"Ich bin hin und weg", so der Kommentar einer Besucherin, die am Donnerstag im CeBB in Schönsee bei der Eröffnung der beiden Ausstellungen "Čerchov – der Berg, der verbindet!" und "Vorsicht! Agentinnen schreiben mit!" dabei war. Nach dem offiziellen Teil überall an den Stehtischen begeistert parlierende Gäste. Für die einen ist der Čerchov bei ihren Touren zum Böhmerwaldturm mit Vorliebe im Blickfeld, mal mystisch in der Morgendämmerung nur mit der Spitze aus dem Nebelmeer ragend oder an klaren Tagen als Böhmerwaldwahrzeichen.
Hans Beer, Inhaber des Fotoateliers Beer in Waldmünchen, leidenschaftlicher Sammler historischer Fotos, nimmt in seiner Ausstellung alle mit auf den Gipfel des 1042 Meter hohen Čerchov in der Zeitspanne von 1885 bis 1991. Pioniere aus dem Nachbarland haben mit einem ersten hölzernen Aussichtsturm und einer bewirteten Hütte Ende des 19. Jahrhunderts den König des Böhmerwalds sommers wie winters zum Wanderziel gemacht. Ein gemauerter Turm folgte, daneben dann im Kalten Krieg ein militärischer Horchposten. Diese Zeitdokumente zeigen zu können, verdankt Hans Beer vielen, die ihre Archive öffneten und ihre Familienalben durchstöberten. Er erwähnt die Offenheit auf tschechischer Nachbarseite, vor allem des Chodenmuseums in Domažlice (Taus).
Szenenwechsel unters Dach des CeBB: Da wartet schon Petra Dombrowski mit einem Agentinnen-Thriller. Baff erstaunt sind alle, wie es die Ausstellungsautorin in einer halben Stunde schafft, Geschichte prickelnd zu machen.
Im Spannungsfeld Polen, Tschechoslowakei, Deutschland aufgewachsen, Design und Geschichtsforschung mit Schwerpunkt Biografien studiert, hört sie von einer Vorkriegs-Agentendoppelgeschichte. Sie recherchiert und macht daraus einen Thriller aus Fotografien und Texten. Der Clou ist, wie sie die Gäste bei der Ausstellungseröffnung in die 1930er Jahre mitnimmt, als Agentinnen, die dem Tschechoslowakischen Nachrichtendienst militärische Geheimnisse aus Deutschland verraten.
In einer szenischen Revue versetzt sie das Publikum in die Zeit zwischen den Weltkriegen. CeBB-Leiterin Veronika Hofinger zeigt sich beim Dank am Schluss sichtlich stolz und erleichtert darüber, wie es in kurzer, intensiver Probenarbeit mit tschechischen Darstellerinnen, beim Pascherspiel erfahrenen Mitwirkenden und aus dem CeBB-Team mobilisierten Naturtalenten gelang, das bald hundert Jahre zurückliegende Geschehen mit den beiden Agentinnen, ihren Helferinnen und den Männern vom Geheimdienst in sieben kurzen Szenenfolgen ins Heute zu bringen. Einer der Tricks dabei: Schränke durchstöbern und alle in der Szenerie mit Mänteln, Hüten, Kostümen, Anzügen, Schuhen aus den 30er Jahren einkleiden, natürlich Haare und Make up dem verruchten Agentenmilieu angepasst.
Doppel-Ausstellung im CeBB Schönsee
- Die Ausstellungen finden im Rahmen des Projekts "Kultur ohne Grenzen – Begegnungen Bayern-Böhmen ǀ Kultura bez hranic – setkávání Čechy-Bavorsko" mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des Landkreises Schwandorf statt
- "Čerchov – der Berg, der verbindet!" in der historischen Gewölbehalle des ehemaligen Kommunbräuhauses
- "Vorsicht! Agentinnen schreiben mit!" unter Dach im Raum bb-dialog
- Bis 26. Oktober zu den regulären Öffnungszeiten geöffnet, auch an den Wochenenden
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