Vituskirwa schlägt im Laufe ihrer 70 Jahre auf vielen Plätzen in Schnaittenbach die Zelte auf

Schnaittenbach
06.06.2023 - 11:27 Uhr
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Hüll, Fußballplatz, Weich-Garten, Stepper-Wiese, auf der Loh, Tritschler-Wiese am Ehenbach und jetzt die Bachwiesen – im Laufe der 70 Jahre ihres Bestehens wechselt die Schnaittenbacher Vituskirwa viele Male den Festplatz. Ein Rückblick.

Die erste Schnaittenbacher Vituskirwa fand auf dem damals noch unbefestigten Festplatz auf der Hüll statt, dem heutigen Georg-Landgraf-Platz.

Seit bereits 70 Jahren feiern die Schnaittenbacher ihre Vituskirwa. Nach der Corona-Pandemie findet sie am kommenden Wochenende wieder auf dem Festplatz an der Wernberger Straße statt. Ausrichter ist der Kirwaverein. Dieses Jubiläum war für den Hobbychronisten Hans Grieger Anlass, in der Geschichte dieses Heimat- und Kirchenfestes zu blättern.

Wie aus alten Gemeinderatsbeschlüssen hervorgeht, schlug die Geburtsstunde der Vituskirwa im Jahre 1953. "Geburtsort" war die Hüll, der jetzige Georg-Landgraf-Platz, und der Heimat- und Volkstumsverein Ehenbachtaler war quasi die Hebamme. Der damalige Vorsitzende der Trachtler, Erwin Rosner, unterbreitete Anfang 1952 dem Marktrat den Vorschlag, eine Vituskirchweih ins Leben zu rufen. Er verwies darauf, dass Schnaittenbach im Vergleich zu anderen Orten, wie Hirschau oder Holzhammer, keine eigene Kirchweih besitze, sondern das Fest wenig beachtet an der Allerweltskirchweih feiere.

Die Ehenbachtaler Trachtler hielten es für dringend notwendig, dass die Schnaittenbacher Kirchweih in Zukunft auf den Vitustag, den Namenstag des Schnaittenbacher Kirchenpatrons, verlegt werde. Nachdem auch Pfarrer Simon Utz dieser Änderung nicht ablehnend gegenüberstand, schlug man als Kirwatag den dritten Sonntag im Juni vor. Auch der Marktgemeinderat und damalige Bürgermeister Johann Nagler standen der Idee aufgeschlossen gegenüber. So beauftragte der Gemeinderat Anfang 1953 den Heimat- und Volkstumsverein Ehenbachtaler, zusammen mit dem städtischen Kulturausschuss unter der Leitung von Gemeinderat Arthur Kunze die erste Schnaittenbacher Vituskirwa 1953 auszurichten.

Das Wochenende vom 20. bis 22. Juni 1953 stand Schnaittenbach dann ganz im Zeichen der Kirchweihpremiere. Unter Vorantritt der 20 Mann starken Kaolinkapelle unter Musikmeister Vitus Bauer zog der Marktrat mit Bürgermeister Johann Nagler und dem Hirschauer Bürgermeister Lederer auf dem Festplatz Hüll ein. Der Gesangverein unter Leitung von Rudolf Plank umrahmte das Fest mit Heimatliedern, der Trachtenverein wartete mit Volkstänzen und Plattlereinlagen auf dem für die Vituskirwa errichteten 100 Quadratmeter großen Tanzpodium unter dem Kirwabaum auf. Die vielen Schausteller, Bratwurst- und sonstigen Stände vervollständigten das bunte Bild der ersten Vituskirwa. Am Sonntagvormittag wurde die Kirchweih in der geschmückten Pfarrkirche St. Vitus mit einem Hochamt festlich begangen. Die weltlichen Feierlichkeiten setzten sich nachmittags mit einer Serie von fünf Fußballspielen auf dem Sportplatz und mit Tanzvorstellungen auf der Freibühne und im Haas-Saal fort. Eines der jüngsten Kirchweihfeste in der Oberpfalz hatte ihre Generalprobe bestanden.

1954 erlebte die Kirwa einen enormen Aufschwung. Das von der Schloßbrauerei Hirschau auf der Hüll aufgestellte, 5000 Personen fassende Bierzelt war dem Ansturm der Kirchweihbesucher nicht gewachsen, so dass auch der Haas-Saal und die übrigen Gastwirtschaften vollen Betrieb zu verzeichnen hatten. Nach Unstimmigkeiten mit dem Trachtenverein übertrug die Stadt 1955 die Ausrichtung der Vituskirwa an den Schaustellerbetrieb Ludwig Schleicher aus Regensburg. In Ermangelung einer geeigneten Festwiese fand die Kirwa im Rahmen einer Volksfestwoche auf dem Sportplatz Falterhölzl statt, den der TuS zur Verfügung stellte. Ab 1956 dauerte die Vituskirchweih nur noch drei Tage. 1957 wurde sie mit dem Gauschützenfest des Schnaittenbacher Schützenvereins kombiniert und fand im Weich-Garten am Bahnhof statt.

1959 übertrug der Stadtrat die Ausrichtung der Vituskirchweih wieder dem Heimat- und Volkstumsverein Ehenbachtaler auf dem Festplatz Hüll. 1960 verlegte man den Festplatz auf die Stepper-Wiese an der B 14 in der Wernberger Straße. Ausrichter war erneut das Schaustellerunternehmen Ludwig Schleicher. Nach verschiedenen Festplätzen wie Hüll, Fußballplatz, Weich-Garten, Stepper-Wiese, auf der Loh, Tritschler-Wiese am Ehenbach usw. siedelte man das Fest unter dem Ausrichter Franz Geiger, einem örtlichen Gastwirt, 1972 auf dem städtischen Platz Bachwiesen an. Bis 1980 zeichnete Geiger, teilweise zusammen mit dem Wastl Hans aus Holzhammer, für die Vituskirwa verantwortlich. Nachdem weder ein Verein noch ein Gastwirt mehr bereit waren, die Vituskirchweih auszurichten, gründete sich mit Vitus Kaa, Werner Jiricka und Manfred Jiricka eine Interessengemeinschaft, die 1981 und 1982 die Kirchweih auf den Bachwiesen veranstaltete. 1983 sprang die Brauerei Winkler aus Schlicht als Ausrichter ein.

Es war ein Glücksfall für Schnaittenbach, dass der Singender Club mit Badefreuden Schnaittenbach (SCmBF) ab 1984 die Vituskirchweih übernahm und die Tradition über 30 Jahre lang bis 2016 fortführte, ehe er die Ausrichtung 2017 in die jüngeren Hände des Schnoittnbecka Kirwavereins legte. Erwähnt sei noch, dass 1987 auf Initiative von Hans Grieger anlässlich der Vituskirwa der Schnaittenbacher Stadtlauf eingeführt wurde, den die Stadt dann im Jahr 2000 zu einem Bürgerlauf umwidmete. Gesponsert von der Firma Dorfner, kommen einheimische Vereine und Institutionen in den Genuss der "Kilometergelder".

Hintergrund:

Sängerclub mit Badefreuden (SCmBf)

  • Gegründet: 1975 im Schnaittenbacher Naturbad.
  • Vereinsgründung: Wie der Name schon sagt, riefen schwimmbegeisterte Schnaittenbacher, die auch gern sangen, den Verein ins Leben. Bei der Eröffnung des Naturbads 1975 kam erstmals auch der weiß-blau gestreifte Nostalgie-Badeanzug zum Einsatz.
  • Aktivitäten: Geselligkeit wurde groß geschrieben: Plattenpartys im Vitusheim, Müllsammelaktionen, Bürgerwaldfeste, Seniorennachmittage, Altensingen, Lumpenbälle und weitere Faschingsveranstaltungen. Der Erlös von vielen Tausend Euro wurde für verschiedene soziale Zwecke gespendet.
  • Vituskirwa: In den Jahren 1984 bis 2006 insgesamt 33 Mal Ausrichter der Traditionsveranstaltung.
  • Auszeichnung: Kulturpreis 2016 der Stadt Schnaittenbach, "Kulturschnoittling".
  • Vereinsruf: "Badehose, ho, ho, ho".
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