Kirche bei der Sicherheitskonferenz: Von den Ärmsten Frieden lernen

Regensburg
16.02.2020 - 20:12 Uhr

Frieden ist ein Kernanliegen aller katholischen Hilfswerke in diesem Jahr. Das zeigt die Kirche auch auf der 56. Münchener Sicherheitskonferenz. Im Zentrum steht dabei ein Regensburger.

Zum Abschluss des Workshops bei der Sicherheetskonferenz gab es ein Gruppenbild mit der Verteidigungsministerin der Zentralafrikanischen Republik, Marie-Noelle Koyara (Mitte), und Erzbischof Dieudonné Kardinal Nzapalainga von der Erzdiözese Bangui.

Eine Verteidigungsministerin und ein Kardinal reden von ihrem Friedensprojekt. Eine ungewöhnliche Allianz, die bei einem Workshop der 56. Münchener Sicherheitskonferenz von ihrem Weg zu Aussöhnung und Stabilisierung erzählt. Dabei ist das Team nicht vollständig. Es fehlt der Iman.

Unter der Überschrift "Religion als Friedensfaktor" zeigt die Katholische Kirche ein positives Beispiel und einen anderen Weg der Konfliktlösung. Beim Side Event "International Partnership on Religion and Sustainable Development, House of One" (Internationale Partnerschaft für Religion und nachhaltige Entwicklung, das gemeinsame Haus) berichten die Verteidigungsministerin der Zentralafrikanischen Republik, Marie-Noelle Koyara, und Kardinal Dieudonné Nzapalainga von der Erzdiözese Bangui von ihrer Versöhnungsarbeit in ihrem Land, eines der ärmsten der Welt.

Frankreich verweigert Visum

Ursprünglich sollte auch der Partner der beiden, der Präsident des nationalen Islamischen Rates, Imam Kobine Layama, mit nach München reisen. Doch ihm war von der zuständigen französischen Botschaft das nötige Schengen-Visum verweigert worden. Kardinal und Imam hatten im Jahr 2014 inmitten des Bürgerkriegs eine interreligiöse Plattform gegründet. Diese sollte verhindern, dass die Religionen gegeneinander aufgehetzt werden. Sie betonen das Verbindende aus Bibel und Koran, macht Kardinal Nzapalainga in München deutlich. Seit dem Jahr 2017 bietet die Plattform zusammen mit dem Verteidigungsministerium Ausbildungskurse und Trainings der Friedenskompetenz für Polizei und Militär an, auch für die unteren Befehlsebenen.

Koordinator und Organisator des Besuchs ist der Regensburger Entwicklungshelfer und Berater Hubert Heindl. Der 63-Jährige unterstützt seit fünf Jahren die Versöhnungsarbeit in der Zentralafrikanischen Republik. Zudem war Heindl neben Anja Ufermann Beobachter des Vereins "Münchener Sicherheitskonferenz verändern" beim diesjährigen Treffen im Hotel "Bayerischer Hof". Zustande gekommen ist der Kontakt über Ruth Aigner von Fachstelle Weltkirche der Diözese Regensburg.

Ruth Aigner von Fachstelle Weltkirche der Diözese Regensburg begrüßt die Teilnehmer des Workshops bei der 56. Münchener Sicherheitskonferenz.

Die gebürtige Weidenerin arbeitete bereits als Studentin im Münchener Verein mit. Das Bistum Regensburg ist zusammen mit anderen Weltkirchenreferaten sowie Missio München und Aachen Veranstalter des Besuchs der Afrikaner. Ministerin und Kardinal berichten von der Notwendigkeit, ehemalige Milizionäre in die Armee zu integrieren und auch die Bevölkerung darauf vorzubereiten, dass jetzt plötzlich diejenigen, die sie zuvor möglicherweise ausgeraubt, haben in Uniform vor ihnen stehen. Vor allem aber gelte es den Soldaten zu vermitteln, dass sie die Bevölkerung nicht beherrschen, sondern ihr dienen sollen. Dazu gehöre die Einsicht, dass Rache zu nichts führt.

München16.02.2020

Lob des informellen Forums

Über die Konferenz sagt Heindl, ihm gefalle es, dass im Saal verschiedene Sichtweisen aufeinandertreffen und gehört werden. Durch dieses Format könnten sich Öffnungen zu neuen Schritten oder Lösungsprozessen ergeben. Das habe er so nicht erwartet, sagt der Regensburger. Gleichzeitig habe er nicht das Gefühl, dass sich angesichts des informellen Forums immer etwas ergebe, das nachwirke. Grundsätzlich begrüßt Heindl, dass der Leiter Wolfgang Ischinger mit der Konferenz eine Plattform für den offenen Austausch bieten wolle. Heindl würde vorab allerdings die Werte deutlicher betonen.

Der Entwicklungshelfer und Berater aus Regensburg Hubert Heindl.
Zur Person::

Hubert Heindl

Der gebürtige Regensburger Hubert Heindl ist Entwicklungshelfer und Berater – sowie in diesem Jahr erstmals als Beobachter bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Der 63-Jährige leitet die „Agentur für Projektberatung, Training und Evaluierung (APTE)“ in Regensburg. Als Entwicklungshelfer und Berater arbeitete unter anderem in Niger, Ruanda, der Zentralafrikanischen Republik sowie in Afghanistan und Vietnam. Zudem ist er Trainer und Coach für Teamarbeit und Führungskräfte, unter anderem für BMW. Hubert Heindl, in jungen Jahren bei den Pfadfindern aktiv war, studierte Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie an den Universitäten Nürnberg und Regensburg sowie in Aberdeen (Großbritannien) und an der National University of Ruanda. (paa)

München14.02.2020
Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.