Aller guten Dinge sind drei? Zum dritten Mal veranstaltete die Stadt Oberviechtach am Donnerstagabend einen Bürgerdialog zum Thema "Nachhaltiges Industrie- und Gewerbegebiet Oberviechtach" (NIG-OVI). Gut 50 Gäste sind dazu gekommen, darunter viele Stadträte. Überzeugen konnte man die Gegner der Freiflächenphotovoltaik-Anlage, die mit dem neuen Gewerbegebiet entstehen würde, nicht. Obwohl die Stadt in einer neuen Planung einige Wünsche einarbeiten konnte.
Nämlich einen möglichst großen Abstand und Eingrünung. Die Fläche, auf der das Sonnenfeld entstehen soll, wurde verändert, erklärte Andreas Ditzig von der Firma Greenovative: Die PV-Anlage soll nun in einem größeren Abstand zum Ortsteil Hof entstehen, etwa 180 Meter Entfernung liegen nach jetzigem Stand zwischen der Ortschaft und dem Sonnenfeld. Als Ausgleich für die dafür verringerte Fläche wird auf der gegenüberliegenden Straßenseite noch eine zusätzliche Fläche für Photovoltaik geschaffen. Rund neun Hektar Modulfläche sollen entstehen.
Wünsche zum Teil umgesetzt
Zum Thema Eingrünung sagte Greenovative-Geschäftsführer Bernd Fuchs: "Da ist die Stadt sehr streng." So viel Begrünung hätte die Firma bei einem Solarpark noch nie umgesetzt. Man habe ein paar Wünsche aus dem letzten Bürgerdialog, der speziell für die Einwohner von Hof war, umsetzen können, bilanzierte Bürgermeister Rudolf Teplitzky. Aber er machte auch klar: "Alle Wünsche können nicht bedacht werden." Und, trotz Abstand und Eingrünung: "Fakt ist: Sehen wird man's, das ist einfach so."
Es gehe um ein Gesamtkonzept unter den Gegebenheiten, die in Oberviechtach vorliegen, so der Bürgermeister. Die aktuelle Planung biete hier einigen Nutzen: Die weiteren Gewerbeflächen schaffen Arbeitsplätze, Grüngürtel und regenerative Energien schaffen Nachhaltigkeit, Bürger können sich finanziell an der Photovoltaikanlage beteiligen, die Stadt erhält mehr Gewerbesteuereinnahmen. "Es gibt Firmen, die gerne erweitern würden", so Teplitzky, doch es fehlten schlicht die entsprechenden Flächen. Auch andere Firmen seien oft auf der Suche nach einem Standort im Landkreis Schwandorf. "Da können wir uns nie bewerben." Man habe seit 2020 auch andere Optionen geprüft, die jedoch nicht umsetzbar seien. "Für mich ist das eine historische Chance."
Hofer seien "eingekesselt"
"Wir sind eingekesselt", monierte Reinhard Elsner, Sprecher der Bürgerinitiative Hof plus, als einer der ersten Redner von Bürgerseite bei der Diskussion im Anschluss an den Informationsteil. Der Ortsteil Hof habe 14 Hektar Fläche, die geplante Solaranlage fast zehn. Dazu kommen das geplante Gewerbegebiet sowie das schon bestehende. Man sei bei der Bürgerinitiative schon dafür, dass sich die Stadt Oberviechtach weiterentwickeln soll. Aber: "Wieso soll alles bei uns passieren?"
In Richtung des Bürgermeisters machte er den Vorwurf, nicht richtig verhandelt zu haben. Teplitzky sei "eben aus einer anderen Branche" und finde bei Grundstücksverhandlungen mit Landwirten möglicherweise nicht die richtigen Worte. "Es sind noch Grundstücksbesitzer da, die verhandlungsbereit wären", behauptete Elsner. Er schlug vor, noch einmal "auf die Bremse zu drücken" und eine Erweiterung auf der anderen Seite des bestehenden Industriegebiets, direkt an der B22, noch einmal zu überdenken.
Eine Erweiterung in diese Richtung – diese Option wurde im Laufe des Abends noch häufiger thematisiert – sei wirtschaftlich nicht machbar, so Rudolf Teplitzky. Das bestätigte auch Stadtrat und Fraktionssprecher Alexander Ried (CSU). Der Stadtrat wäre preislich weit gegangen, aber irgendwo sei eine Grenze erreicht – etwa das achtfache des üblichen Marktpreises hätte die Fläche an der B22 gekostet. Seit 15 Jahren habe man zum ersten Mal die Option, Gewerbeflächen zu erweitern. Wenn man diese nicht ergreife, habe man wohl noch mindestens die nächsten zehn Jahre Stillstand. Auch Fraktionssprecher Thomas Teich (PWG) sieht das NIG-OVI als einzig greifbare Option, mit der zudem zwei Ziele verbunden werden können: Gewerbe und "etwas für den Generationenvertrag zu tun".
Mehr Energiequellen einbeziehen
Dass nur auf Photovoltaik-Technik gesetzt werde, monierten mehrere Redner. Man vermisse ein ganzheitliches Konzept, das etwa auch Windenergie miteinbeziehe. Stadtrat Günter Gilch sprach von einer "Heizung", die man sich da hinstelle. "Die Module geben Hitze ab." Photovoltaik-Anlagen gehören auf Dächer, ist seine Ansicht. Ex-Stadtrat Josef Biebl hält eine Photovoltaik-Anlage ohne größere Speicherkapazitäten für sinnlos. Aktuell könne sich Oberviechtach schon von Vormittag bis Nachmittag selbst mit Energie versorgen durch die vorhandene Solarenergie. Eine weitere Anlage würde nur untertags überproduzieren, bei Nacht fehle der Strom.
Eine Lanze für die geplante Anlage brach dann doch noch Gerhard Rauch, selbst Energieerzeuger. Er hat bereits ein Solarfeld in Oberviechtach errichtet. "Wir haben in Deutschland einen Energiebedarf, der noch lange nicht gedeckt wird." Man brauche Photovoltaikanlagen auch auf Freiflächen, nur auf Dächern würden sie nicht ausreichen. Für die nächste Generation sei der Anblick von solchen Anlagen oder Windrädern schon ganz normal. Er zog Parallelen zur Anlage in der Hanau, gegen die sich ebenfalls Widerstand regte. "Da kamen plötzlich Leute, die sonst noch nie in der Hanau waren, und haben unterschrieben – einfach weil sie gegen Photovoltaik sind."
Solarpark Hof
- 2009: Der Stadtrat genehmigt die Pläne für den "Solarpark Hof" einstimmig. Das Vorhaben wird aufgrund geänderter Förderrichtlinien (EEG) in 2010 wieder fallengelassen. Interessent damals war BI-Sprecher Reinhard Elsner.
- 2017: Der Stadtrat lehnt den Solarpark Hof in nichtöffentlicher Sitzung ab. Vorher wurde im September öffentlich über das Vorhaben diskutiert.
- 2021: Der Stadtrat spricht sich im Laufe des Jahres mehrmals für die Maßnahme Hof mit Erweiterung des Gewerbegebiets und einer Freiflächen-PV-Anlage aus.
"Wieso soll alles bei uns passieren?"
"Für mich ist das eine historische Chance."
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