CSU-Sprecher Josef Windirsch hat in seiner Stellungnahme zum Impfskandal im Pflegeheim "Wohnen am Kreuzberg" in der Stadtratssitzung am Dienstag eine klare Forderung erhoben: Die betreffenden Leute, die sich vorzeitige Impfungen ermogelt haben, sollen sich entschuldigen. Der Stadtpfarrer Pater Hans Ring zählte nach eigenen Angaben zu dem Personenkreis, der zu der Impfaktion im Januar vom Pflegeheim eingeladen worden war. Nun erklärt sich der 64-Jährige.
Demnach sei diese Impf-Einladung derart spontan vonstatten gegangen, dass der Geistliche nicht im Geringsten daran gezweifelt habe, dass es sich um übriggebliebene Impfdosen handeln musste, für die auf die Schnelle Impfkandidaten gesucht wurden. "Ich war entsetzt, als ich auf der ersten Seite der Zeitung und dann später auch im Lokalteil den Artikel über die Vorgänge beim Impfen im Pflegeheim las. Ich habe davon nichts mitbekommen und mich selbst als einen gesehen, der Glück gehabt hat, dass sie an mich gedacht haben, als sie Impfstoff übrig hatten", erklärt der Pfarrer.
Anruf vom Pflegeheim
Er erinnert sich noch genau an diesen Tag: "Am 14. Januar wurde ich zu meiner großen Überraschung um etwa 8.45 Uhr vom Pflegeheim angerufen, ob ich mich impfen lassen möchte. Das Impfteam sei da, und sie hätten noch Impfstoff übrig. Ich sollte in einer Viertelstunde mit Personalausweis, Impfpass und Medikamentenplan im Pflegeheim sein. Ich dachte, vielleicht ist jemand von den Heimbewohnern, der vorgesehen war, ins Krankenhaus gekommen oder kann aus einem anderen Grund nicht geimpft werden. Ich habe nie daran gedacht, dass vom Heim mehr Impfdosen angefordert wurden als gebraucht wurden."
Der Stadtpfarrer betont: "Ich versichere, ich habe nie zu irgendjemand gesagt oder auch nur angedeutet, dass ich vor meiner Zeit geimpft werden wollte. Ich hielt es für einen glücklichen Zufall, dass ich angerufen wurde. Wenn das Gespräch darauf kam, ob ich mich überhaupt impfen lassen würde – damals war noch viel von Skeptikern die Rede – habe ich immer nur gesagt, dass ich mich impfen lasse, natürlich dann, wenn ich dran bin. Ich fühle mich nicht als Vordrängler, da die Initiative nie von mir ausgegangen ist. Aber ein blödes Gefühl habe ich natürlich jetzt schon. Ich habe gedacht, sie wollten nur keinen Impfstoff verfallen lassen und im Heim seien alle geimpft, sodass ich niemanden den Stoff weggenommen habe."
"Glücklicher Zufall"
Nach dem Schnelltest am Eingang habe er etwa 20 Minuten warten müssen. "In der Zeit wurden ausschließlich Heimbewohner geimpft, etwa fünf bis sechs Personen. Eine Schwester aus dem Impfteam, ich kenne sie nur vom Sehen, hat mir im Vorbeigehen gesagt, dass sie mich vorgeschlagen hätte, als sie merkten, dass ihnen Impfstoff übrig bleiben würde. Es hat auch weder ein Arzt noch sonst jemand gefragt, wieso ich schon zum Impfen komme, obwohl ich erst 64 Jahre bin." Er sei nicht als "Kurzzeitpflegekraft" vorstellig geworden und auch nicht mit einer derartigen Bescheinigung der Pflegeheimleitung ausgestattet worden. "Es sind eigentlich nur meine Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck auf einem Zettel notiert worden. Es ist nirgends vermerkt worden, dass ich regelmäßigen Kontakt zu den Heimbewohnern habe."
Eine Aussprache mit der Heimleitung habe er nach Bekanntwerden des Impfskandals nicht gesucht. Allerdings könne er nicht nachvollziehen, dass Bürgermeister Rainer Rewitzer in seiner öffentlichen Stellungnahme das Fehlverhalten einzig und allein bei den Impfdränglern sehe. "Man kommt doch gar nicht zur Impfung ins Pflegeheim hinein ohne eine Einladung der Heimleitung", erklärt der Stadtpfarrer.
Die Forderung der CSU-Fraktion nach Entschuldigungen werde laut Pater Ring ins Leere laufen: "Es wird keiner dieser Leute aufstehen und sagen, dass er zu den 20 Leuten gehört, die sich vorgedrängt haben, und sich entschuldigen." Er selbst sehe sich nicht dazu verpflichtet, denn: "Ich habe dieses Angebot nach bestem Wissen und Gewissen angenommen, weil ich mindestens einmal pro Woche für den Gottesdienst oder zur Krankensalbung im Heim bin."
"Prio-Impfung" auch für Ehrenamtliche, 450-Euro-Kräfte und Hausmeister
- Laut Coronavirus-Impfverordnung haben "mit höchster Priorität" Anspruch auf Schutzimpfung: "Personen, die in stationären und teilstationären Einrichtungen zur Behandlung, Betreuung oder Pflege älterer oder pflegebedürftiger Menschen (...) tätig sind" sowie "Personen, die im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig ältere oder pflegebedürftige Menschen behandeln, betreuen oder pflegen".
- BRK-Kreisgeschäftsführer Sandro Galitzdörfer macht darauf aufmerksam, dass die Priorisierungsgruppe I somit alle umfasst, "die im ständigen Umfeld der Altenpflege tätig sind". Darunter fallen auch Ehrenamtliche, die sich in Seniorenheimen oder Hospizen in der Betreuung einbringen sowie 450-Euro-Kräfte.
- Zudem verweist Galitzdörfer auf "verschiedene Berufsfelder" im Bereich der Altenpflege. Auch der Hausmeister einer stationären Einrichtung gehöre beispielsweise dazu.
- "Das ist alles abhängig von der Bestätigung" durch die Heimleitung, erklärt der BRK-Kreisgeschäftsführer zur priorisierten Impfung der Mitarbeiter.
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