Speinshart
30.03.2025 - 10:34 Uhr

Zauberhafte Klänge vom Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth

Der Nürnberger Flötist und Autor Michael Kämmle und der international renommierte Münchner Lautenist Axel Wolf führen im Kloster Speinshart in die musikalische und literarische Sprache am Hofe des Markgrafen.

Mit "zauberhaften Klängen, deren Wohllaut tief zu Herzen geht" erinnern Michael Kämmle (Traversflöte) und Axel Wolf (Laute) an die Musik vom Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth. Bild: do
Mit "zauberhaften Klängen, deren Wohllaut tief zu Herzen geht" erinnern Michael Kämmle (Traversflöte) und Axel Wolf (Laute) an die Musik vom Musenhof der Wilhelmine von Bayreuth.

Händel, Bach, Mozart, Schubert, Medelssohn: Nix da. An diesem Nachmittag bestimmten musikalische Zärtlichkeiten königlicher Hoheiten das erste Konzert des Jahres in Speinshart. Von Barock bis Romantik erinnerten Michael Kämmle und Axel Wolf mit phantasievollen Kompositionen an das herrschaftliche Geschehen am Hofe des Bayreuther Markgrafen. Michael Kämmle (Traversflöte) erkundete mit Axel Wolf (Laute) die mystische Welt der Aristokratie, in der Geschichten erzählen und Musik zu einem alternativen Hörerlebnis zusammenflossen.

In einer anregenden Performance erlebte das Publikum im Ambiente des Klosters die Fantasiewelten der Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth und die innige Beziehung zu ihrem Bruder, dem König von Preußen. Nichts wünschten sich die beiden in ihren Briefen sehnlicher herbei, als die Wiederkehr glücklicher Tage. Die überaus romantische Geschwister-Beziehung gipfelte zum Beispiel in den Monologen und Schriftwechseln des Preußenkönigs und der Markgräfin: „Ach wäre ich doch ein Mäuschen, um den Zauber Deiner Klänge zu hören“, oder „Ich sterbe vor Freude, wenn ich Dir zu Füßen werfen kann“.

Auch Wilhelmine zeigte sich inniglich: „Ich bin dankbar für all Deine Güte, liebster Bruder“! Selten waren allerdings die Gelegenheiten, bei denen Prinzessin und Prinz zusammenfinden durften und sich Friedrich der Große, dem Pionier des militärischen Präventivschlags und Philosophen auf dem Thron, auch als Flöte spielender Monarch überraschte.

In dieser Atmosphäre tiefer Empfindsamkeit verzauberte das Duo Kämmle/Wolf neben Werken aus der Feder Friedrichs des Großen und seines Lehrers Johann Joachim Quantz mit Stücken der Bayreuther Hofmusiker Christian Friedrich Döbbert, Jakob Friedrich Kleinknecht und Anna Bon. Ein Konzertnachmittag mit überbordender Virtuosität in drei Kapiteln aus dem Leben der Wilhelmine mit „Solo e-Moll SpiF 154“ und der „Sonata SlpiF 190-c-Moll“ von Friedrich II., dem „Daß sie eine Mörderin sey“ mit dem „Solo per il Flauto Traverso col Basso“ von Quantz, der „Sonata I C-Dur“ von Antoine Mahaut, der „Sonata VI G-Dur von Christian Friedrich Döbbert, „Friedrichs Finten“ und Jakob Friedrich Kleinknechts „Sonata II e-Moll“.

Im Epilog bezauberte das Duo mit Anna Bon's „Sonata V g-Moll“, einer Künstlerin, die ebenfalls am Musenhof der Wilhelmine wirkte. Allen Freuden zu entsagen, war nicht die damalige Moralvorstellung in Königs- und Fürstenhäusern, verriet Michael Kämmle mit Zitaten aus „Geheimdokumenten“. „Die zaubervollen Klänge, deren Wohllaut tief zu Herzen geht“, so die Konzertüberschrift, bildeten ein liebenswertes musikalisches und literarisches Projekt der beiden Ausnahmekönner im kreativen Umgang mit der musikalischen Kultur und Literatur des 18. Jahrhunderts. Meisterstücke, die an die lebendig umrankte Musik am Hofe der Markgräfin erinnerten.

Ein Beziehungsgeflecht, das zu Zeiten der Markgräfin auch die kulturellen Beziehungen zwischen dem Kloster Speinshart und dem Markgrafentum Bayreuth befruchtete, so die Feststellung von Moritz Kellner, Konzertmanager der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart. Nach dem stürmischen Schlussapplaus der Zuhörer im überfüllten Musiksaal waren Zugaben Pflicht.

Speinshart23.03.2025
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.