Die Ex-Soldaten nutzen die Gelegenheit auch zur Pflege der Kameradschaft - nicht nur mit befreundeten Reservisten aus Hohenkemnath, Poppenricht, Illschwang, Hausen, Mendorferbuch und Hohenburg, sondern auch mit aktiven Soldaten des Logistikbataillons 472 aus der Kümmersbrucker Schweppermannkaserne, der Pateneinheit der Schmidmühlener Reservisten. Deren Vorsitzender, Oberfeldwebel der Reserve Paul Böhm, hatte als profunder Kenner des Übungsplatzes und Verbindungsmann zur US-Armee für Samstag eine Tour durch den Übungsplatz organisiert. Und auch für den Bustransfer in den Übungsplatz und zurück nach Schmidmühlen sowie dort ein abschließendes Spanferkelessen beim Trachtenverein gesorgt.
Ein solcher Marsch ist auch für Reservisten etwas Besonderes, selbst wenn manche von ihnen das Gelände noch aus ihrer aktiven Dienstzeit kennen. Schließlich hat sich im Lauf der Jahre doch vieles verändert. Oberst der Reserve Bertram Gebhard, ehemaliger Phantompilot und jetzt Kreisvorsitzender der Reservisten, erinnerte beim Abmarsch daran, dass er den Übungsplatz Hohenfels dienstlich zum ersten Mal 1987 gesehen hatte – allerdings nur aus der Luft. Erstmals bei einem Wintermarsch der Reservisten dabei war er dann 2008. "Das ist schon was Besonderes."
Eine besondere Tour
Ein bisschen besonders wurde die Tour diesmal auch, weil bei den Amerikanern wegen der Lage im Nahen Osten derzeit verschärfte Sicherheitsvorschriften gelten. Und weil im Kernbereich des Geländes gegenwärtig Übungen der US-Armee laufen. Deshalb mussten die Wintermarschierer ihre Aktivitäten auf das Erweiterungsgebiet im westlichen Teil beschränken.
Rund 80 Teilnehmer in sechs Gruppen marschierten von verschiedenen Startpunkten aus durch den erweiterten Teil des Militärgeländes. Höhepunkte auf den jeweils rund 15 Kilometer langen Strecken, die mit Hilfe von militärischen Landkarten durchstreift wurden, waren natürlich die verlassenen Dörfer, die teilweise verfallen, teilweise aber auch von der Army neu aufgebaut wurden. So nutzten einige der Teilnehmer die kleine Leberkässemmel-Brotzeit mittags gern dazu, um sich in Lutzmannstein umzusehen. Im einst größten der aufgegebenen Dörfer (296 Einwohner) hat die Army die umfangreichsten Sanierungsarbeiten vorgenommen. Mehrere Gebäude wurden hergerichtet, darunter der ehemalige Kramladen der "Schloudmarie", den Fledermäuse als Sommerquartier schätzen.
Interessantes wusste Paul Böhm auch bei einem Abstecher ins etwas kleinere Dorf Pielenhofen (einst 250 Einwohner) zu berichten. Von den meisten früheren Gebäuden hier sind inzwischen zwar nur noch ein paar Mauerreste übrig. Doch die Army hat die kleine Kapelle "Zur Heiligen Maria Mutter Gottes" und den benachbarten Brunnen 2018 saniert. Grundmauer und Fundament waren so gut erhalten, dass die Militärs darauf aufbauen konnten.
Projekte wie in Pielenhofen oder auch in Lutzmannstein laufen bei der US-Armee als Artenschutzmaßnahmen. So wurde das Kirchlein "fledermausgerecht" gestaltet: Durch ein Gitter an der Tür können die Tiere einfliegen und finden im offen gestalteten Dachboden Hängeplätze. Ein Greifvogelschutz verhindert, dass sich Vögel in der Kapelle einquartieren. Der neue Bau orientiert sich in seiner Gestaltung am Original. Das ist noch auf alten Fotos zu sehen, die vor Ort auf Tafeln mit Infotexten an die abgelösten Dörfer erinnern.
Sterbebilder als Erinnerung
Der Innenraum des Kirchleins wurde gemeinsam mit ehemaligen Dorfbewohnern hergerichtet. Es gibt noch Pielenhofener, die einst selbst im Ort gelebt haben. Sie und ihre Angehörigen werden alle zwei Jahre eingeladen, ihren frühere Heimatort zu besuchen, für einen Gottesdienst und die obligatorische Knackwurst-Brotzeit. In der Kapelle sind eine Sammlung von Sterbebildern und andere Erinnerungen an den Ort zu sehen. Das Wandgemälde ist eine Kopie des Wallfahrtsbildes "Maria Schnee". Das Original stammt aus der Kirche auf dem Schauerstein, ebenfalls im Übungsplatz, und befindet sich heute in Realschule/Gymnasium St. Marien (ehemals Englische Fräulein) in Regensburg.
Geschichte(n) aus dem Übungsplatz
Anders als von der Kapelle ist von der einstigen Pfarrkirche St. Nikolaus in Pielenhofen praktisch nichts mehr erhalten: Ein Haufen verwitterter Steine liegt dort, wo sie stand. Noch vorhanden ist die umgebende Friedhofsmauer mit dem prägnanten Torbogen. Die Grabsteine sind umgezogen worden: Sie stehen heute mit weiteren Exemplaren aus Lutzmannstein und Griffenwang in der Traditionsecke auf dem Friedhof in Velburg (Landkreis Neumarkt).
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