Es war eine ungewöhnliche Konstellation, die der Künstler und die Besucher im Kloster Speinshart vorfanden. Nach dem Corona bedingten Ausstellungsstopp der Internationalen Begegnungsstätte kehrt in die Konventräume der Abtei auch bildlich der Sommer ein. Sommerlich unbeschwert und lebendig, mit dem inspirierenden Gefühl künstlerischer Emotionen, bringt Ramòn de Jesùs Rodrìguez ein Lebensgefühl zum Ausdruck, das viele Menschen gerade in diesen Monaten besonders vermissten: die Schwerelosigkeit sommerlicher Empfindungen und Leidenschaften.
Im speziellen Fall der Ausstellung erscheint diese Gefühlswelt wie ein Geschenk. Dennoch muss man sich auf die Bilder konzentrieren, um die Kunst von Rodríguez beschreiben zu können. Die Arbeiten des „Schöpfers“ mit dem Doktortitel der Fakultät der Schönen Künste der Universität Barcelona bewegen. Der Künstler interpretiert diese Bewegung mit einem Gefühl der inneren Suche und entdeckt Auswirkungen auf die Netzhaut, die nach etwas Tieferem sucht. Ramón de Jesús entwirft in dieser fiktionalisierten Realität technisch ungemein ausgereifte und raffinierte Bilder, die ihr geistiges und formales Herkommen aus einer jahrhundertealten europäischen Tradition nicht leugnen.
Sein Stil-Leben, Landschaften, Architekturen und Figuren zeigen bewusst die Spuren der Ermüdung oder sogar des Verfalls. Rodríguez deutet diese Kultur des Malens durch teilweise abblätternde Farbflächen und da und dort durch leicht verblasste oder verwischte Konturen an. Es sind Erinnerungen in einer ihm eigenen poetischen Sprache. Bei ihm findet der Betrachter stets zwei Situationen auf einem Bild, die nicht unbedingt einen Zusammenhang bilden, aber dennoch Spannung und Neugierde aufbauen. Der spanische Künstler mit Wohnsitz in Ranna nennt das „Dichotomie“ oder halb geteilt. Mit dieser Zweiteilung entstehen komplementäre Farbenpaare, die sich gegenseitig zum Leuchten bringen.
Platz für eigene Interpretation
Die Motive des professionellen Künstlers und Autors zahlreicher Werke über die Pädagogik der bildenden Künste und über die Geschichte der Malerei lassen oft Raum zum Rätseln. Der Raumfahrer Juri Gagarin beim Weltraumausflug neben der Innenansicht des Raumschiffes, ein japanisches Liebespaar neben einer Explosion, Wolken und Personen, afrikanische Impressionen und dazu Schriften oder Schriftfragmente. Das Besondere dieser Bildsprache: alles wirkt nur zusammen und nie alleine. Ein erstaunlicher Effekt in ungesättigten Farben und klassischen Maltechniken und eine Malerei, bei der man den Blick anhalten muss.
Die Kunstwerke wecken Neugierde, Erstaunen, ja Verwunderung. Ein kritisches Urteil der Ausstellungsbesucher wird geradezu herausgefordert. Ramón de Jesús erreicht es mit einer charmanten Erzählmethodik. So groß wie sein künstlerisches Herz scheint, so offenherzig und spanisch temperamentvoll geht er auf die Menschen zu. Dabei hat der Mann einen Lebenslauf auch mit weltweiten Erfahrungen als Dozent und Lehrer, als Redakteur und Buchautor, als Filmemacher und Fotograf, der fast für ein kleines Taschenbuch ausreichen würde. Sein vielseitiges Schaffen ist imponierend. Ehefrau Sabine Klier hat Rodríguez in Barcelona kennengelernt. Die Grafikdesignerin übersetzt in Speinshart die einführenden Worte des Künstlers. Seine Sprache sei die Kunst, sagt er mit einem entschuldigenden Lächeln.
Wegen des Besucherandrangs und Corona bedingter Einschränkungen wird die Vernissage am Sonntagnachmittag offiziell gleich drei Mal wiederholt. Geöffnet ist die Ausstellung bis 9. September an Sonn- und Feiertagen von 13.30 bis 17 Uhr unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften. Auf Anfrage ist auch eine Besichtigung außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Der Eintritt ist frei.























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