Schnaittenbach
08.06.2018 - 11:52 Uhr

Die Wildbienen in der Natur

Am Gartenhäuschen hängt ein altes, löchriges Stück Holz. Ein genauerer Blick offenbart: Hier nisten geflügelte Insekten.Der Laie mutmaßt - eine Art Bienen oder Wespen? Karl-Heinz Wickl weiß es genau: "Das ist eine rote Mauerbiene." Er ist Experte für Wildbienen - und sähe gern mehr von ihnen in den heimischen Gärten.

Eine Wildbiene sucht an einer Blüte des Mehlsalbeis nach Nektar. Uwe Anspach/dpa
Eine Wildbiene sucht an einer Blüte des Mehlsalbeis nach Nektar.
Schnaittenbach08.06.2018

Es hat gerade geregnet. Der Geruch von Frühling liegt in der Luft, die Vögel zwitschern. Karl-Heinz Wickl steht in seinem Garten am Rande von Schnaittenbach. Er wirkt, als wäre er der Eingang zu einem verwunschenen Märchenwald aus einem Kindertraum.

Rund 210 Pflanzenarten blühen auf dem naturbelassenen Grundstück und lassen es in unzähligen Farben erstrahlen. Mittendrin das Baumhaus von Karl-Heinz Wickls Enkeln und ein kleiner Holzkasten. Hier hat eine 85-jährige griechische Landschildkröte ihr Zuhause gefunden. Wickls Eltern haben sie einst auf den Namen Susi getauft. Er selbst hält davon aber wenig: "Die hört ja eh nicht auf ihren Namen."

Kein Zufallsprodukt

Karl-Heinz-Wickls Garten ist kein Zufallsprodukt: Er ist ganz bewusst angelegt - "besonders bienenfreundlich", wie der Schnaittenbacher betont. Er ist promovierter Biologe und erforscht seit 35 Jahren Insekten in der Oberpfalz. Seit langer Zeit befasst er sich mit den Möglichkeiten zur Ansiedlung von Wildbienen. Dabei arbeitet er mit Nisthilfen und Kunstnestern.

Bei einem Spaziergang durchs Grüne präsentiert der Entomologe ein Stück Hartholz. Auf den ersten Blick ein ganz gewöhnliches Exemplar. Doch Wickl hat unterschiedlich große Löcher hineingebohrt. "Das ist ein sogenanntes Trapnest", erklärt er. Eine jener Nisthilfen, in denen unterschiedliche Bienen- und Wespenarten ihre Eier ablegen können. Der Biologe verfügt nicht nur über enormes Wissen auf seinem Fachgebiet - er spricht darüber auch mit sehr viel Leidenschaft und großer Begeisterung. Er öffnet einen kleinen Bretterverschlag, der wie ein ganz gewöhnlicher Vogelkasten aussieht. Im Inneren kommen kleine, Reagenzglas-ähnliche Röhrchen zum Vorschein: "Acrylglasröhrchen, in denen Wespen- und Wildbienen-Nester sind." Dieser Einblick ermöglicht es Wickl, Erkenntnisse darüber zu sammeln, wie die Tiere nisten, welche Baumaterialien sie für ihre Nester benutzen, wie sie leben und sterben.

Thema Glyphosat

An zwei Stapeln Altholz kommt Wickl auf ein Thema zu sprechen, das derzeit in aller Munde ist. Sein Gesichtsausdruck verfinstert sich, als er Glyphosat erwähnt - ein Pflanzengift, über das zuletzt vieldiskutiert wurde. Es sei offiziell als "nicht tierschädigend proklamiert", erklärt der Biologe. Das große Problem daran sei, dass es auf den Feldern "unerwünschte Pflanzen vernichtet", die aber teils die einzige Nahrungsquelle für bestimmte Wespen- und Bienenarten sind.

Auch andere "Neonikotinoide schädigen das Nervensystem der Insekten", gibt Wickl zu bedenken. Zwar ist die Anwendung dieser Insektengifte im Freiland verboten, aber der Biologe befürchtet, dass diese "sicher durch andere Mittel ersetzt" werden. Voraussetzung, dafür, dass sich Wildbienen überhaupt ansiedeln, ist, dass es Blütenpflanzen gibt. Auch wenn moderne Steingärten vielleicht sehr schön anzusehen sind: Einen Lebensraum für Wildbienen bieten sie nicht. Auf "totgemähten Rasenflächen" finden die Insekten keine Nahrung, die aus Nektar und Pollen besteht. Dem Biologen zufolge haben Wespen, die Nester bauen, eine "ökologische Rückgratfunktion".

Die kleinen Tiere sind Fleischfresser und legen Beutetiere als Proviant mit in die Nester, um ihre Larven zu versorgen. "Die Ansiedlung von Wespen stellt eine exzellente biologische Schädlingsbekämpfung dar", erklärt Wickl. Und die lasse sich in jedem Garten mit Laubgehölz organisieren.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.