Dass sich das Coronavirus und eine Massenveranstaltung wie die Sorghofer Waldweihnacht nicht vertragen, war schon im Herbst klar. Deshalb hatte Gerhard Kraus, Organist der Expositur Sorghof und Organisator der Waldweihnacht, die Szenen aufgesplittet. Aufführen lassen wollte er sie an den Adventswochenenden bei Messen in der Kirche. Doch der Lockdown und steigende Coronazahlen machten auch diese Variante zunichte.
Aufgeben wollte Gerhard Kraus aber dennoch nicht. Vielmehr hatte er die Idee, die geplanten vier Szenen abzudrehen und als Kurzfilme auf der Facebook-Seite des Sorghofer Kirchenchors zu präsentieren. Zudem projizierte er per Beamer die 17. und 20. Waldweihnacht auf eine Tagesleinwand an der Außenwand der Kirche und ließ diese Filme an den vier Adventssonntagen von Mittag bis zum frühen Abend in einer Dauerschleife laufen. Auch die drei Kindergärten im Stadtgebiet von Vilseck leisteten ihren Beitrag zur Corona-Variante der Waldweihnacht: Sie gestalteten Holzfiguren, die ihnen Gerhard Kraus zur Verfügung gestellt hatte: Maria, Josef, Jesus in der Krippe, Hirte, Schaf und Esel. Diese Figuren konnten den ganzen Advent über auf der Kirchentreppe in Sorghof bewundert werden. Und natürlich stellte Gerhard Kraus auch eine Spendenbox auf, die fleißig befüllt wurde.
Kraus ist zufrieden mit seiner Aktion. Mehr als zufrieden sogar. "Mein Herz ist glücklich mit all dem, was da passiert ist." Hocherfreut ist er über Tausende von Zugriffen auf die einzelnen Sequenzen. Nicht minder erfreut ist er über das Lob, das auf der Facebook-Seite hinterlassen wurde. Stolz ist er auf die vielen Spenden, die daraufhin eingingen. Nicht nur aus der Großgemeinde Vilseck und dem Landkreis, sondern über von weit über der Region hinaus. "Sogar aus Paraguay und Puerto Rico", sagt Kraus stolz. "Damit bin ich sehr, sehr zufrieden", urteilt er über die Einnahmen. Auch 16 Vilsecker Firmen hätten gespendet. Die Summe der eingegangen Spenden will Kraus vorerst noch für sich behalten. Ebenso diejenigen, die damit bedacht werden.
Verkünden werde er den Betrag bei der Vorabendmesse am 5. Januar um 18.30 Uhr in der Expositurkirche Sorghof. Vor Weihnachten aber hat Kraus schon mit 200 Euro aus dem Spendentopf ein gutes Werk getan: Er beschenkte ein krebskrankes Kind und dessen Mutter. Kraus freut sich, dass er einer bedürftigen Familie, deren Schicksal ihn sehr betroffen gemacht hat, unbürokratisch habe helfen können. "Auch das ist der Geist der Sorghofer Waldweihnacht", betont er.
Physisch getrennt, aber in Gedanken doch vereint wurde am vierten Adventssonntag diese virtuelle Variante der Sorghofer Waldweihnacht beendet. Vor der Pandemie schloss die Waldweihnacht stets mit dem gemeinsam gesungenen Lied "Kommet, ihr Hirten". Und pünktlich zum Glockenschlag um 18 Uhr stimmte Gerhard Kraus es auf der Orgel in der Kirche an. Der Kirchenchor sang im Gotteshaus, dessen Türen weit geöffnet waren.
Viele Sorghofer stellten sich auf den Balkon, in den Garten oder an ein offenes Fenster und stimmten in die zwei Strophen von "Kommet, ihr Hirten" ein. Eine große Freude bereitete Gerhard Kraus auch den Menschen in den zwei Vilsecker Seniorenheimen Haus Phoenix in Schlicht und BRK-Seniorenheim in Vilseck. Für sie warf er wöchentlich eine DVD von der aktuellen Szene der Sorghofer Waldweihnacht ein. Diese wurde dann über die Haus-Videoanlage in den Zimmern gezeigt. Die Senioren hätten sich daran sehr erfreut. "Sie haben schon immer darauf gewartet, dass ich mit der DVD komme und sich herzlich dafür bedankt." Zufrieden blickt Kraus nun nach Weihnachten auf die Corona-taugliche Variante der Waldweihnacht zurück. Und hofft darauf, dass 2021 besser sein wird als 2020. Ob es dann wieder eine Waldweihnacht dort geben soll, wo sie hingehört? Nämlich im Wald. Gerhard Kraus will sich nicht festlegen. "Niemand weiß, was das neue Jahr bringt." Sollte es aber wieder wie vor Corona sein, dann ist er wahrlich nicht abgeneigt, die Waldweihnacht in ihrer bisherigen Form wieder zu organisieren. "Wenn die nötige Hilfe und die Einstellung der Leute da ist", sagt er allerdings in Richtung all jener, die er braucht, um diese Großveranstaltung stemmen zu können.
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