Das richtige Timing bewies die Pfarr- und Gemeindebücherei Schmidmühlen im Oktober 2019 mit ihrer Entscheidung, ihre Arbeit zu digitalisieren. Wie wichtig diese Maßnahme trotz großer Investitionskosten war, sollte sich bald zeigen.
Im Vorfeld der Umstellung hatten die Mitarbeiter den gesamten Büchereibestand sortiert und überprüft und nicht mehr gefragte Medien ausgemustert. Nachdem die entsprechende Hard- und Software, vom Büchereiprogramm über Laptops und Belegdrucker bis hin zum Scanner bestellt und installiert sowie die Arbeitsmaterialien zu Tausenden (Etiketten, Schutzfolien und Leseausweismaterial) besorgt waren, begann man Ende 2019, die verbliebenen knapp 6000 Bestandsmedien mit Barcodes zu etikettieren. Bis zu 16 Helfer versahen Bücher, Hörbücher, DVDs, Zeitschriften und Spiele mit den entsprechenden Strichcodeetiketten und von Hand zugeschnittenen Schutzfolien. Nach drei intensiven Tagen war die Arbeit geschafft, und die manuelle Eingabe der Medien- und Nutzerdaten in das neue Büchereiprogramm konnte beginnen. Insgesamt 450 Stunden ihrer Freizeit verbrachten ehrenamtliche Helfer in der Bücherei. Hinzu kamen etliche Stunden, die zwei junge Erwachsene für Installation und laufende Betreuung der Hard- und Software investierten. Finanziert wurde die Umstellung aus den Rücklagen der Bücherei und mit Beteiligung der Marktgemeinde Schmidmühlen, die den Gemeindezuschuss erhöhte.
Nach einer zehnwöchigen Schließ- und Umstellungsphase konnte die Bücherei wieder ihre Pforten öffnen. Aber nur zwei Wochen lang, dann kam Corona mit dem ersten Lockdown im März 2020. Doch nun machte sich die Digitalisierung der Büchereiarbeit bezahlt. Kurzerhand wurde in den Biblino-Onlinekatalog investiert, der den Büchereinutzern die Möglichkeit bietet, sich online über den Medienbestand zu informieren und in Krisenzeiten per E-Mail Medienbestellungen aufzugeben. Ende April 2020 startete der Medienhol- und Bringdienst, nachdem ein umfassendes Hygienekonzept zum Schutz von Mitarbeitern und Nutzern ausgearbeitet worden war. Ab Juli war die persönliche Ausleihe wieder möglich und der Hol- und Bringdienst wurde eingestellt.
Auch von zweiten Lockdown ab Anfang Dezember war die Büchereien unmittelbar betroffen. Innerhalb von zwei Tagen ermöglichte man eine letzte persönliche Ausleihe, damit sich die Leser über Weihnachten mit Lektüre versorgen konnten. Und die nahmen dieses Angebot reichlich wahr. Binnen vier Stunden wurden 450 Medien ausgegeben. Bis 19. Januar 2021 ruhte dann der Büchereibetrieb.
Währenddessen kaufte die Büchereileitung neue Bücher, band sie ein und katalogisierte sie. Bücher aus den Altbeständen wurden bewertet und an Antiquariate weitergegeben. Zusätzliches Hygieneinventar wurde beschafft und installiert. Flohmarktware wurde umsortiert, um im Falle von Lockerungen schnell auf Artikel für einen möglichen Verkauf zugreifen zu können. Am 20. Januar 2021 startete erneut der Medienhol- und Bringdienst, bevor man auf das aus dem Handel bekannte „Click and collect" umstellte.
Das Büchereiteam plant für die Zeit nach dem Lockdown Schulführungen, Vorlesestunden für Kinder, Büchereifeste mit Buchvorstellungen und den bewährten Flohmarkt. Höhepunkt aber dürfte die für Dienstag, 12. Oktober, geplante Lesung mit der namhaften Schriftstellerin Tanja Kinkel („Der Puppenspieler", "Grimms Morde", "Götterdämmerung", "Der Wal und das Mädchen“).














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