Auch wenn im privaten Umfeld „Sie“ oft den dekorativen Part übernimmt und und vom Möbelstück bis zur Wohnzimmerwand das Zuhause mit allerlei Farben neu gestaltet – Frauen, die tatsächlich den Beruf der Maler- und Lackiererin ergreifen, sind auch heute noch relativ selten. Obwohl eine, die das tatsächlich getan hat, mittlerweile schon eine kleine Trendwende ausmachen kann. Immer mehr weibliche Azubis starten in Handwerksberufen durch.
Lieber Baustelle als Hotel
Maria Eichinger aus Pfreimd hat schon in jungen Jahren gemerkt, wie viel Spaß ihr der Umgang mit Farben, Tapeten und den verschiedensten kreativen Techniken macht. Im Rahmen ihrer Schülerpraktika war sie nach Schnupper-Stationen als Hotelfachfrau und in der Industrie auch bei einem Malerbetrieb gelandet. Und siehe da: „Das hat mir so gut gefallen, dass es das dann auch geworden ist. Ich möchte nichts anderes mehr machen“, sagt sie über ihren vielseitigen Beruf, der immer wieder Spielraum lässt für Herausforderungen und kreative Einfälle.
Heute hat die junge Unternehmerin schon ihre dreijährige Ausbildung hinter sich, die Gesellenprüfung und einige Zeit in verschiedenen Betrieben, um erste Erfahrungen zu sammeln. Sogar ein Jahr bei einem Restaurateur mit Einsätzen im Bereich der Denkmalpflege hat Maria Eichinger absolviert und dabei weitere faszinierende Seiten ihres Berufsfeldes kennengelernt. Und im Laufe der Zeit reifte dabei der Gedanke „Ich muss auf die Meisterschule. Am Anfang hätte ich das nie gedacht.“
In Schwandorf/Charlottenhof und Regensburg wurde schließlich aus der jungen, engagierten Handwerkerin eine Meisterin ihres Fachs mit weiter gehenden fachlichen Kompetenzen sowie Buchführungswissen und der Berechtigung, Nachwuchs auszubilden. „Gott sei Dank hat alles gleich im ersten Versuch geklappt“, schmunzelt Maria Eichinger rückblickend – auch wenn sich die Angelegenheit bis zum Abschluss im September 2020 wegen Corona unerwartet etwas in die Länge gezogen hatte.
Das Haus am See
Ihr Meisterstück war das 1,5 auf 2 Meter große Model für ein „Haus am See“, erzählt die junge Maler- und Lackierermeisterin. Von den Designvorlagen und Farbkonzepten über die Organisation der Schreinerarbeiten bis hin zu Materialauswahl und Umsetzung musste alles nach den Vorgaben der Prüfungskommission koordiniert werden. „Bad und WC sollten beispielsweise im Schlafzimmer integriert sein, wie es aktuell modern ist“, erzählt Maria Eichinger. „Demzufolge musste also die Rückwand hinter dem Waschbecken abwaschbar gestaltet werden – und auch ein fugenloser Boden war gefordert.“ Das eigentliche Meisterstück hat Maria Eichinger heute gar nicht mehr – es war dann irgendwie doch zu groß, um es dauerhaft aufzubewahren. „Aber die Musterplatten der verschiedenen Farbkonzepte, die ich gestaltet habe, die sind noch da.“
Kaum ist die Hürde mit der Prüfung geschafft, grübelt die Handwerksmeisterin schon wieder weiter. Ein eigenes Unternehmen? Wäre das etwas? Ließe sich der Sprung in die Selbständigkeit meistern? Nach zwei Monaten dann die Entscheidung: „Die Arbeit ist da, ich versuch’s!“ Auch aus dem Freundeskreis und von den Eltern kommt Unterstützung – und so startet Maria Eichinger Anfang 2021 als selbstständige Unternehmerin.
Der Chefin macht’s Spaß
Nach einem halben Jahr ist es nun Zeit für eine erste Bilanz. Und wie fällt die aus? „Ich arbeite so gerne, habe so super Kundschaft und auch einen tollen Steuerberater, den ich jederzeit anrufen kann. Das macht alles wirklich sehr, sehr viel Spaß“, sagt die Jungunternehmerin. Und außerdem: „Wenn’s nicht so viel Spaß machen würde, dann täte ich es ja nicht!“
„Nicht unterkriegen lassen und im Zweifelsfall selbstbewusst Kontra geben.“ (Tipp von Maria Eichinger für Frauen in männlich dominierten Handwerksberufen)
Frauen, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, einen handwerklichen Beruf in einem (noch immer) von Männern dominierten Tätigkeitsfeld zu ergreifen, rät die 24-Jährige zu Selbstvertrauen. Klar gebe es zum Beispiel auf einer Baustelle auch mal einen blöden Spruch. Aber zum einen habe sie das nie wirklich gestört, zum anderen habe sich da folgende Taktik bewährt: „Nicht unterkriegen lassen und im Zweifelsfall selbstbewusst Kontra geben.“ Das lerne man durchaus mit der Zeit.
Danach gefragt, worauf sie in ihrem Beruf besonders stolz ist, muss Maria Eichinger tatsächlich etwas überlegen. Klar, auf den Erfolg mit der Meisterprüfung auf jeden Fall. Und ansonsten? Eigentlich sei für Maler und Lackierer jeden Tag ein Erfolg, auf den man stolz sein könne, sagt die junge Handwerksmeisterin schließlich. „Da kommst Du auf eine Baustelle, nichts ist fertig – und am Ende des Tages schaust Du Dich um und siehst: Wow, ist das toll geworden!“
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