30.08.2018 - 13:32 Uhr

Schnittchen, fein gemacht

Frisches Brot, gute Butter, Schinken, Tomaten und Kräuter - das Butterbrot ist ein Klassiker. Und lässt keine Wünsche offen.

Das Butterbrot ist ein Klassiker und lässt keine Wünsche offen. Bild: drubig-photo - stock.adobe.com
Das Butterbrot ist ein Klassiker und lässt keine Wünsche offen.

"Ein Butterbrot ist eine mit Butter bestrichene Scheibe Brot. In Teilen Deutschlands bezeichnet das Wort Butterbrot eine belegte Scheibe Brot, wobei Butter nicht zum Belag gehören muss." So definiert das Internet-Lexikon Wikipedia das Butterbrot. Trockene Worte für einen abwechslungsreichen Satt- und Glücklichmacher. In Zeiten von Tiefkühlpizza, Dosensuppe und Müsli-Mischung ist das klassische Butterbrot als Morgen- und Abendmahlzeit ein wenig ins Abseits geraten. Zeit, eine Lanze für das belegte Brot zu brechen.

Beim Anblick einer Scheibe Holzofenbrot, dick mit Butter bestrichen, mit dem Messer ein Muster eingeritzt und pflichtschuldigst gekrönt von einem Sträußchen Petersilie werden Kindheitserinnerungen an Dorfwirtshäuser und Abendessen mit der Familie wach. Das sogenannte "Appetitbrot", reichlich belegt mit Wurst, Schinken, Käse und sauren Gürkchen, stand einst für den kleinen Hunger auf vielen Speisekarten. Bayerische Klassiker sind das Tomaten-, Radieserl- und Rettichbrot. Nach oben hin sind der Fantasie praktisch keine Grenzen gesetzt. Als Königsdisziplin des Butterbrotes gilt das Canapé (auch Kanapee), heute noch gerne auf Empfängen ge-nascht.

"Man kann auch zu Hause kreativ mit dem Butterbrot umgehen", meint OWZ-Küchenchef Michael Schiffer. "Essen ist nicht nur zum Sattwerden da. Essen ist Kultur, Zeit, Familie, Kommunikation." Das gilt für den Vater von zwei Kindern auch für das Frühstück. Lieber eine halbe Stunde früher aufstehen, lautet seine Divise. Und natürlich bäckt der gelernte Koch sein Brot gerne selbst ("im Ofen, da wird die Kruste schöner").Das Frühstücksbrot:"Das Frühstück ist unglaublich wichtig", so Schiffer. "80 Prozent der Kinder frühstücken nicht." Damit er seine Kinder (acht und zehn) "morgens zum Essen bewegen" kann, braucht es kleine Tricks. Appetitlich muss es sein. Es gibt Rührei, dazu Quark und Kräuter fürs Brot, Gemüse wie Paprika, Gurke und Tomate, geschnitten in mundgerechte Stücke. "Wenn schon Nutella, dann wenigstens auf Vollkornbrot", erklärt er schmunzelnd. Das Pausenbrot:"Das Butterbrot für die Schule muss gesund sein", sagt Schiffer. "Ein Schnittlauch-Brot essen auch Kinder gern." Der Vater plädiert für eine Brot-Box, in der sich alles gut geschützt vor Quetschungen in der Schultasche transportieren lässt. Zum Brot mit Frischkäse, Wurst oder Käse kommt immer auch Obst und Gemüse in die Box. Für Kinder, die einen kleinen Anreiz brauchen: "Aus einer Scheibe Wurst und Käse lässt sich zum Beispiel ein Emoji-Gesicht basteln." Oder wie wäre es mit leckeren Obst- oder Gemüsespießen? "Kirschtomaten, Mozzarella, Gurkenscheiben dazwischen. Fertig."

Als Pausengetränk empfiehlt Schiffer Wasser. "Nur keine Limo, kein Zuckerzeug. Zucker gibt zwar schnelle Energie, macht aber langfristig müde." Wenn Fruchtsaft in die Schultasche soll, "dann ausschließlich Natursaft".

Grundsätzlich plädiert Schiffer dafür, das Pausenbrot morgens frisch zuzubereiten. Ein Tipp, wenn's mal schneller gehen soll: Energiekugeln. "Müsli und Frischkäse verrühren, Ahornsirup, wenn es süß werden soll, zugeben. Kugeln formen und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Dann werden sie schön fest."Das Abendbrot:Mit einem selbst gebackenen Roggenbrot wird es gleich noch besser. Und mit guter Butter. Auch wenn Michael Schiffer dabei ein wenig das schlechte Gewissen plagt: "Cholesterin." Aber: "Wenn ich Geschmack brauche, nehme ich Butter, gerne auch die gesalzene." Alternativen sind Margarine und Frischkäse. Darauf erlaubt ist, was gefällt: Salami ("italienische ist die beste"), Schinken, Käse, Obatzda, Quark, Schnittlauch, Radieschen, Paprika, Tomaten - und was die Jahreszeit sonst noch so hergibt. So kann sich jeder sein Lieblingsbrot bauen.

Das Canapé: Im Gegensatz zum Butterbrot möchte es nicht satt machen. Es möchte schmecken, überraschen und vor allem hübsch aussehen. Es ist als Amuse-Gueule zu verstehen, als "Gaumenfreude". "Vier bis sechs Canapés pro Person sollte man rechnen", erklärt Schiffer. "Auch hier kann man fast alles machen, was einem einfällt." Wichtig ist eine stabile Unterlage, zum Beispiel Toastbrot. "Es sollte eher etwas älter sein", rät der Fachmann. Aus dem Toast werden Kreise mit rund vier bis fünf Zentimetern Durchmesser ausgestochen. "Es soll nur ein Bissen sein." Und edel soll es sein: Schiffer plädiert für echten Kaviar. Frischkäse, Meerrettich und ähnliches sollte in die Spritztülle gefüllt werden. "Ein Canapé macht Arbeit", sagt er schmunzelnd.

Beispiele gefällig (von unten nach oben, in Scheiben)?

Mit Fisch: Brot, Gurke, Tomate, hartgekochtes Ei, ein Stück Räucherforelle, Sahnemeerrettich, garniert mit einer Olivenscheibe (grün, mit Paprikafüllung) und einem Petersiliensträußchen. Mit einem Spieß feststecken.

Auf Bayerisch: Brot, Obatzda, Rettich, Silberzwiebel in gehackter Petersilie gerollt. Mit einem Spieß feststecken.

Mit Roastbeef: Brot, Remoulade, eine in Kräuterbutter angebratene Kartoffelscheibe, Roastbeef, Gewürzgurke oder Silberzwiebel ("da gehört was Saures drauf"), getrocknete Tomate. Mit einem Spieß feststecken. Guten Appetit! (nd)

Radieschen und Rettich, garniert mit einem Hauch Kresse – ein bayerischer Klassiker zum Abendbrot. Bild: foodolia – stock.adobe.com
Radieschen und Rettich, garniert mit einem Hauch Kresse – ein bayerischer Klassiker zum Abendbrot.
Appetitanreger: Wenn Kinder nicht essen wollen, kann so ein liebevoll gestaltetes Brot helfen. Bild: rainbow33 – stock.adobe.com
Appetitanreger: Wenn Kinder nicht essen wollen, kann so ein liebevoll gestaltetes Brot helfen.
Frisches Brot, gute Butter und Kräuter – das schmeckt auch Kindern. Bild: unpict – stock.adobe.com
Frisches Brot, gute Butter und Kräuter – das schmeckt auch Kindern.
Die Königsdisziplin des Butterbrots: das Canapé. Bild: B. and E. Dudzinski – stock.adobe.com
Die Königsdisziplin des Butterbrots: das Canapé.
Rund ums Butterbrot:

Rettet das Butterbrot: „Butterbrot.de“ setzt sich für den Erhalt des Butterbrots ein. Auf www.butterbrot.de erfährt der Fan Wissenswertes, Kulturelles und Witziges rund um die Stulle. Es gibt Rezepte, Photos der gelungensten Schnitten und selbst verfasste Oden an das Butterbrot.

Das klassische Butterbrot: Johann Wolfgang von Goethe ließ seinen Werther davon berichten, dass er mit einigen Kindern „das Butterbrod und die saure Milch teilte“.

Das Butterbrot der Reformation: Martin Luther lobt in einem seiner Briefe eine „Putterpomme“ (Butterbemme) als „gute Kindernahrung“.

Das Butterbrot in der Kunst: Der Maler Pieter Bruegel zeigt auf seinem 1568 entstandenen Gemälde „Die Bauernhochzeit“ das erste „Butterbrot-Bild“: ein Kind mit einem angebissenen Butterbrot im Schoß.

Das Butterbrot als Exportschlager: In der russischen Sprache hat das Wort Butterbrot als Lehnwort aus dem Deutschen Eingang gefunden.

Die russische Küche brachte unter dem Begriff „Butterbrot“ eine eigene Sandwich-Tradition hervor.

Ehrentag: Von 1999 bis 2008 erklärte die Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) den letzten Freitag im September zum „Tag des Deutschen Butterbrotes“.

Plädoyer für das Wurstbrot: Kabarettist Jochen Malmsheimer als Streiter für „Gutebutter“ („ein Wort“) und drei Scheiben Cervelat.

(nd)

 
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