Drängeln ist nie schön. Nicht an der Supermarktkasse, nicht auf der Bundesstraße und auch nicht beim Impfen. Die Corona-Zahlen in der Region, gerade an der tschechischen Grenze, sind hoch. Ausbrüche der Pandemie in Pflegeeinrichtungen enden oft tödlich für Bewohner. Wer jetzt in dieser kritischen Phase meint, er müsse sich eine Ladung Impfstoff ermogeln, ohne an der Reihe zu sein, der handelt mehr als nur unmoralisch. Eine Dosis Impfstoff, was ist schon dabei? Das haben sich die Schwindler in Pleystein womöglich gedacht. Von wegen.
Wenn Drängeln auf der Straße im Graben enden kann, dann enden die Opfer von Impfdränglern im schlimmsten Fall im Grab. Das mag heftig klingen. Es ist aber die Konsequenz, sollte eine 87-jährige, pflegebedürftige Dame mit Vorerkrankung den Impfstoff zu spät erhalten, weil sich jemand mal eben in die Immunität katapultieren wollte. Dass dieses schamlose Verhalten, wie es in Schwandorf und nun in Pleystein möglich war, nicht einmal mit Sanktionen behaftet ist, ist skandalös. Die Vorsitzende des deutschen Ethikrates fordert deshalb völlig zu Recht harte Strafen für Impfdrängler.
Nicht nur, dass Schutzbedürftige in Gefahr gebracht werden. Kommen die Betrüger straffrei davon, schafft es einen Präzedenzfall und untergräbt das ohnehin marode Vertrauen der Bevölkerung in die deutsche Impfstrategie. Schwandorf und Pleystein dürften kaum die einzigen Fälle sein oder bleiben. Bundesweit ist von Dränglern zu hören. Wenn sich die Meinung "Ist doch eh alles Betrug" durchsetzt, dann ist weit mehr verspielt als ein bisschen Impfstoff. Die Politik darf dem Treiben nicht tatenlos zuschauen. Sonst ist sie mitverantwortlich für dessen Folgen.