Der Schnee, der derzeit in der Region so reichlich fällt, freut nicht nur die Kinder. Auch die Natur braucht ihn dringend. Schon seit Jahren ist beim Grundwasserspiegel ein Trend nach unten zu sehen – global und im speziellen auch im Landkreis Schwandorf.
Ursache dafür ist der Klimawandel: Die Temperaturen steigen, der Niederschlag sinkt. „Regnet es bei warmer Außentemperatur, verdunstet ein Großteil des Niederschlags, bevor er in den Boden sickert,“ erklärt Jürgen Festbaum vom Wasserwirtschaftsamt Weiden. „Die Grundwasserneubildung resultiert ja hauptsächlich aus dem Niederschlag, von dem etwa ein Sechstel als Sickerwasser die Grundwasservorräte auffüllt.“ Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt.
34 Messstellen
Ein schneereicher Winter kann dem Pegel ganz gut tun. Schmilzt der Schnee, sickert er langsam in den Boden. Die Flüssigkeit verdunstet nicht, da es kühl ist. Doch besonders in den vergangenen zwölf Jahren sind vermehrt sogenannte Trockenjahre aufgetreten. Genauer heißt das, dass die mittlere jährliche Grundwasserneubildung im Zeitraum von 1971 bis 2000 noch circa 110 Millimeter pro Jahr betrug. Von 2009 bis 2018 waren es nur noch circa 80 Millimeter pro Jahr. Das entspricht einem Rückgang von knapp 25 Prozent“, schlussfolgert Festbaum. „Wenn dieser Trend anhält, wird sich die Wasserverfügbarkeit mittelfristig merklich verschlechtern.“
Im Landkreis Schwandorf gibt es 34 Grundwasser-Messstellen des Wasserwirtschaftsamtes. Diese befinden sich vor allem im mittleren Landkreis in einem grundwasserführenden Bereich, der von Högling im Westen bis nach Bruck im Osten reicht. Die Messstellen reichen zwischen 9 und 170 Meter in die Erde hinein. Ganz konkret sei hier ein Abwärtstrend des Grundwasserspiegels zu erkennen, so Festbaum. „Prozentzahlen sind schwierig anzugeben, doch wir verzeichnen einen signifikant sinkenden Wasserstand.“ Regional gesehen gebe es natürlich Unterschiede. Manche Grundwasserstände bleiben konstant oder steigen gar leicht. Doch die beispielhaften Werte von „Wackersdorf 5 KF“, östlich von Schwandorf, und der Messstelle „Hub“, westlich von Burglengenfeld, bilden die Tendenz deutlich ab. Bei „Wackersdorf 5 KF“ sank der Wasserstand seit 2005 um 2,5 Meter, bei „Hub“ seit 2011 sogar um 11 Meter.
Die Auswirkungen sind vielfältig. „Viele Fließgewässer sind im Sommer fast leer und das nun schon zum wiederholten Male. Der Wassermangel scheint im Sommer bereits zur Normalität geworden zu sein,“ so Festbaum. Die geringe Wasserführung erschwere Nutzungen wie Energieerzeugung durch Wasserkraftanlagen. Im Naabtal sind großflächige Schäden an den Forstkulturen zu erkennen, die oft durch den Wassermangel und einen trockenheitsbedingten Schädlingsbefall entstehen. Betroffen sind also einerseits die Land-, Teich- und Forstwirtschaft aber auch jede einzelne Privatperson: Unser Essen wird mit Hilfe von Wasser angebaut, auch das Trinkwasser ist vom Grundwasser abhängig.
Etwas besser sieht es bei einem der größten Grundwasservorkommen in der Oberpfalz aus: Bodenwöhrer Senke. Der Wasserstand hier wird seit 2015 vom Sachverständigenbüro für Grundwasser Anders & Raum aus Velden beobachtet.
Wasser sparen
„Für eine Auswertung ist es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh“, sagt Cornelia Scheibe vom Sachverständigenbüro auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. „Generell kann man sagen, dass die tieferen Grundwasservorkommen in der Bodenwöhrer Senke aufgrund ihres großen Speichervolumens relativ unempfindlich gegenüber Grundwasserstandsänderungen sind“, so Scheibe. Der Trend gehe zwar auch hier tendenziell nach unten, da der Grundwasserspeicher auch vom Sickerwasser beeinflusst wird, doch nicht so dramatisch wie oberflächennahe Grundwasserleiter. „Relativ gering betroffen von Grundwasserstandsrückgängen ist im Schwandorfer Raum das großflächig verbreitete Grundwasservorkommen im Naabtal. Stärkere Grundwasserschwankungen finden sich naturgemäß eher auf den Anhöhen“, erklärt die Expertin.
Die Prognose für die Zukunft ist laut Festbaum vom Wasserwirtschaftsamt keine gute, denn die Grundwasser-Neubildung wird noch weiter abnehmen. Und mit weniger Wasserverfügbarkeit werden auch die Preise steigen, meint Festbaum. Ganz untätig zusehen müsse man trotzdem nicht. „Jeder einzelne kann Wasser sparen. Man kann sich überlegen, ob man wirklich 20 Minuten duschen muss, oder ob vielleicht auch 5 Minuten reichen.“ Außerdem gelte es, die Beregnungsmethoden in der Landwirtschaft zu optimieren.
Regionale Auswirkungen
- Verluste für Forst-, Land- und Teichwirtschaft durch fehlendes Wasser
- Angebot sinkt, Wasserpreise steigen
- Flüsse und Bäche führen signifikant weniger Wasser
- Energieerzeugung durch Wasserkraft wird erschwert
- Flora an Flüssen und Bächen verändert sich; Ufer wachsen zu
- Freizeit: z.B. Kanufahrten nicht mehr möglich, weil Wasser zu seicht ist
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