"Graue Energie wird bunt": So wird die Sanierung des Kolpinghauses Riglasreuth betitelt mit dem Zusatz "Instandsetzung eines Nachkriegsbaus". Dafür gab es den Staatspreis Dorferneuerung und Baukultur des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
"Das 1952 errichte Vereinsheim war aufgrund seines desolaten Bauzustands nicht mehr nutzbar und von Leerstand bedroht", heißt es im Portfolio zu den Preisträgern. Nach der gelungenen Instandsetzung stehe es nun als moderne Tagungsstätte der gesamten Dorfgemeinschaft als Treffpunkt zur Verfügung. Die Instandsetzung des Kolpinghauses sei eine zeitgemäße Botschaft zum Erhalt der Grauen Energie der 1950er-Jahre-Bauten und zum Grundsatz des „Bewahrens und Weiterbauens“ anstelle des Abbruchs und Neubaus.
Schnell Antrag gestellt
Bauherrin war die Gemeinde Neusorg, nachdem sie mit einer Vereinbarung mit dem Eigentümer, der katholischen Kirchenstiftung Pullenreuth, das Nutzungsrecht erworben hatte; Architekt war Gerald Braun (Neusorg). 2021 wurde die Generalsanierung des Kolpinghauses abgeschlossen. Als einen „Meilenstein in der Ortsentwicklung von Riglasreuth“ hatte es zu diesem Zeitpunkt Bürgermeister Peter König bezeichnet. 2017 war bekannt geworden, dass der Freistaat Bayern Gelder zur Aufwertung und Verbesserung der Lebensqualität in der nördlichen Oberpfalz bereitstellt. Die Gemeinde Neusorg habe damals schnell entsprechende Projekte angemeldet, um den Umbau des Kolpinghauses in ein modernes Tagungszentrum zu verwirklichen. Durch die „Förderoffensive Nordostbayern“ konnte für das Vorhaben eine Förderquote von 90 Prozent erreicht werden. Auf etwa 520.000 Euro beliefen sich die Kosten, die besonders das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) schulterte.
Bei einem Ortstermin im März 2021 hatte Architekt Gerald Braun auch von Überraschungen gesprochen: die umfangreiche Planungsaufgabe, der Eingriff der Sanierungsarbeiten in sämtliche Gewerke sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie bezüglich der personellen Besetzung der Baustelle und der Lieferzeiten von Materialien. Wie Braun auch während der Bauzeit erwähnte, galt es insbesondere, nachhaltige Baustoffe zu verwenden. Wegen der Feuchtigkeit sei auch eine Trockenlegung des Kellers mit einer Ringdrainage notwendig gewesen. Neu errichtet wurden unter anderem eine Kellertreppe sowie eine neuer Eingangsbereich. Der Zugang zum Gebäude erfolgt nun über eine barrierefreie Rampe. Eine weitere Modernisierungsmaßnahme: Die Heizungsanlage wurde von Öl auf eine Brennwert-Therme umgestellt, der dafür erforderliche Flüssiggastank wurde außerhalb des Gebäudes unterirdisch verbaut.
"Beispielgebend"
Für die Erneuerung und Wiederbelebung ortsbildprägender Gebäude und Häuser hat die für die Ländliche Entwicklung zuständige Ministerin Michaela Kaniber zwölf private und kommunale Bauherren aus ganz Bayern mit Staatspreisen ausgezeichnet. Die Preise sind jeweils mit 3000 Euro dotiert. Die zwölf Projekte sind laut Kaniber beispielgebend für den Erhalt der Baukultur und nachhaltiges Bauen. Beides ist von entscheidender Bedeutung für die Innenentwicklung der Dörfer. "Dem außerordentlich großen Engagement der Preisträger ist es zu verdanken, dass für das Ortsbild und die Baukultur in Bayern charakteristische Gebäude erhalten und zeitgerecht genutzt werden können", wird die Ministerin auf der Internetseite zum Staatspreis zitiert.
Die prämierten Bauvorhaben seien damit "besonders gelungene Investitionen in die Baukultur Bayerns". Die Ministerin wird die Sieger am 19. Oktober bei einem Festakt in der Residenz München Residenz persönlich auszeichnen. Sie wurden aus rund 1700 Projekten ausgewählt, die in den vergangenen zwei Jahren im Zuge der Dorferneuerung umgesetzt und staatlich gefördert worden waren.
Die Staatspreise "Dorferneuerung und Baukultur" werden alle zwei Jahre vergeben. Die Entscheidung fällt eine Kommission aus Architekten, Heimatpflegern und Fachleuten der Verwaltung für Ländliche Entwicklung.
Geschichte des Kolpinghauses
- Gönnerin stellt nach dem Zweiten Weltkrieg der Kolpingfamilie ein Grundstück zur Verfügung.
- Mitglieder errichten trotz schwieriger finanzieller Kassenlage das Kolpinghaus; immer wieder danach wurden Anbauten und Renovierungen vorgenommen.
- Gemeinde Neusorg erwirbt Nutzungsrecht vom Eigentümer, der Katholischen Kirchenstiftung Pullenreuth und ist Bauherr.
- Kirchenstiftung Pullenreuth beteiligt sich an den Kosten.
- Heizung wird von Öl auf Gas umgestellt.
- Rampe ermöglicht einen stufenlosen Zugang.
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