Reuth bei Erbendorf
15.11.2021 - 15:15 Uhr

Bürgerversammlung in Reuth bei Erbendorf: Gasthof, Baugrund, "Radler-Café"

Ein Pächter ist bereits gefunden, aber der Baubeginn verzögert sich weiter: Der alte Gasthof in Premenreuth soll abgerissen werden, ein Neubau erscheint wirtschaftlich günstiger. Das und noch mehr war Thema in der Bürgerversammlung.

von fks
Weicht der alte Gasthof zur Linde einem Neubau? Eine aktuelle Kalkulation zeigt, ein Abriss sei kostengünstiger. Bild: fks
Weicht der alte Gasthof zur Linde einem Neubau? Eine aktuelle Kalkulation zeigt, ein Abriss sei kostengünstiger.

In der gut besuchten Bürgerversammlung berichtete Reuths Bürgermeister Werner Prucker über aktuelle Projekte in der Gemeinde.

Alter Gasthof

Im April habe er den Architektenentwurf für den alten Gasthof in Premenreuth samt Kostenschätzung beim Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) eingereicht. "Bis Juli habe ich keine Rückmeldung bekommen", erläuterte er, warum bislang noch nichts geschehen sei. Erst nachdem sich Landtagsabgeordneter Tobias Reiß (CSU) eingeschalten habe, sei Bewegung in den Prozess gekommen. Das ALE habe den Antrag allerdings zurückgewiesen, die Kosten seien zu hoch. Daraufhin habe das beauftragte Architekturbüro einen kostengünstigeren Plan entwickelt, den Prucker am Abend vor der Bürgerversammlung erhalten hatte. "Wir werden nun vorschlagen, das Bestandsgebäude abzureißen und neu zu errichten." Damit würden sich die Baukosten von 5,4 Millionen Euro auf 4,2 Millionen Euro verringern. Prucker hofft nun noch in diesem Jahr auf einen positiven Förderbescheid des ALE über 90 Prozent der förderfähigen Kosten. Er freue sich, dass die neue Metzgerei weiterhin die Übergangslösung im Verkaufswagen aufrecht erhalte, wisse aber auch, dass der neue Dorfmittelpunkt unbedingt entstehen müsse.

Weitere Bautätigkeiten

2020 sei eine Schreinerei im Gewerbegebiet Premenreuth fertiggestellt worden, eine Tierarztpraxis mit mindestens fünf Arbeitsplätzen eröffne voraussichtlich im Januar 2022. Das Kanalsanierungskonzept der Gemeinde werde derzeit mit unterschiedlichen Maßnahmen und Bauabschnitten umgesetzt. So sei die Sanierung bereits 2020 in Premenreuth und Letten gestartet; heuer seien ohne Baggertätigkeiten Schadstellen ausgebessert worden. Ein Roboter habe Risse mit Glasfasern und anderen Kunststoffen im Kanal abgedichtet ("Inliner-Technik"). "Wir erhalten derzeit 70 Prozent Förderung für diese Maßnahmen", da die Gemeinde die Härtefallschwelle 2 erreicht habe. "Unser Abwasseraufkommen ist stark gestiegen, deswegen werden die Arbeiten nun dringlicher bewertet." Für das kommende Jahr seien noch kleine Baustellen nötig, die mit der Gemeinde Krummennaab ausgeschrieben würden. Grund: "Für die wenigen Meter können wir sonst keinen vernünftigen Preis erzielen." Erfreulich war aus seiner Sicht, dass der zuvor kalkulierte Kostenrahmen eingehalten werde.

Dauerbaustelle "Radler-Café"

Unverständnis zeigte Prucker bei der noch immer ausstehenden Genehmigung des "Radler-Cafés" im Reuther Bahnhof: Der Bauantrag liege beim Landratsamt Tirschenreuth vor, doch fehle noch eine Entscheidung des Eisenbahnbundesamtes (EBA), wer überhaupt für den Bauantrag zuständig sei. "Wenn uns das EBA mitteilt, sie müssen das entscheiden, dann schicke ich den Antrag gerne dorthin, aber nicht einmal das wurde bisher entschieden." Im Reuther Bahnhof soll ein Gastronomiebetrieb mit 25 bis 30 Sitzplätzen im Innen- und 30 weiteren im Außenbereich entstehen.

Private Baugrundstücke

Sorgenvoll blickte das Gemeindeoberhaupt auf private Baugrundstücke: "Wir haben derzeit keinen einzigen verfügbaren Bauplatz in der Gemeinde." Die sich derzeit in der Erschließung befindlichen vier Baugrundstücke in Letten seien bereits verkauft, in Reuth seien die verbliebenen der insgesamt 15 Grundstücke veräußert, in Premenreuth alle drei vergeben worden. "Jetzt müssen wir, bevor wir ein neues Baugrundstück ausweisen dürfen, einen Bedarfsnachweis vorlegen." Das sei insofern schwierig, da viele in privater Hand befindliche Grundstücke vorhanden wären, aber nicht bebaut würden. "An uns verkaufen möchte auch niemand", daher habe er alle Grundstücksbesitzer angeschrieben, um eine Argumentationsgrundlage zu haben. Sollte ihm schriftlich vorliegen, dass ein Grundstück nicht an die Gemeinde verkauft würde, helfe das bei den Verhandlungen mit dem Regierungsbezirk.

Glasfaseranschluss

Als unwirtschaftlich habe die Gemeinde ein Angebot für einen Glasfaseranschluss für die ehemalige Schule zurückgewiesen. "120.000 Euro soll das kosten." Selbst bei 90-prozentiger Förderung verblieben 12.000 Euro für die Gemeinde. "Das hat der Gemeinderat abgelehnt, wir haben bereits Internet im Gebäude und auch der Mobilfunk ist ausreichend gut vorhanden." Für 35 Meter Kabelverlegen seien die Kosten im Vergleich zum Nutzen zu hoch.

Photovoltaik

Fast fertiggestellt sei die Photovoltaikaußenanlage bei Rechenlohe. „Es gibt zwar was Schöneres in der Landschaft, aber jeder muss seinen Beitrag leisten, wenn der Strom aus der Steckdose kommen soll.“ Die erzeugbare Strommenge liege bei maximal 10 Megawatt Leistung, diese reiche für rund 3500 Haushalte.

Spielplatz Premenreuth

Erfreut war Prucker über die Aufwertung des Premenreuther Spielplatzes mit einem neuen Kletterkarussell. Dies könne über eine Kleinprojekteförderung realisiert werden. Für das kommende Jahr werde über die Errichtung einer Outdoor-Tischtennisplatte nachgedacht, gerne in Zusammenarbeit mit dem TSV Reuth. "Wenn jemand andere Ideen hat, sagt mir bitte Bescheid." Insbesondere seine Sprechstunden würden aktuell sehr wenig in Anspruch genommen werden, dabei freue sich Prucker über eine rege Bürgerbeteiligung.

Einwohnerstatistik

"Wir werden im Durchschnitt immer älter", kommentierte Prucker die Einwohnerstatistik seiner Gemeinde. Im Bereich der 18- bis 65-Jährigen gebe es aber einen leichten Anstieg zu verzeichnen (+0,13 Prozent im Vergleich zu 2020). Trotzdem habe er Sorgenfalten auf der Stirn: Die Geburten seien niedrig geblieben, die Zahl der Mittelschulabsolventen mit 16 in diesem Jahr sehr gering gewesen. "Die Schüler kamen aus Erbendorf, Krummennaab und Reuth zusammen." Gerade in Hinblick auf Handwerksbetriebe seien solch niedrige Zahlen alarmierend. "Zehn von ihnen beginnen vielleicht mit einer Lehre, in den kommenden Jahren werden aber viele Ältere in Ruhestand gehen." Das habe direkte Auswirkungen auch in der Gemeinde; so werde es immer schwieriger, schon heute Fachfirmen zu finden, die Baumaßnahmen zeitnah umsetzen könnten.

Reuth bei Erbendorf04.11.2021
Reuth bei Erbendorf19.11.2020
Weicht der alte Gasthof zur Linde einem Neubau? Eine aktuelle Kalkulation zeigt, ein Abriss sei kostengünstiger. Hier eine Rückansicht mit der frisch renovierten Kirche. Bild: fks
Weicht der alte Gasthof zur Linde einem Neubau? Eine aktuelle Kalkulation zeigt, ein Abriss sei kostengünstiger. Hier eine Rückansicht mit der frisch renovierten Kirche.
Weicht der alte Gasthof zur Linde einem Neubau? Eine aktuelle Kalkulation zeigt, ein Abriss sei kostengünstiger. Bild: fks
Weicht der alte Gasthof zur Linde einem Neubau? Eine aktuelle Kalkulation zeigt, ein Abriss sei kostengünstiger.
Bürgermeister Werner Prucker (stehend) referierte rund eine Stunde über das aktuelle Geschehen in der Gemeinde. Bild: fks
Bürgermeister Werner Prucker (stehend) referierte rund eine Stunde über das aktuelle Geschehen in der Gemeinde.
Trotz der Pandemie war die Bürgerversammlung gut besucht. "Ohne Corona wären sicherlich noch ein paar mehr gekommen", sagte Bürgermeister Werner Prucker (rechts am Pult) Bild: fks
Trotz der Pandemie war die Bürgerversammlung gut besucht. "Ohne Corona wären sicherlich noch ein paar mehr gekommen", sagte Bürgermeister Werner Prucker (rechts am Pult)
Sorgenvoll berichtet Werner Prucker von den ausstehenden Genehmigungen für das "Radler-Café" und das ehemalige Gasthaus. Bild: fks
Sorgenvoll berichtet Werner Prucker von den ausstehenden Genehmigungen für das "Radler-Café" und das ehemalige Gasthaus.

"Wir werden nun vorschlagen, das Bestandsgebäude abzureißen und neu zu errichten."

Bürgermeister Werner Prucker zum alten Gasthof in Premenreuth

"Wenn uns das EBA mitteilt, sie müssen das entscheiden, dann schicke ich den Antrag gerne dorthin, aber nicht einmal das wurde bisher entschieden."

Bürgermeister Werner Prucker zum geplanten "Radler-Café" im alten Bahnhof

"Wir haben derzeit keinen einzigen verfügbaren Bauplatz in der Gemeinde."

Bürgermeister Werner Prucker

 
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