Schnaittenbach
23.10.2019 - 10:12 Uhr

Vor 120 Jahren wird in Schnaittenbach erster Granit-Steinbruch in Betrieb genommen

Nicht nur das Kaolin, sondern auch der im Buchberggebiet vorherrschende Granit hat in früheren Zeiten für die Wirtschaft im Raum Schnaittenbach eine bedeutende Rolle gespielt. Insgesamt vier Steinbrüche gab es einmal.

Vor 120 Jahren ist der Fruth-Steinbruch in Betrieb genommen worden. Vor 65 Jahren wurde der Granitabbau eingestellt und die Fläche wieder der Natur überlassen. Bild: sh
Vor 120 Jahren ist der Fruth-Steinbruch in Betrieb genommen worden. Vor 65 Jahren wurde der Granitabbau eingestellt und die Fläche wieder der Natur überlassen.

Was vielfach nur mehr der älteren Generation bekannt ist: Vor 120 Jahren wurde als erster der Fruth-Steinbruch in Betrieb genommen, um dort Granit abzubauen. Der bekannte Schnaittenbacher Heimatforscher Georg Landgraf schreibt in seinem 1933 erschienenen Heftchen "Eichenberg und Buchberg - zwei Weihestätten der Deutschen in der Oberpfalz" folgendes: "Geologisch sind Buchberg und Eichenberg der westlichste Vorsprung des Urgebirges, das hier über die Naab vordringt. An verschiedenen Stellen, an Wegrändern usw. tritt das Gestein, der bojische und bunte Gneis und der petrographisch gleich zusammengesetzte Granit zutage. Rings um den Gebirgstock sind die heutigen Gebäude zum größten Teil aus seinem Material hergestellt. Auch zu Pflastersteinen, Marksteinen und vor allem als Schottermaterial für Straßengrund findet das Gestein Verwendung. Der Granit spielt also in der Wirtschaft der dortigen Gegend eine bedeutende Rolle."

In insgesamt vier Betrieben, dem Fruth-, dem Gloser-, dem Gemeinde- und dem Distrikt-Steinbruch wurde früher Granit für verschiedene Zwecke gewonnen. Der älteste davon, der Fruth-Steinbruch ging vor 120 Jahren in Betrieb. 1899 begann die Firma Granitwerk Schnaittenbach, eine GmbH, bestehend aus den Nürnbergern Held und Eichhorn sowie dem Schnaittenbacher Kaufmann Ludwig Stadler, den Granitreichtum in der Region auszubeuten. Mit großen Kosten erwarb das Unternehmen viele Tagwerk Grund und Boden am Abhang der Freudenberge, in der sogenannten Krausöd, und ließ den Berg anbrechen, dessen vorzügliches Material bereits der Vater von Ludwig Stadler in kleinerem Umfang ausgebeutet hatte. Teilweise wurde das Material in mühevoller Handarbeit ohne Sprengungen an Ort und Stelle zu Granitwürfeln geformt.

Auf die Geschichte der Schnaittenbacher Steinbrüche verweist eine von den Buchbergfreunden Erwin Meier (links) und Heinz Gebhardt aufgestellte Hinweistafel. Bild: sh
Auf die Geschichte der Schnaittenbacher Steinbrüche verweist eine von den Buchbergfreunden Erwin Meier (links) und Heinz Gebhardt aufgestellte Hinweistafel.

Im gleichen Jahr begann der Betrieb mit der Planung einer Feldeisenbahn mit Lokomotivbetrieb, die von der Regierung der Oberpfalz im Dezember 1900 auf der Strecke von Krausöd über über die Flur Oed, Seideloed, Treibenbach zum Steinquetschwerk Stadlwerk zur dort vorbeiführenden Lokalbahn Amberg-Schnaittenbach genehmigt wurde. Zum Transport des groben Granitmaterials zur dortigen Brecheranlage zwecks Verarbeitung zu Straßenschotter wurden Kastenkippwagen mit hölzernem Untergestell und Kasten eingesetzt, die zwei Kubikmeter fassten und anfangs mit Hebel- und später mit Spindelbremse ausgestattet waren. Soweit aus Überlieferungen bekannt, soll es außer ein paar Quetschungen keine ernsthaften Verletzungen oder gar Todesfälle gegeben haben. Allerdings entwickelte sich die Granitquetsche, hauptsächlich wegen der eintretenden Baukrise, nicht in dem gewünschten Maß, so dass sie um 1905/06 einging und Ludwig Stadler dort im Jahre 1906 stattdessen eine Holzwollfabrik einrichtete, die jedoch 1915 abbrannte. Später zog auf dem Areal eine Farbenfabrik ein. Im Volksmund sind die dortigen Anwesen heute noch als Stadlwerk oder Farbwerk bekannt.

Der Gloser-Steinbruch befindet sich in der Flur Hinterer Wenzelsberg und hatte eine Größe von 8620 Quadratmeter. Eigentümer war Johann Roth aus Schnaittenbach, mit Hausnamen Gloser, der dort nach dem Ersten Weltkrieg im Familienbetrieb Groß- und Kleinpflaster sowie Grenzsteine herstellte und zwar mit Meißel und Hammer, aber auch schon mit Bohrungen und Sprengungen. Gearbeitet wurde nur in den Sommermonaten, während im Winter der Abbau ruhte. Dafür standen eine eigene Hütte und auch eine Schmiede zur Verfügung. Johann Roth betrieb nicht nur den Steinbruch, sondern pflasterte selbst darüber hinaus die Höfe in den umliegenden Dörfern wie Mertenberg mit seinen Granitsteinen, die er teilweise mit seinem Kuhwagen dorthin transportierte. Die Kinder mussten dann später mit einem Ziehwagerl den Steinstamper zur Arbeitsstätte nachfahren. Mitte der 50er-Jahre wurde dieser Steinbruchbetrieb eingestellt.

Der Schnaittenbacher Bevölkerung größenteils unbekannt ist der frühere Distrik- oder Bezirks-Steinbruch, der in der Flur Krausöd liegt und sich jetzt im Eigentum des Freistaats Bayern, Forstverwaltung, befindet. Frühere Eigentümer waren Bezirk und Landkreis, von dem der Schnaittenbacher Bartholomäus Dobmeier den Steinbruch angepachtet hatte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg öffnete dieser Familienbetrieb, der sich der Herstellung von Pflaster- und Marksteinen sowie Schotter vor allem für den forstwirtschaftlichen Wegebau widmete. Das gewonnene Material wurde mit einem Holzgaser-Fahrzeug abtransportiert. Zuvor waren mit einem langen Meißel und Vorschlaghammer mindestens ein Meter tiefe Löcher geschlagen und dann das Gestein gesprengt worden. Betriebsgebäude befanden sich im dortigen Steinbruch nicht, lediglich eine kleine Hütte zur Unterbringung der Gerätschaften. Der Distrikt- oder Bezirkssteinbruch, von dem Schnaittenbacher Häuslbauer nach dem Zweiten Weltkrieg noch ihre Steine holten, wurde, da nicht mehr rentabel, Anfang der 50er-Jahre eingestellt.

Der kleinste und unbedeutendste Steinbrauch in Schnaittenbach war der Gemeinde-Steinbruch, der sich neben der früheren Weiheranlage Busch am Hinteren Irlerweg befand. Er gehörte der Kommune und diente in erster Linie zur Gewinnung von Schottermaterial für den Bau des Weges vom Blemlhof bis zur Abzweigung Faberschlemm. Vom Steinbruch bis zum Blemlhof verlief eine Rollwaglbahn, mit der der Schotter zur Baustelle befördert wurde. Anfang der 30er-Jahre wurde der Betrieb wieder eingestellt. Vor Jahrzehnten wurde das Gelände aufgefüllt und ist heute nicht mehr als Steinbruch zu erkennen.

Auf dem verbliebenen Steinmaterial hat sich im Laufe der Zeit Moos angesetzt, Bäume und Sträucher überwuchern das ausgebeutete Gelände. Die Natur hat sich hier einiges zurückgeholt. Um Wanderer und Spaziergänger aufmerksam zu machen und die Steinbrüche vor der Vergessenheit zu bewahren, brachten die Heimat- und Buchbergfreunde Erwin Meier und Heinz Gebhardt entsprechende Hinweisschilder an.

 
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