Es liegt im Wesen von Stichstraßen, abrupt zu enden. Bauzäune im Sinne einer Demarkationslinie sind eher die Ausnahme. Ebenso wie eine Doppelgarage auf einem seit Menschengedenken genutzten Fuß- und Waldweg, der sogar als offizieller Wanderweg ausgewiesen war. Beides gibt es in dem Schnaittenbacher Siedlungsgebiet Haidhof und das Eine ist die Folge des Anderen. Jahrzehnte herrschte dort die Idylle, in unbeschwerter Nachbarschaft zur Natur zu wohnen, zu leben und sich frei bewegen zu können.
Diese Illusion ist zerstört. Ausgelöst hat den Streit im Frühjahr vergangenen Jahres die zu einem neuen Einfamilienhaus gehörende Doppelgarage. Sie steht auf Privatgrund, das ist unstrittig. Ebenso, dass genau hier laut der Haidhofer "schon immer" ein Fuß- und Waldweg in den benachbarten Bürgerwald verlief, der nun unpassierbar ist.
Stadtrat kneift
Als nach der Wegsperrung nach Gutsherrenart die Empörung in der Nachbarschaft größer wurde, stellten sich Stadtverwaltung, Stadtrat und Bürgermeister Josef Reindl (CSU) auf den Standpunkt, die Garage sei baurechtlich nicht verhinderbar gewesen. Gegen den Bauherren vorgehen werden sie, so ein Stadtratsbeschluss mit einer Stimme Mehrheit, deshalb nicht.
Was anfangs nach einer Provinzposse aussah, offenbart ein tiefgreifendes Problem. In und rund um Haidhof liegt die Wegesituation tief im Argen. Viele Straßen - einige Haidhofer behaupten, es sei gar nicht bekannt, welche genau - verlaufen auf Privatgrund und werden wie selbstverständlich öffentlich genutzt. Wie sie formalrechtlich gewidmet sind, das wisse eigentlich keiner so genau.
Die jüngste Barriere wurde von der Eigentümerin des dahinter liegenden Wiesengrundstücks errichtet. Sie sah keinen anderen Ausweg mehr, gab sie gegenüber der AZ an. Nachdem die Doppelgaragen-Mauer in der Nachbarschaft errichtet worden war, hätten viele Fußgänger den Weg über dieses Areal und ein weiteres dahinter liegendes Grundstück genommen, um in den bei Spaziergängern beliebten Bürgerwald zu kommen. Die Wiese sei an eine Schafhalterin verpachtet und werde entsprechend genutzt. Deshalb jetzt dieser Zaun, begründet die Grundstückseigentümerin ihre Entscheidung.
Das dauert noch
Diese neue Barriere ist nicht die erste Reaktion auf die die Gemüter erhitzenden Doppelgarage. Martin Nagler, Eigentümer des dem Stadtteil den Namen gebenden Haidhofs, der heute eine Ruine ist, hatte noch eine Satire daraus gemacht, ein symbolisches Tor auf einem seiner Feldwege errichten lassen und feierlich gleich wieder geöffnet.
Nagler geht allerdings auch verwaltungsgerichtlich gegen die Stadtrats-Entscheidung vor, untätig zu bleiben. Ein Verhandlungstermin, teilte das Regensburger Verwaltungsgericht mit, ist noch nicht absehbar.
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