Die Corona-Pandemie dominiert seit über zwei Jahren unseren Alltag und die mediale Berichterstattung. Infektionszahlen, Inzidenzen und Hospitalisierungsraten sind wissenschaftliche Fachausdrücke, die mittlerweile einer breiten Bevölkerung geläufig sind. In früheren Zeiten war die Situation in Bezug auf die Erforschung von Krankheiten und die Verbreitung diesbezüglicher Erkenntnisse naturgemäß eine völlig andere. Es war der Volksmund, der seine eigenen dialektalen Bezeichnungen für die Gebrechen und Wehwehchen der Menschen hatte. Eine Reihe davon hat sich bis heute erhalten.
Eine wesentliche Gruppe beinhaltet Redewendungen mit dem Tätigkeitswort „haben“. Einige Beispiele davon sind: ‘s Gfres homm, d’flejchert Hitzn homm, d’hifallert Grangad homm, Fläck homm, d’Scheissn homm, Schedlwäi homm, a Rufern homm. Sie werden im Folgenden einer näheren Betrachtung unterzogen.
Wenn eine Person von einer Magen- und Darmgrippe betroffen ist, wird ihr bescheinigt „der/dej hod ‘s Gfres“. Auf die Allgemeinheit bezogen heißt es „a Gfres gäid umma“. Leidet eine Frau in den Wechseljahren unter Hitzewallungen, dann „hods d’flejchert Hitzn“. Ein schwerwiegenderes Krankheitsbild liegt vor, wenn jemand „d’hifallert Grangad hod“, womit die Epilepsie gemeint ist. Um einen Ausschlag handelt es sich dagegen, wenn von „Fläck homm“ die Rede ist. Die ganze, wenn auch unbefangen verwendete, Derbheit des Dialekts, kommt in der Wendung „d’Scheissn homm“ für „unter Durchfall leiden“ zum Ausdruck.
Sprachlich weitaus moderater und dem Standarddeutschen sehr nahe ist die Bezeichnung für „Kopfweh haben“, nämlich „Schedlwäi“ homm“. Wenn sich bei einer Schürf- oder Schnittwunde auf der Haut eine Wundkruste bildet, ist das Dialektwort dafür „Rufern“. In diesen wenigen Beispielen zeigt sich einmal mehr das spezifische lexikalische Spektrum des Bairischen beziehungsweise des Nordbairischen. Weitere Belege aus den Bereichen der Tätigkeitwörter, der Hauptwörter und der Eigenschaftswörter sind: zäpfa, zefern (kränkeln; Hauptwort: a Zefern), àfkoppa (aufstoßen), Wernerlechl (tenkorn im Auge), schwummerle (schwindlig) und hoisere (heiser).
Auch im Tierreich finden sich entsprechende Wörter. Ein „Klassiker“ aus dem Bereich der Hühnerhaltung ist „Zibf“. Wenn man feststellt, „a Hena hod ’n Zibf“, dann meint man damit eine Wucherung unter der Zunge des Huhns, die das Tier beim Fressen beeinträchtigt. Diese muss entfernt werden.
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