Schlecht sind Verbote, wissen die Ernährungsfachfrauen und solche wollen sie auch gar nicht aussprechen. Ganz im Gegenteil: Weihnachten soll im Kreis von Familie und Freunden gefeiert werden. Ein gutes Essen gehört dazu, völlig egal ob Gans, Rehbraten oder Tafelspitz, wofür sich alle Zeit nehmen. Wer langsam isst, die Speisen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge zergehen lässt und mit allen Sinnen aufnimmt, bei dem tritt nach 20 Minuten ein Sättigungsgefühl ein. Das ist gut so. Wird es beachtet, kann gar kein Völlegefühl einstehen. "Schnelle Esser essen meist zu viel", sagt Beer. Logisch in 20 Minuten wird mehr verputzt.
Um dem sogenannten Überessen eins auszuwischen, rät Baumann zu einem Glas Wasser vor dem Weihnachtsbraten oder zu Salat als Vorspeise mit Essig-Öl- oder leichtem Joghurtdressing. Auch eine klare Suppe findet ihr Gusto. Sogar gegen eine Cremesuppe hat sie nichts einzuwenden, "wenn mit Sahne sparsam umgegangen wird", fügt Beer an. Gibt es mehrere Gänge, sollten kleinere Portionen auf den Tellern angerichtet werden. Beim Dessert empfehlen die beiden eine Kombination aus Eis oder Creme mit heimischen Früchten, vielleicht auch gleich Obstsalat.
Das Glas Wein oder der Glühwein zum Genießen lassen die Ernährungsfachfrauen durchgehen - und auch den Schnaps, aber nicht zur Verdauung. Dazu trägt er nämlich nichts bei. Er ist sogar kontraproduktiv. "Abgebaut wird als Erstes der Alkohol, das Essen bleibt noch länger im Magen und auch das Völlegefühl." Da wirkt ein Kräutertee, wahlweise ein mit Orangen, Fenchel, Anis Kardamom oder Kümmel aromatisiertes "Weihnachtswasser" besser. "Alle Gewürze, die bitter sind, regen die Verdauung an und ersparen den Kräuterschnaps."
Nach dem üppigen Weihnachtsmenü ist nach Ansicht von Baumann und Beer unbedingt frische Lufte nötig Der gute alte Weihnachtsspaziergang hat also durchaus seinen Sinn. Die Pausen zwischen den Mahlzeiten - Faustregel drei Stunden - sollten eingehalten werden. Und nach der "Durststrecke" schmeckt's auch wieder besser. "Meine persönliche Meinung ist", sagt Elisabeth Beer, "man isst viel und ständig, wenn es da steht und einem langweilig ist". Der Plätzchenteller darf deshalb auch mal weggeräumt werden. Und für Gastgeber, die es allzu gut mit einem meinen, weiß Baumann Rat. "Ich mag keine dritte Portion mehr, würde sie aber gerne mitnehmen. Könnte ich auch gleich das Rezept haben." Das müsse aber natürlich zur Situation passen. Spätestens nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag sollte es essenstechnisch leichter werden, das heißt ein Gemüsetag ist fällig. "Kalorienarmer Magenfüller" nennen es Beer und Baumann. "Für jedes Gemüse gib es ein Rezept, das allen schmeckt." Elisabeth Beer hat eines für den hier kaum verbreiteten Grünkohl "Unser Wintergemüse ist wertvoller als Blattsalat." Der Blick auf die Vitamin-C-Tabelle zeigt: Zitrone, Orange und Grapefruit haben im Vergleich zu Rosen-, Grünkohl und Brokkoli gehörig das Nachsehen. Sie spielen in einer Liga mit Blau- und Weißkraut. "Grünes Gemüse enthält auch viel Kalzium." Weil Vitamin C Hitze nicht verträgt, sind Rote Beete und auch Blaukraut roh wertvoller.
Die beiden Mütter Beer und Baumann denken auch praktisch: "Ein Wintergemüsesalat lässt sich gut vorbereiten und auch ein paar Tage essen." Genussvolle Feiertage sind nach Ansicht der Ernährungsexpertinnen fast Pflicht, Kasteien sollte nicht sein denn "wer nicht genießen kann, wird selber ungenießbar", bringt es Johanna Baumann auf den Punkt. Veranstaltungen zur Ernährung: www.aelf-sd.bayern.de/ernaehrung
Wer nicht genießen kann, wird selber ungenießbar
Für jedes Gemüse gibt es ein Rezept, das allen schmeckt.
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