Der Leiter des Bahnausbaus Nordostbayern, Matthias Trykowski, spricht von einem "vollen Fahrplan" für das laufende Jahr: Dazu gehört die Vorplanung für die Strecke Hof-Schwandorf-Regensburg, die nun in Angriff genommen wird. In diesem Schritt wird untersucht, was genau alles für die Elektrifizierung der Strecke nötig ist – vom eigentlichen Fahrdraht über diverse Bauwerke bis hin zum Schallschutz.
Unmittelbar verbunden mit der Elektrifizierung der Strecke sind die Bahnstrom-Trassen, die auch durch den Landkreis Schwandorf führen werden. Eine ist aus Richtung Amberg geplant, die zweite kommt von Weiden her und führt weiter nach Regenstauf. In Irrenlohe ist ein "Unterwerk" (ein Umspannwerk) vorgesehen. Die Bahn nutzt aus technischen Gründen ein eigenes Stromnetz.
Besonders gegen die Bahnstromtrasse im Landkreis Amberg-Sulzbach hat sich viel Widerstand geregt, es gab zahlreiche Änderungsvorschläge für die Trasse. Auch aus dem Landkreis Schwandorf gingen einige Einwände ein. Vorschläge zielen darauf, entweder auf die Bahnstromleitung zu verzichten und die Energie aus dem öffentlichen Netz zu entnehmen oder auch die Bahntrasse als Erdkabel zu verlegen. Bürgerinitiativen, Kommunalpolitik und Bahn haben sich darauf geeinigt, einen unabhängigen Gutachter hinzu zu ziehen. Die Wahl fiel auf Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan. Er ist Inhaber der Professur für Elektrische Bahnen an der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" der Technischen Universität Dresden. Stephan genieße das Vertrauen beider Seiten, teilte die Bahn mit.
Der inhaltliche Rahmen des Gutachtens steht ebenfalls fest: Es sollen systematisch alle technisch und betrieblich in Frage kommenden Varianten der Elektrifizierung identifiziert und gegenübergestellt werden. Die Varianten reichen dabei laut Bahn von klassischen Freileitungen über eine dezentrale Bahnstromversorgung über Umrichterwerke bis hin zu einem starr geerdeten Inselnetz mit teilweiser Erdverkabelung. Dabei werden laut DB auch Vorschläge einfließen aus dem Planungsentwurf, der auf Initiative von Kommunen und der IG „Bahnstrom – so nicht“ erstellt wurde.
Die Diskussion über die Vorschläge der Bahn nannte Trykowski in einem Video-Statement "bunt und vielfältig" und fügte hinzu: "Nicht allen hat das gefallen, was wir vorgeschlagen haben." Die Debatte habe schließlich in den Auftrag für das Gutachten gemündet. Trykowski erwartet, dass auch die Planungen für die Elektrifizierung der Strecke Nürnberg-Amberg-Schwandorf-Furth im Wald starten können. Hierzu erwarte die Bahn im Frühjahr den Planungsauftrag des Bundes.
Corona habe den Dialog mit der Öffentlichkeit stark verändert. Geplant waren einige öffentliche Präsenz-Veranstaltungen in den Gemeinden. "Mit Corona ist das auf einen Schlag unmöglich geworden", so Trykowski. Die neuen Online-Formate hätten funktioniert. Dennoch freue er sich auf direkte Diskussionen. Im Laufe des Jahres erwartet Trykowski erste Ergebnisse der Vorplanungen: "Dann können wir Ihnen zeigen, wie die Elektrifizierung und der Schallschutz aussehen könnten."
Infos zum Bahnausbau in Nordostbayern
"Nicht allen hat das gefallen, was wir vorgeschlagen haben."
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