Nach 40 Jahren in Sulzbach-Rosenberg: Bio-Laden "Kornkistl" schließt

Sulzbach-Rosenberg
23.09.2022 - 17:02 Uhr
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Wer nachhaltig einkaufen wollte und auf Bioprodukte setzte war im Kornkistl gut aufgehoben. Der Laden in der Sulzbach-Rosenberger Altstadt war eine Institution. Doch nun ist Schluss – und die Inhaberin traurig. Die Gründe sind vielfältig.

„Wir schließen. Rabatt 20 Prozent.“ Solche Hinweisschilder hängen seit kurzem im Schaufenster des Bio-Ladens „Kornkistl“ in der Sulzbacher Altstadt. Seit 40 Jahren gibt es das Geschäft in der Stadt, seit fast 25 Jahren wird es mit Herzblut von Christa Ottmann geführt. Doch damit ist es sehr bald vorbei – der Ausverkauf läuft. Was der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, das Alter und Frust bei der Suche nach einem Nachfolger damit zu tun haben, das hat die spürbar enttäuschte Inhaberin im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erklärt.

„Ich habe über fünf Jahre nach einem Nachfolger gesucht, aber das war vergeblich“, sagt die 67-Jährige. Sie sei seit eineinhalb Jahren Rentnerin, doch immer nachmittags stehe sie im Laden und führe das Geschäft. Potenzielle Nachfolger an dem Bio-Geschäft hätten bei genauerer Betrachtung immer abgewunken. „Die Jüngeren haben Zukunftsängste, sie haben die Befürchtung, dass der Laden auf Dauer nicht rentabel genug ist.“ Ältere Interessenten wiederum wären nur eine Übergangslösung gewesen. „Die hätten nach wenigen Jahren auch wieder aufhören müssen.“

Massiver Umsatz-Einbruch

Dass es mit der Schließung nun so schnell geht, liegt jedoch am Ukraine-Krieg und seinen Folgen in Deutschland, insbesondere der massiven Inflation. „Ich spüre die Krise enorm“, sagt Ottmann. „Seit Februar, als der Überfall los ging, sind Umsatz und Kosten auseinandergegangen. Ich hatte einen richtigen Einbruch.“ Die Laden-Betreiberin weiß auch, woran das liegt. „Bei den Leuten zählt inzwischen jeder Cent, sie vergleichen akribisch. Es wird immer mehr gespart, auch beim Essen.“

Die Produkte im „Kornkistl“ sind im Vergleich zu Discountern meist teurer. Es handelt sich um Bio-Lebensmittel wie Käse in der eigenen Käsetheke, Milch und die beliebten Backwaren vom Bio-Bäcker Kellermann, die aus Amberg geliefert wurden und meistens schnell vergriffen waren. Aber auch ökologisch produzierte Naturware gehörte zum Angebot. „Wir haben Haushaltsartikel wie Bürsten, Kämme oder Mühlen aus Olivenholz, Kunststoffprodukte ohne Schadstoffe oder Natur-Kosmetikartikel wie Pflegecremes.“

Bio-Produkte für viele zu teuer

Doch diese nachhaltigen Produkte muss man sich leisten können, das ist sich Ottmann bewusst. „Wir haben schon viele Stammkunden gehabt, die aus ideologischen Gründen im ‚Kornkistl‘ gekauft haben. Aber viel Laufkundschaft ist weggebrochen. Insgesamt haben weniger Kunden weniger gekauft. Die Einkaufslisten der Leute wurden immer kleiner. Einen Großeinkauf hat hier fast keiner mehr gemacht. Und viele haben mich auch auf die Preise angesprochen.“

Doch Ottmann musste selbst auch kalkulieren. Der Laden war zuletzt kaum mehr rentabel. Zudem werden auch die Mitarbeiter nicht jünger, sagt die Sulzbach-Rosenbergerin. Zwei Frauen über 60 Jahre als Teilzeitkräfte habe sie angestellt. Und eine Freundin helfe im Laden ohne Bezahlung mit aus. „Eine meiner Angestellten wollte die Stunden reduzieren. Das und die Umsatzeinbußen haben jetzt den Ausschlag für mich gegeben, zu sagen, wir hören auf. Ich bin schon Rentnerin, gehe jetzt selbst aber endgültig in den Ruhestand.“

Wie lange das „Kornkistl“ noch geöffnet hat, steht noch nicht exakt fest. Der Abverkauf läuft so lange, bis die meisten Regale leer sind. Zeitdruck hat Ottmann jedenfalls nicht – ihr Mietvertrag ist noch 13 Monate gültig. Das Gebäude ist in Privatbesitz. 145 Quadratmeter gehören zur „Kornkistl“-Fläche, davon sind 85 Quadratmeter Verkaufsraum.

„Kornkistl“ zuerst am Kugelplatz

Mit Ottmanns Entscheidung endet eine 40-jährige „Kornkistl“-Ära in der Stadt. Der Laden wurde 1982 von Alex Schlemer gegründet – das Geschäft befand sich damals noch im "Sperberhaus" am Kugelplatz. Später zog das „Kornkistl“ dann in die Neustadt um, im November 1995 schließlich eröffnete es am jetzigen Standort. Seit Februar 1998 ist Christa Ottmann die Inhaberin.

Auf der Suche nach jemanden, der den Laden fortführt, hat Ottmann auch das Reformhaus angefragt oder den Hutzelhof, der ebenfalls Bio-Produkte verkauft. „Vergangenen Mittwoch habe ich wieder eine Absage bekommen. Ich bin schon traurig, dass sich niemand gefunden hat. So einen Laden wird es in Sulzbach wahrscheinlich nicht mehr geben.“

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Sulzbach-Rosenberg23.09.2022
 
 

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