Es ist ein fränkisches Gesamtkunstwerk, dass da im Klosterdorf auf Einladung der Gemeinde gastiert. Immer wieder schafft es Michl Müller, alltägliche Dinge so humorvoll auf der Bühne zu zelebrieren, dass man seiner Art des Fröhlichseins eigentlich nicht entkommen kann. Auch nicht in Speinshart. Berlin. Köln, Augsburg, Würzburg und nun an einem Ort für künstliche Intelligenz: Der Kabarettist weiß um die Ehre, in Speinshart auftreten zu dürfen. "Das fühlt sich gut an". Sorge bereitet ihm nur der Name des Speinsharter Bürgermeisters. "Hoffentlich bekomme ich bei dem Namen Nickl keine Allergie."
Der Comedian verzaubert auch die Speinsharter mit einem Füllhorn an Einfällen. Mit viel Spaß, Wortwitz und Spitzen geht es gegen alles und jeden, untermalt mit seiner unverwechselbaren Mimik und Gestik. Über allerhand Kurioses gibt es zu berichten, etwa über das Drumherum der "Renovierung seines Eigenheimes". Viel zu erzählen hat Müller auch über die Schaffenskraft eines Hausmannes und rasch entdeckt er in der ersten Reihe Rebecca und Martin aus Oberbibrach, vereint in dem Bestreben, Apfelmus zuzubereiten. Michl Müller weiß Bescheid. Das fränkische Naturtalent surft in Speinshart drei Stunden lang durch den Alltag. Das T-Shirt mit dem "Dreggsagg" darf dabei nicht fehlen. Müller trägt es immer. Es ist sein Statement, das aber nicht auf einen zweifelhaften Charakter schließen lässt, "denn in Unterfranken ist Dreggsagg kein Schimpfwort, sondern ein Synonym für Schlitzohr", erklärt er augenzwinkernd.
Genau mit diesem schlitzohrigen Humor begeistert Michl Müller auch sein Publikum in Speinshart, stets bestrebt, den Oberpfälzern auf Augenhöhe zu begegnen. Er lacht mit den Menschen, nicht über sie! Authentisch greift er in Speinshart Themen auf, die die Leute bewegen. Ein Streifzug durch die Politik darf dabei nicht fehlen. Die Ampel ordnet er respektlos zwischen Psychiatrie und Ballermann ein und "Innenministerin Nancy Faeser ist schon Abschreckung genug – trotzdem kommen die Migranten" und auch Hubert Aiwanger bekommt sein Fett weg: "Gut dass man einen großen Bruder hat".
Man weiß in dieser eigentlich staden Zeit nicht, wer glücklicher ist. Michl Müller oder sein Publikum. Der Franke ist jedenfalls so gut drauf, dass die kabarettistische Fete kein Ende nehmen will. Dazu gehören auch mal Bonmots über alte "Ünnerhos", über die neue Häuslichkeit "dahemm", über die Thermomix-Generation, über einen Friseurbesuch mit einer Zeremonie des Haarewaschens, über Halloween, St. Martin und das Fernseh-Geglotze, über das Arbeitstempo der Bauämter und über die Whirlpool-Euphorie mit Badewasser, das einer Leberknödelsuppe ähnelt.
Nicht wegzudenken sind beim Gesangsgenie Müller auch die Lieder, die ihm beim "Waldbaden" einfallen. Schräge Songs verzücken die Besucher. "Vollwärmeschutz der Liebe", "Du bist immer für mich da" mit dem Refrain über die Ünnerhos, dem "Fränkischen Akku-Schrauber", "Männer die bügeln, sind sexi" oder den Song über das "Spießbratenbrödla – des is meins, des is was fein's". Überhaupt: Das Thema des Mannes als geduldiger Haushaltsmensch mit Dampfbügeleisen und dem Wunsch nach einer größeren Kaffeedose gehören zu den köstlichen Momenten des Abends.
Deutlich wird deshalb auch der Ruf nach mehr Anerkennung und Liebe für die Männerwelt. Wieder auf den Boden des Alltags zurückkehrend empfiehlt der Künstler: "Lasst Euch nicht verrückt machen, höchstens verrückt nach Michl Müller". Schließlich gibt es für das Publikum zum Ende einer pointenreichen Reise durch die Welt der Satire noch eine energiegeladene Zugabe. Schunkelnd und klatschend begleiten die Besucher ein Medley des Künstlers aus dem reichen Kompositionsschatz Michl Müllers mit dem "Achter Dübel" aus dem Frankenfasching in Veitshöchheim als begeisternden Schlusspunkt.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.