Süß bei Hahnbach
03.09.2019 - 15:10 Uhr

Opa Förster rettet den heiligen Florian

Auch Heilige können das Zeitliche segnen. Besonders, wenn sie wie der heilige Florian aus dem Süßer Kircherl aus altem, brüchigem Holz geschnitzt sind. Er wäre fast im Müll gelandet. Doch dann erlebt er eine kleine Wiederauferstehung.

Opa Hubert Förster und Sabine Weber mit dem restaurierten Florian. Die beiden freuen sich, dass sie den Heiligen retten konnten. Bild: tat
Opa Hubert Förster und Sabine Weber mit dem restaurierten Florian. Die beiden freuen sich, dass sie den Heiligen retten konnten.

Als 2011 die Renovierung des Kircherls abgeschlossen war, wurde es brenzlig für die hölzerne Heiligenfigur. An seinem Stammplatz an der Außenmauer konnte und wollte man den nutzbringenden Wasserheiligen nicht mehr anbringen: Der alte Florian in seinem gotterbärmlichen Zustand passte einfach nicht mehr zu dem hübsch hergerichteten Gotteshaus. Außerdem war und ist der heilige Bartholomäus der eigentliche Patron des Kircherls.

Den gebrochenen Heiligen zu retten, war selbst für den Fachmann eine echte Herausforderung. Bild: tat
Den gebrochenen Heiligen zu retten, war selbst für den Fachmann eine echte Herausforderung.

Ein Fall für die Mülltonne

Entsprechend dachten die Süßer eher an die Anschaffung einer solchen Heiligenfigur. Florian war also eher ein Fall für die Mülltonne, weil eine fachmännische Restauration zu teuer geworden wäre. Doch für den Schutzpatron der Feuerwehr kam es dann doch ganz anders. Das verdankt der Heilige Sabine Weber aus Süß, die sich seiner annahm. Und das aus gutem Grund: Der Opa ihres Mannes ist gelernter Kirchenmaler und restauriert immer mal wieder kleinere und größere Holzschnitzereien. Den Florian in seine kundigen Hände zu geben, wäre auf jeden Fall einen Versuch wert, dachte sich Weber. Da fünf Süßer Vereine, der Theaterverein, die Feuerwehr, der Schützenverein, die Landjugend und die Nachtschwärmer die Finanzierung zusicherten, stand dem Abenteuer nichts mehr im Wege.

Als Opa Hubert Förster die Figur zu Gesicht bekam, war er zunächst nicht begeistert. Das verwendete, offenbar minderwertige Holz war stark verwittert, ein Fuß war weggebrochen, eine Hand fehlte komplett und von den Farben war nicht mehr viel zu sehen. Aber der 90-Jährige aus Barbing bei Regensburg wagte sich schlussendlich doch an die aufwendige Restauration. "Es war eine Herausforderung. Am Anfang habe ich die handgeschmiedeten Nägel, mit denen die Figur zusammengehalten wurde, fast nicht rausgebracht. Wie ich sie dann weitgehend entfernt hatte, ist der ganze Kerl auseinander gefallen", erinnert sich Förster.

Hubert Förster mit dem liebevoll restaurierten Heiligen. Bild: tat
Hubert Förster mit dem liebevoll restaurierten Heiligen.

Eine Herausforderung

Doch aufgeben kam nicht infrage. In genau 31,5 Arbeitsstunden hauchte der gelernte Kirchenmaler dem gebrochenen Holzmann neues Leben ein. Immer wieder stand Förster im Keller und überlegte, wie er weiter vorgehen könne. Einer besonderen Zutat kam dabei eine sprichwörtlich tragende Rolle zu: Holzkitt. Förster hält immer noch große Stücke auf den Werkstoff: "Das Zeug ist besonders hart, hält alles zusammen und mit ein paar selbst zurecht gemachten Holzspänchen habe ich dann die Hand modelliert, die dem Florian fehlte." So bekam die Figur neben der Hand auch ein stabiles Standbein und schönere Gesichtszüge.

Die Figur bekam noch eine Fahnenstange aus dem Baumarkt in die Hand gesteckt, an der eine Fahne aus Lkw-Plane weht. Und dem Haus, das Florian mit einem Kübel Wasser rettet, spendierte Opa Förster eine Treppe. Bild: tat
Die Figur bekam noch eine Fahnenstange aus dem Baumarkt in die Hand gesteckt, an der eine Fahne aus Lkw-Plane weht. Und dem Haus, das Florian mit einem Kübel Wasser rettet, spendierte Opa Förster eine Treppe.

Der findige Hobby-Restaurator verwendete noch andere moderne Stoffe, um den alten Florian wieder neu aussehen zu lassen. Die Heiligenfigur bekam noch eine Fahnenstange aus dem Baumarkt in die Hand gesteckt, an der eine Fahne aus Lkw-Plane weht. Und dem Haus, das Florian mit einem Kübel Wasser rettet, spendierte Opa Förster noch eine Treppe. Sogar die Standplatte wurde optisch aufgewertet: Damit die Schrauben nicht zu sehen sind, modellierte der Kirchenmaler hier etwas Kies mit Holzkitt hin.

Nun ist die Figur wieder ein Hingucker, auch dank der neuen Farben, die Hubert Förster erst recherchiert und dann aufgetragen hat. Mit etwas Lack am Schluss ist der Holzmann nun bereit, ins Süßer Kircherl zurückzukehren. Zur Bartl-Kirwa Ende August gab es von Ruhestandspfarrer Hans Peter Heindl gleich die nötigen Weihen.

Weihe bei der Kirwa

Ruhestandspfarrer Hans Peter Heindl mit dem Florian bei der Bartl-Kirwa. Bild: tat
Ruhestandspfarrer Hans Peter Heindl mit dem Florian bei der Bartl-Kirwa.

Wo genau der heilige Florian nun sein Plätzchen finden wird, ist noch nicht ganz sicher. Schließlich sollen dem guten Stück nicht noch einmal Sonne, Hitze, Wind und Regen zum Verhängnis werden.

Hahnbach26.06.2018
 
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