Andreas Meier, Kräuterkoch mit Leidenschaft, hat seine Lehrzeit schon lange hinter sich. Vor zehn Jahren hat er die Kochschule "Grünes Gut" in Pullenried eröffnet, heuer sollte das Jubiläum mit einem großen Open-Air gefeiert werden. Unter den Gästen: Produzenten und bekannte Schauspieler aus der BR-Serie "Dahoam is dahoam". Ein falsches Grill-Modell aus Finnland hatte vor Jahren den Stein ins Rollen gebracht. Doch unabhängig davon schiebt der Koch auch selbst gewaltig an, um die Gastronomie aus dem Corona-Tief zu bugsieren - ganz ohne Promis.
Die jüngste Neuanschaffung parkt gleich neben dem Domizil der Kochschule: ein Food Truck, dessen Existenz man einer "Bierlaune" und der Pandemie zu verdanken habe. "Ein Oldtimer, eines der ersten Burger-King-Autos aus dem Jahr 1986 ", sagt Meier, lässt den nicht gerade leisen Schiffsmotor der "Naschn Kistn" aufheulen und gestattet einen Blick ins Edelstahl-Innere. Doch jetzt droht das Projekt zu scheitern, denn die GbR, in der er Teilhaber ist, sucht händeringend nach einem Koch. Meier selbst ist mit Kochkursen völlig ausgebucht, seit ihn eine Allgäuer Event-Agentur für Team-Building-Maßnahmen von Firmen entdeckt hat.
Da hatten die Medien die versteckt im Wald liegende Gourmetküche schon längst für sich entdeckt. Allerdings waren es eben nicht feine Aromen und raffinierte Rezepte, die vor etwa sieben Jahren einen Produzenten der BR-Serie "Dahoam is dahoam" vom fiktiven Lansing nach Pullenried bei Oberviechtach führten, sondern ein Inserat, das eben den Grill aus Finnland betraf. Das zu kleine Modell kam in neue Hände eines Müncheners, der die Gegend "brutal idyllisch" fand, und das war auch die Geburtsstunde einer ausbaufähigen Freundschaft. Im Gepäck des Produktionsteams, das hier eigentlich nur ein paar schöne Urlaubstage verbringen wollte, kamen zum Feuerwehrfest ein paar Schauspieler mit, und irgendwann war der Koch als Berater in den Dreh eingebunden.
Wer nun denkt, dass er Rezepte für den Betrieb des in der Sendung zentralen Gasthauses "Brunner-Wirt" beigesteuert hat, liegt falsch. Meier kam da mehr bei der "fachlichen Richtung" ins Spiel, und zwar bei jenen Folgen, als es um die Ausbildung des Lehrlings "Patrick" ( Lucas Bauer) ging. Stimmig sollte sie sein, die Szene, in der Patrick in der Berufsschule die Gesellenprüfung ablegt. Also muss ein Koch her, der ihm zeigt, wie Profis das Messer halten und wie ein Braten zusammengebunden wird. Weil der "Patrick" irgendwann bei Sternekoch "Erich" arbeitet, ist der 46-Jährige aus Pullenried auch wieder dabei und taucht später bei der Ausstrahlung sogar selbst als Randfigur auf. "16 Einstellungen in vier Tagen", erinnert sich der Koch an das Pensum, das damals in einer Restaurantküche in Röhrmoos (im Film in Hamburg) zu bewältigen war.
Mehr "Rambazamba"
Dem Berater hat sich vor allem eine Episode eingeprägt, in der Lehrling Patrick über Magen-Darm-Beschwerden klagt und wegen Infektionsgefahr vom verärgerten Sternekoch nach Hause geschickt wird. Die Szene schien dem Branchenkenner zu sanft, er forderte mehr Rage, mehr "Rambazamba". Am Ende schreit der Chef dann "Schleich dich!" und schleudert einen Topf vom Herd. "So ein Sternekoch steht ja auch enorm unter Druck", meint der 46-Jährige, der in den Stationen seiner Karriere selbst nicht wenige von ihnen live erlebt hat, darunter die Chefs vom Restaurant Burg Wernberg und vom Birkenhof. Selber an die Spitze wollte er nie, eben weil es da sehr aggressiv zugehe. "Als Sternekoch muss man 150 Prozent geben, und das jeden Tag."
Lieber spezialisierte er sich auf Wildkräuter, und nun hat er nebenbei auch viel über die filmische Seite des Kochvergnügens gelernt. Zum Beispiel, dass ein Schnitt in den Finger nicht nur das Essen versauen kann: Ob nun mit oder ohne Heftpflaster gedreht wird, solche Details müssen passen.
Inzwischen hat Filmfigur "Patrick" längst ausgelernt, "im Moment steht eher die Brauerei im Vordergrund", schmunzelt Meier, der deswegen noch lange nicht arbeitslos ist. Das Produktionsteam hat sich für Herbst bei ihm zum Ausspannen angekündigt, statt eines Drehs stehen Pilze, Kräuter und Grillen auf dem Plan.
Nach der Corona-Pause sind Kochkurse wieder sehr begehrt, maximal 15 Teilnehmer dürfen sein, wenn das Hygiene-Konzept stimmt. Die nächsten sechs Wochen steht der Koch täglich als Lehrmeister am Herd, er ist "fast ausgebucht, ja geradezu überrannt". Außerdem hat der 46-Jährige die Zwangspause gut genutzt und eine Serie von Saucen und Dressings auf den Markt gebracht. "Die gibt es jetzt in 200 Läden in ganz Bayern, es könnten bald schon 600 werden", berichtet er stolz. Und solange es keine Einschränkungen für Feste gibt, läuft es auch mit der 1014 gebauten Grillhütte ganz gut, deren Mittelpunkt längst eine ausreichend große Feuerstelle bildet.
Kein "Waldviertelfest"
Breit aufgestellt kann Meier es leichter verschmerzen, wenn der Food Truck mangels Personal auf bessere Zeiten wartet. Klar tut es weh, dass wegen der Pandemie das Open-Air und "Waldviertelfest" zum Zehnjährigen ausfallen muss. Aber vielen seiner Kollegen gehe es richtig schlecht. "Da haut's jetzt alles zam", sagt der Kräuterkoch, "viele sind schon weg". Ein Glück, dass wenigstens der Serienort Lansing von Corona und den Folgen weitgehend verschont bleibt.
Vom Ferienlager zur Kräuterküche
- Grundstück: Pullenried 58, ursprünglich Ferienlager für benachteiligte Kinder und im Besitz von Berlin-Neukölln, etwa drei Hektar groß, stand vor zehn Jahren zum Verkauf
- Aufbauzeit: Ab 2011 etabliert Andreas Meier seine Kräuterkochschule und mietet die Gebäude
- Grillhütte: 2014 in Betrieb genommen, Location für Feste und Kurse
- Food Truck: Baujahr 1986 und damit historisches Fahrzeug, hat erste Einsätze bei Hochzeiten und als Anlaufstelle für Street Food bereits hinter sich, steht aber mangels Koch noch auf dem Prüfstand
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