25 Jahre Freilichtbühne am Buchberg: Echtes Blut und falscher Schnaps

Schnaittenbach
26.07.2021 - 19:55 Uhr
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Ist wirklich Schnaps in den Gläsern, wenn sich die Schauspieler der Freilichtbühne am Buchberg zuprosten? Zur Feier seines 25-Jährigen verriet der Schnaittenbacher Theaterverein auch, was die Zuschauer sonst nicht mitbekommen.

Live gespielt wurde heuer nicht auf der Freilichtbühne am Buchberg – Corona hatte die Proben ausgebremst. Dafür gab es am Freitag und Samstag zwei Film-Abende für Freunde zum 25-Jährigen des Schnaittenbacher Theatervereins.

Freunde, Familie und Gönner hatte die Freilichtbühne am Buchberg eingeladen zu einem "Fest von uns, für uns und unsere Freunde", um ihr 25-Jähriges trotz Pandemie ein bisschen zu feiern. Die Theatersaison im Wald bei der Buchberghütte war schon im vergangenen Jahr und dann auch heuer erneut Corona zum Opfer gefallen. Damit wurde "Das Wirtshaus im Spessart" schon zum zweiten Mal, jetzt auf 2022, verschoben. Aber die Pandemie-Vorschriften erlaubten jetzt immerhin zwei Freiluft-Filmabende, in denen Schauspieler und Zuschauer auf 25 bewegte Jahre Freilichtbühne am Buchberg zurückschauten. Dabei gab es dann auch manchen Blick hinter die Kulissen, der dem Publikum sonst verwehrt bleibt.

Obwohl Corona die Buchberg-Truppe um Vorsitzenden Thomas Reiß und Spielleiter Stefan Reindl zwei Jahre ausgebremst hat, waren es, weil die Buchbergbühne teilweise auch mehrere Inszenierungen in einer Spielzeit hatte, tatsächlich 25 Theaterstücke in 25 Jahren. Unter ihrem legendären damaligen Spielleiter, dem Meier Schorsch, waren die Schnaittenbacher zuvor noch fünf Jahre im Vitusheim aufgetreten. Als es abgerissen wurde, musste ein neuer Spielort her. Die Bühne im Wald hinter der Buchberghütte war zunächst "nur ein Versuch", doch dann blieb es dabei. Und freiwillig, das wurde bei den beiden Jubiläums-Abenden auf dem Buchberg am Freitag und Samstag deutlich, bringt man hier wohl weder die Schauspieler noch ihre Zuschauer-Fangemeinde wieder herunter vom Buchberg.

Singende Hühner und Dracula

Kein Wunder, schließlich waren hier schon so viele unvergessliche Dinge zu erleben: Lustiges wie wilde Wirtshausschlägereien ohne Stuntmen, tanzende Gaunerbanden, ein Dracula-Schloss und singende Hühner, aber auch Ergreifendes wie viele dramatische Bühnentode oder ein echter Steppenadler, der nachts aus dem Wald zur Geierwally auf die Bühne geflogen kam. Ob nun Spielleiter Stefan Reindl, der auch immer mitspielt, oder sein Schauspiel-Kollege Peter "Aierl" Kraus in 25 Jahren öfter den Bühnentod gestorben sind, konnten die beiden am Samstag nicht sagen. Aber wer den allerersten Satz "da herom" sagen durfte, das ist belegt: Kerstin Donhauser war das, damals, bei der Buchberg-Premiere von "S' Ghoamnis ums Bergkreuz". Sie ist heute noch dabei und plauderte mit ihren Vorstands-Kollegen Thomas Reiß und Stefan Reindl aus dem Theater-Nähkästchen, begleitet von Filmausschnitten der Stücke aus den vergangenen 25 Jahren.

Tatsächlich waren einige Zuschauer da, die alle 25 Stück gesehen haben. Noch mehr Hände hoben sich freilich bei der Frage, wer schon mal im Regen auf dem Berg Theater erlebt hat. Aus den zunächst acht Mitwirkenden 1997 sind inzwischen 53 geworden, die in der letzten Saison vor Corona bei "Anatevka" auf der Bühne standen. Schnaittenbachs Bürgermeister Marcus Eichenmüller durfte auch schon, wie er in seinem Grußwort verriet: "Aber danach bin ich nie wieder gefragt worden." Ob's wohl daran lag, dass er einen ganzen Tisch voller Spickzettel brauchte? Wer, wie Alfons Nagler, auch mit 83 als Senior der Truppe jedes Jahr dabei ist, hat sich seinen Künstlernamen redlich verdient: Seit der Geierwally 2007 heißt er bei allen nur noch "der Kletter" wie der Knecht im Stück, den er mit Hingabe spielte. Seine Kollegen schätzen ihn, den geschickten Handwerker, aber auch als Last-Minute-Lieferant fehlender Requisiten: Für den "Besuch der alten Dame" schnitzte er mal eben schnell die benötigte Beinprotese.

Mit 13 Jahren schon Zehnjähriges

"Der Kletter" ist heute der Älteste bei der Buchbergbühne. Eva Reindl war zweieinhalb Jahre alt bei ihrem Debut im "Jäger vom Fall" 2001. Und Paul Saller kann heuer sein Zehnjähriges als Bühnenbauer feiern: Er hat als Dreijähriger angefangen. Ernsthaft. Die Jubiläumsgäste haben ein Beweisfoto gesehen. Theater ist und bleibt Familiensache auf dem Buchberg. Drei Generationen Nagler stehen hier auf der Bühne und auch Ehen wurden hier schon angebahnt. Auch heuer im Oktober wird es wieder eine geben.

Was passiert eigentlich hinter der Bühne, während vorne die Vorstellung läuft? Auch dazu gab es Bilder aus dem Fotoalbum der Freilichtbühne. Und die Antwort: Isolde strickt, der Kletter liest und die Monika schaut. Und der Stefan rasiert sich noch schnell, weil er das vorher nicht mehr hinbekommen hat. Nur etwas für Profis sind vermutlich die handegschriebenen Ablaufpläne, die genau festlegen, wer wo wan sein und was tun muss. Und wehe, die Kostüme, die während der Aufführung zum Umziehen gebraucht werden, liegen dafür nicht genau da, wo sie liegen sollen!

Tierische Auftritte

Der Hund der neuen Wirtsleut vom Buchberg trat beim Jubiläum ungefragt auf, machte aber eine gute Figur auf der Bühne. Vielleicht bekommt er ja auch mal eine Rolle? Steppenadler Lena hatte sie schon: In der legendären Geierwally-Inszenierung spielte der gefiederte Schützling von Hans Weiß aus Kümmersbuch mit. Der war natürlich auch da zum Jubiläum und hatte als Vertretung von Lena den nicht minder beeindruckenden Steinadler "Herr Steinmeier" dabei, der ganz friedlich auf seinem Arm im Publikum saß. Bei Geierwally Karin Kumeth war Adlerdame Lena damals versehentlich einmal auf der Schulter statt auf dem Handschuh-geschützten Arm gelandet – auch wenn sich die Geierwally damals nichts anmerken ließ, blieben die schmerzhaften Krallenspuren noch eine ganze Weile. Für Weicheier ist die Buchbergbühne halt nix – egal, ob es um erste Proben im Schnee geht, ob Thomas Reiß beim Schnitzen auf der Bühne abrutscht und echtes Blut fließt, oder ob Sebastian Reindl in gnadenlosen 45 Minuten in der Maske in eine unwiderstehliche Puffmutter verwandelt wird. Letzteres durften die Zuschauer jetzt im Zeitraffer-Film mitverfolgen.

Eine Frage war am Ende aber trotz der vielen Blicke hinter die Kulissen noch offen, deshalb fragte ein Zuschauer doch nochmal nach: Wie ist das denn nun, wenn die Schauspieler sich zuprosten auf der Buchbergbühne? Haben sie dann echt Hochprozentiges im Glas? Fast immer, lautete die Antwort. Nur als Peter Kraus und Thomas Reiß in Anatevka innerhalb weniger Minuten eine ganze Flasche Schnaps leeren mussten, tranken sie schwarzen Tee. Sonst hätte Milchmann Tevje seinen weiteren Auftritt mit besonders viel Text vermutlich nicht mehr hinbekommen.

Schnaittenbach26.05.2019
Typisch Buchbergbühne: Adler "Herr Steinmeier" und sein Besitzer, Falkner Hans Weiß von der Tierauffangstation Kümmersbruch, gehörten auch zu den Jubiläumsgästen der Freilichtbühne am Samstag.
Leere Plätze gibt es hier eigentlich nicht, die Buchbergbühne-Aufführungen sind praktisch immer ausverkauft. Zum Jubiläum am Samstag mussten aber Sitze leer bleiben, um die Corona-Abstände zu wahren.
Charmante Plauderer beim Jubiläums-Abend (von links): Vorsitzender Thomas Reiß, Spielleiter Stefan Reindl und Vorstandsmitglied Kerstin Donhauser begleiteten Filmausschnitte und Foto-Einblendungen mit mancher Anekdote aus 25 Jahren Freilicht-Theater.
 
 

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