahrsempfang von Stadt und Bundeswehr.
Nachfolger gesucht
Detlev Gügel, Leiter Wirtschaftsbetriebe & Infrastruktur der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) in Berlin möchte sich vor der Vorstandssitzung nicht mehr zum Thema äußern. In Anbetracht, dass sich die Pächtersuche 2015/16 über eineinhalb Jahre hinzog, ist die Stelle bereits seit dieser Woche ausgeschrieben. Wie im Internet nachzulesen, wird zum 15. Januar 2019 oder nach Vereinbarung ein Gastro-Profi oder ein Paar mit Affinität zur frischen regionalen bayerischen Küche gesucht. Wert wird auf Erfahrungen im à-la-Carte-Bereich, Bankett- und Veranstaltungsmanagement gelegt. Eine Pächterwohnung ist vorhanden.
Nach dem Gespräch mit Oberpfalz-Medien sperrt Michael Stovicek die Kegelbahn für den Frauenbund auf. "Das Emil-Kemmer-Haus war der größte Fehler meines Lebens und sehr teuer", sagt der 52-Jährige. Er empfände es aber trotzdem als schade, dass er jetzt Veranstaltungen und Anfragen für nächstes Jahr absagen muss: "Hoffentlich findet man schnell eine Lösung beziehungsweise einen Pächter. Es wäre nicht gut, wenn das Haus wieder Monate leer steht." Einem neuen Betreiber wünsche er jedenfalls viel Erfolg.
Die Gerüchteküche hat das Haus ein bisschen kaputtgemacht. Das ist die beste Küche in Oberviechtach.
















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