Viel ist in den vergangenen Wochen über die Ergebnisse der Missbrauchsstudie, die die deutschen katholischen Bischöfe an diesem Dienstag vorstellen wollen, berichtet worden. Das, was zu lesen war, ist erschreckend und beschämend, so haben einige Bischöfe die Zahlen schon kommentiert. Bietet die Studie doch einen Blick in einen tiefen Abgrund.
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke spricht von einer "Spirale des Schweigens" die er brechen wolle. Er spricht von "überkommenen Machtstrukturen", die einseitig darauf gerichtet waren, Kleriker und Mitarbeiter zu schützen.
Als Klerikalismus und Autoritätsdünkel kritisiert Papst Franziskus diese seit Jahrhunderten verbreitetet Haltung innerhalb der katholischen Amtskirche. Das Oberhaupt der Katholiken fordert, ein Bischof müsse an der Seite der Schwächsten und derer in Gefahr stehen und "nicht daran interessiert sein, seinen guten Namen zu schützen". Das war selten der Fall, zeigen die Enthüllungen und Berichte zum Missbrauchsskandal seit dem Jahr 2010 in Deutschland, ebenso wie die Berichte aus anderen Ländern. Rund um den Erdball offenbaren die Missbrauchskandale das Versagen der Institution Kirche.
Die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie ist kein Befreiungsschlag, sondern nur ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt ein Glaubwürdigkeitsproblem, weil der Auftraggeber die Bischofskonferenz ist und damit Richter in eigener Sache. Zudem bleiben bohrende Fragen. Wie steht es um die Verantwortung der Bischöfe? Waren sie an Vertuschung, Versetzung der Täter und Aktenmanipulation beteiligt? Sind die genannten Zahlen nur die Spitze des Eisbergs?
Die katholische Kirche braucht eine Form der Gewaltenteilung, national und weltweit. Nur so ist eine überzeugende Aufarbeitung des Missbrauchsskandals möglich.
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