Von Josef Maier und Thomas Schaller
Diese Bezeichnung hat er sich wahrlich verdient: Den „bitteren Berg“ nannten sie früher diese Anhöhe an der Grenze des Amberg-Sulzbacher Landes zum Kreis Schwandorf hin. Pittersberg heißt sie heute, sie ist vielen durch die B 85 bekannt. Der Wind trägt auch an diesem Tag Motorengeräusche von der Bundesstraße herüber auf den Wanderweg, der sich aus einer Waldlichtung heraus hinunterschlängelt. Die Ortschaft Pittersberg liegt vor uns, oben thront die St.-Nikolaus-Kirche.
Der Anstieg dorthin ist die erste kleine Herausforderung auf dem Oberpfälzer Seenweg Richtung Osten. „Der lässt sich gehen“, werden viele Wanderer sagen, wenn sie oben an der Kirche und dem kleinen Rastplatz davor angekommen sind. „Der ist auch für Kinder gut machbar“, werden andere sagen. Gestartet sind wir in Ebermannsdorf, oberhalb der Kirche St. Konrad. Am Wanderparkplatz warten jede Menge Tafeln auf Orientierungssuchende. Der Erzweg, wie könnte es im „Ruhrgebiet des Mittelalters“ anders sein, kreuzt hier.
Zum Köhlerplatz in Ebermannsdorf
Der Seenweg gibt erst noch eine Runde um Ebermannsdorf zum Köhlerplatz aus, ehe es hinter dem Schloss richtig losgeht. Pittersberg ist der erste Fixpunkt auf dieser Wanderung. Und so schnell, wie es dorthin raufging, geht es auch wieder runter: Entlang eines Grabens nach Breitenbrunn. Die Sonne sticht, in den Bienenkästen links summt das pure Leben. Lustige Leute scheinen auch die Breitenbrunner zu sein: Ein Marktplatz-Schild haben sie am Eingang des Weilers angebracht, daneben einen Kirwabaum oder, besser gesagt, ein Bäumchen. Der Marktplatz ist keine 20 Quadratmeter groß, der Blick nach oben sagt: Der Baum ist keine 10 Meter hoch.
An der Naab entlang nach Schwandorf
Beim nächsten Weitblick ist schon die Silhouette von Schwandorf zu erkennen. Der Weg dorthin führt über Irlbach mit seinem prächtigen Ortsweiher. In Ettmannsdorf macht man dann eine neue Erfahrung: Ein Kilometer kann so lang sein. Die Pfarrkirche St. Jakob am Schwandorfer Marktplatz ist immer in Sichtweite, doch es zieht und zieht sich entlang der Naab, die bei einem Wanderweg, der das Element Wasser in sich trägt, nicht fehlen darf. Am Schwandorfer Markplatz ist eigentlich die erste Etappe beendet, aber es empfiehlt sich auf jeden Fall, noch den Weinberg, so etwas wie den „bitteren Berg“ von Schwandorf, mitzunehmen. Es geht durch die Siedlung und dichte Mischwälder zum Waldspielplatz.
Von hier den zweiten Abschnitt zu starten, ist keine schlechte Idee, denn man hat den Anstieg bereits hinter sich. So geht es zunächst auf dem Kamm des Weinbergs dahin und dann hinunter zum Prissatherweiher, der einen kleinen Vorgeschmack gibt auf das, was jetzt kommt. Nach der Überquerung der Autobahn A 93 liegt das Charlottenhofer Weihergebiet vor uns. Ein Idyll, das klassisch vielen Teilen der Oberpfalz entspricht. Weiher reiht sich an Weiher, der Wald kommt nah ans Wasser heran, teilweise verläuft der Weg auf Dämmen, verwinkelt und dann doch wieder weit.
Ganz unvermutet und plötzlich steht man vor dem Fischlehrpfad, der im Sommer ein beliebter Badeort für Familien ist. Von hier sind es nur noch ein paar Meter zum Herzstück des Seenwegs – dem Murner und dem Brückelsee. Das frühere Braunkohletagebaugebiet ist schon längst ein Freizeitmagnet geworden. Klar, dass auch die Wanderer hierher gehören. Am Murner See lädt der Oberpfälzer Märchengarten kurz zum Verweilen. Entlang des Brückelsees lässt sich erahnen, warum die Weidener und Regensburger Segler hier ihr Revier haben. Und klar wird auch, warum einst ein Fachmagazin titelte: „Segeln im Wald“.
Hirschberg der höchste Punkt
Das Kontrastprogramm wartet nur eine halbe Stunde später und hat einen Namen: Rösselberg. Hinter dem wunderschönen Wallfahrtskirchlein St. Maria und Johannes von Nepomuk geht es hinein in den Wald, der Weg führt fast hinauf bis zum höchsten Punkt, ehe er sich hinunterzieht nach Hofenstetten, einem Ort, der vielen sicherlich noch durch den Tanztempel früherer Jahre bekannt ist. Getanzt wird heute nicht, denn es wartet der höchste Punkt der gesamten Wanderung: der Aussichtsturm auf dem Hirschberg (556 m), wo die Gesteinsformation des Pfahls an die Oberfläche tritt. Der alte Knabe aus Holz, 26,5 Meter hoch, ist alt geworden, baufällig, böte aber, wenn er nicht gesperrt wäre, immer noch einen wunderschönen Blick Richtung Süden.
Nach dem Abstieg von Turm und Berg ist Taxöldern nicht mehr weit. Am Ende der zweiten Etappe wäre eine Erfrischung recht: „Wir haben leider nur an Wochenenden geöffnet.“ Die junge Wirtin verweist auf die Samstage und Sonntage. Und daraus kann man auch auf ein Dilemma schließen: das Oberpfälzer Wirtshaussterben. In Taxöldern wie in anderen Orten auf der Route stehen noch große Wirtshäuser, in denen aber schon lange nicht mehr angestoßen wird.
Von Taxöldern zum Pingartener Porphyr
In Taxöldern starten wir auf die letzte Etappe. Es geht Richtung Pingartener Graben. Am Ende der Ortschaft Pingarten, im ehemaligen Porphyrsteinbruch, lockt ein Badeweiher im Sommer Gäste. Alles ursprünglich, nur ein Häuschen zum Umziehen haben sie hingestellt. Ein paar Minuten später sieht man, wie hervorragend Altes für Neues genutzt wird. Wir marschieren bequem auf der ehemaligen Bahntrasse Bodenwöhr–Neunburg. Ein wunderbarer Wanderweg, auf dem man sich immer wieder vorstellt, wie wohl anno dazumal die Lok durch diese Wälder tuckerte. Und schon damals hatte man einen Blick auf Penting. Wenn man den Wiesenweg hochgeht, kommt sofort dieses Windrad in den Blick, das den Wanderer auf der letzten Etappe fast ständig begleitet. Es ist zu sehen auf dem Weg von Penting hinunter Richtung Kollerhof in Poggersdorf, dann taucht es auf all den Strecken um Kleinwinklarn auf, und Kilometer später ist es noch immer da, wenn der Weiler Stetten erreicht ist.
Am Eixendorfer Stausee entlang bis zur Wutzschleife
Erst wenn man im Waldstück Richtung Gütenland verschwindet, wird der Windriese plötzlich ganz klein. Hier, auf diesen Wegen, ist man dem Ziel der Reise schon ziemlich nah. Gütenland am Südwestende des Eixendorfer Stausees ist wohl so etwas wie der Beginn der Zielgeraden. Vom oberen Ortsrand bietet sich ein herrlicher Blick über das Gewässer, und hier sieht man erst, wie groß die Brücke ist, die – mit Hilfe der St 2151 – die A 93 von Schwarzenfeld aus mit der B 22 in Rötz verbindet. Von Gütenland aus geht es erneut auf einer früheren Bahntrasse Richtung Ziel. Früher fuhren hier Züge zwischen Neunburg und Rötz. Und bei all den vielen Schildern, die wir auf der Wanderung passiert haben, sticht dieses besonders ins Auge: „Landkreis Cham“. Wär richtig schade, wenn nicht auch die Chamer noch ein Stückchen von diesem wunderschönen Seenweg abbekommen hätten. An der Wutzschleife, beim Oberpfälzer Handwerksmuseum in Hillstett, erreichen wir unser Ziel. Die Belohnung bekommt der müde Wanderer in der Museumsschänke „Salzfriedlhof“.
Aus vier mach drei Etappen
Der Zweckverband Oberpfälzer Seenland empfiehlt, die Wanderung auf dem seit 2015 bestehenden Oberpfälzer Seenweg in vier Etappen aufzuteilen. Unsere Redakteure Josef Maier und Thomas Schaller haben jedoch festgestellt, dass man die Route auch gut in drei Teilstücken erwandern kann. Auf dieser Erfahrung beruht unser Wandervorschlag auf dieser Seite (siehe Grafik). Trotzdem wollen wir auch die ursprüngliche Idee des Qualitätswanderwegs vorstellen.
Jede der offiziell vier Etappen steht für eines der Elemente. Das Feuer (Ebermannsdorf–Schwandorf, 22 km) erinnert an das „Ruhrgebiet des Mittelalters“, als Erzabbau, Eisengewinnung und Köhlerei Hand in Hand gingen. Die Erde (Schwandorf–Hofenstetten, 20 km) steht für das größte Felsenkellerlabyrinth Bayerns und den ehemaligen Braunkohletagebau. Die Luft (Hofenstetten–Poggersdorf, 15 km) ist das Symbol für die duftende Welt der Kräuter und Gewürze bei Pingarten. Und das Wasser (Poggersdorf–Wutzschleife/Hillstett, 15 km) schließlich kommt durch den Eixendorfer Stausee zu seinem Recht.
Egal, ob man die Tour in drei oder vier Etappen aufteilt – die Richtung steht dem Wanderer frei. Denn die Route, die den Jurasteig/Erzweg im Westen mit dem Goldsteig im Osten verbindet, ist von beiden Seiten her durchgehend beschildert – mit dem geschwungenen Goldsteig-Zuweg-Signet in Blau. Immer wieder gibt es aber Abzweigungen, die leicht zu übersehen sind. Mal ist das Symbol verwittert oder hängt hinter einem Ast, mal zweigt die Route von einer Forststraße auf einen schmalen Trampelpfad ab. Hier ist es wichtig, die Augen offen zu halten. Vor allem auf eines muss man achten: An abrupten Richtungswechseln wird das Markierungssymbol mit einem oft recht unscheinbaren schwarzen Pfeil ergänzt.
Stutzig sollte man werden, wenn man längere Zeit kein Wegezeichen mehr sieht. Hier heißt es, den eigenen Standort zu überprüfen. Es gibt auch Stellen, an denen das Markierungsschild offenbar mutwillig entfernt worden ist. Hilfe bietet die ausführliche Tourenbeschreibung auf der Internetseite des Seenwegs. Am sichersten ist es, wenn man die Route als GPX-Track auf einem GPS-Empfänger dabei hat. Damit bleibt man ziemlich sicher auf der richtigen Strecke und findet, falls man sie doch einmal verlässt, sehr schnell wieder auf sie zurück.
Wie bei jeder längeren Wanderung sollte man Proviant mitnehmen, vor allem Getränke, denn auf der Strecke gibt es nur ab und zu eine Einkehrmöglichkeit. Ebenso wichtig: geeignete Kleidung und festes Schuhwerk.
Interaktive Karte
Das Höhenprofil des Oberpfälzer Seenwegs, erstellt mit Bayernatlas
Die Daten des Seenwegs
- Gesamtlänge: 72 km
- Gesamtanstieg: 1225 m
- Gesamtabstieg: 1194 m
- Höhendifferenz: 205 m
- Höhenlage: von 351 m (Schwandorf) bis 556 m (Hirschberg)
GPS-Tracks zum Herunterladen
GPX-Datei des Oberpfälzer Seenwegs (Verwendung sämtlicher Tracks auf eigene Gefahr)
GPX-Datei der Etappe Ebermannsdorf–Schwandorf
GPX-Datei der Etappe Schwandorf–Taxöldern
GPX-Datei der Etappe Taxöldern–Wutzschleife
Weitere Informationen im Internet
Informationen zum Oberpfälzer Seenweg
Faltblatt Oberpfälzer Seenweg und Oberpfälzer Seenland
Ausführliche Beschreibung des Oberpfälzer Seenwegs
Das Oberpfälzer Seenland im Internet
Tourismusarbeitsgemeinschaft Oberpfälzer Wald
Erlebnispark Wasser – Fisch – Natur am Murner See
Das Oberpfälzer Handwerksmuseum im Internet
Anfahrt
- Ebermannsdorf, Wanderparkplatz Bergstraße (49,397251, 11,938543): Von Amberg auf St 2165 (Vilstalstraße) 8 km; von Weiden auf A 93 und A 6 (Ausfahrt Amberg-Ost) 46 km; von Schwandorf auf B 85 über Schafhof 18 km. Bus: Verkehrsarbeitsgemeinschaft Amberg-Sulzbach, Linie 454 Amberg–Ebermannsdorf, Haltestelle Ebermannsdorf/Theuerner Straße.
- Schwandorf, Waldspielplatz Weinberg, Am Tannenschlag (49,326996, 12,127830): Von Amberg auf B 85, Weinberg- und Jahnstraße 25 km; von Weiden auf A 93 (Ausfahrt Schwandorf-Mitte), Wackersdorfer Straße und An der Schwefelquelle 48 km. Bus: Citybus-Linie 102, Haltestelle Schenkendorffstraße.
- Taxöldern (49,317765, 12,295814): Von Amberg auf B 85 und St 2151 über Schwarzenfeld und Hofenstetten 40 km; von Weiden auf A 93 (Ausfahrt Schwarzenfeld) und St 2151 über Hofenstetten 55 km; von Schwandorf auf B 85 bis Neuenschwand und dann über Altenschwand 20 km. Bus: Linie 2511 Neunburg–Fuhrn–Schwandorf, Haltestelle Hofenstetten/Kirche, oder Linie 2512 Oberviechtach–Dieterskirchen–Neunburg/Schwandorf, Haltestelle Hofenstetten/Abzw.
- Wutzschleife Hillstett (49,342879, 12,485287): Von Amberg auf B 85 und St 2151 über Schwarzenfeld und Neunburg vorm Wald 52 km; von Weiden auf A 93 (Ausfahrt Schwarzenfeld) und St 2151 über Neunburg vorm Wald 66 km; von Schwandorf auf Fronberger Straße und durchs Charlottenhofer Weihergebiet, ab Hohenirlach auf St 2151 über Neunburg vorm Wald 35 km. Bus: Linie 3320 Neunburg–Rötz–Cham, Haltestelle Hillstett.
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