Mit so einer großen Resonanz hatte Gerti Ahne nicht gerechnet, als sie ihre Aktion "Altbrillen" Anfang November ins Leben rief und über Zeitung und die sozialen Medien bewarb. Die Pirker Seniorenbeauftragte hatte sich wegen des Grauen Stars einer Augenoperation unterziehen müssen. "Danach brauchte ich keine Brille mehr und sie lagen einfach herum".
Im Internet suchte sie nach einer Möglichkeit, mit ihren ausgedienten Sehhilfen vielleicht noch etwas Gutes zu tun. Fündig wurde sie bei der Organisation brillenweltweit.de. Ehrenamtliche Helfer reinigen und reparieren dort, wenn nötig, jede Brille, bevor Optiker die Dioptrien bestimmen. Beschriftet und verpackt gehen sie dann auf Reisen an Bedürftige weltweit.
Flut an Brillen vor der Haustür
Telefonisch habe Ahne Informationen bekommen, wie sie die Altbrillen nach Koblenz schicken solle. "Beim ersten Spendenaufruf habe ich vergessen zu schreiben, dass keine Etuis benötigt werden, denn nach dem Vermessen werden sie in durchsichtige Tüten verpackt." So füllte sich nicht nur ihre Mülltonne mit den gut gemeinten Dreingaben der Spender. Auf etwa 200 Brillen habe sie gehofft, eine regelrechte Flut landete jedoch vor ihrer Haustür.
Das erhöhte Verkehrsaufkommen in der sonst eher autoarmen Pirker Nebenstraße sei sogar den Nachbarn aufgefallen, die oftmals auch Suchenden die Spenden abnahmen und selbst bei den Ahnes vorbeibrachten. Auch Ehemann Peter war gut damit beschäftigt, Brillen aus Tüten und Schachteln auszupacken. "Viele haben wohl innerhalb der Verwandtschaft oder in einem Verein gesammelt". Einmal wurde sogar ein gelber Sack abgestellt mit in Taschen und Pullovern eingewickelten Brillen.
Mit dem Fahrrad aus Weiden
"Die Pirker haben sich sehr fleißig beteiligt", lobte Ahne, aber auch aus dem Umland kamen viele Päckchen und Tüten im Sperberweg an. Eine 92-jährige Frau sei extra mit dem Fahrrad aus Weiden gekommen, um ihren alten Brillen einer Wiederverwendung zukommen zu lassen. Aber auch mit kritischen Nachfragen wurde sie konfrontiert, wohin sie denn die Brillen verkaufe, denn auch teure Gestelle von namhaften Firmen gelangten nach Pirk.
Vergangenen Samstag hatte Ahne dann einen Annahmeschluss festgelegt, damit das Gästezimmer an den Feiertagen wieder genutzt werden könne. Bis zum Schluss trudelten noch Spenden ein, die letzten habe sie noch gar nicht gezählt. "Aber 1500 werden wohl nicht mehr reichen!", strahlte Gerti Ahne und wickelt noch bis zu den Feiertagen fleißig Gestell für Gestell in Zeitungspapier, um sie versandfertig für Koblenz zu machen. Für das Porto der schweren Pakete fanden sich erfreulicherweise auch Spender.
Brillen Weltweit
- Aktion des Deutschen Katholischen Blindenwerks
- Europas größtes Recyclingprojekt für gebrauchte Brillen
- 2019 etwa 1 Million Brillen angenommen
- Über 80 Langzeitarbeitslose und 6 hauptamtliche Teamleiter reinigen, arbeiten auf, vermessen, registrieren und verpacken
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