Sulzbach-Rosenberg
03.08.2022 - 09:44 Uhr

78 junge Musiker packen die Instrumente aus zum Klassik-Open-Air im Schlosshof

Bruckner und Liszt sollen allen lange im Herzen bleiben: Das Bayerische Landesjugendorchester will diesen Wunsch seines Dirigenten Nicolas Rauss beim Klassik-Open-Air am Sonntag in Sulzbach-Rosenberg umsetzen.

Zur Abwechslung trägt Corona mal keine Schuld daran, wenn das Bayerische Landesjugendorchester (BLJO) in vergleichsweise übersichtlicher Zahl zum traditionellen Klassik-Konzert des Lions-Clubs Sulzbach-Rosenberg anreist. Vielmehr gibt das ausgewählte Programm "nur" 78 Mitwirkende vor, schreibt Andreas Burger, Geschäftsführer des Bayerischen Landesausschusses Jugend musiziert, auf Anfrage von Oberpfalz-Medien: "Sonst waren es auch schon deutlich über Hundert."

Die Pandemie hat aber natürlich auch beim BLJO Spuren hinterlassen: "Das waren wirklich zwei sehr unschöne Jahre mit ganz vielen Einschränkungen für unseren musikalischen Nachwuchs", bilanziert der Geschäftsführer. Die Arbeitsphasen in den Winterferien 2020/21 und 2021/22 sind der Pandemie komplett zum Opfer gefallen. Der Wettbewerb Jugend musiziert, das Sprungbrett fürs BLJO, musste 2021 ausschließlich digital ausgetragen werden. In diesem Jahr ist das Prozedere auf einen bayernweiten Wettbewerb ohne vorherige Regionalausscheidungen zusammengeschnurrt.

Weniger Platz für neue Gesichter

So kommt es, dass nun etliche Talente die Chance dieses besonderen Erlebnisses nutzen, obwohl sie eigentlich schon nicht mehr im BLJO dabei wären. Das lässt auf der anderen Seite weniger Platz für neue Gesichter: "Am Ende also haben durch die Corona-Ausfälle sicherlich viele junge Musikerinnen und Musiker nicht so teilnehmen können wie sonst", konstatiert Burger.

In der aktuell gestarteten Arbeitsphase gebe es keine Einschränkungen bei Besetzung oder Probenmöglichkeiten. "Natürlich könnten wir vor lauter Angst, es könne jemand erkranken, immer Ersatzleute mitziehen, aber das tun wir nicht. Angst ist ein schlechter Berater." Stattdessen freut sich Andreas Burger jetzt auf Nicolas Rauss und Bruckner – "eine sensationell gute Mischung". Er weiß, wovon er spricht, schließlich seien schon die früheren Bruckner-Sinfonien unter Rauss´ Leitung jedes Mal eine Offenbarung gewesen.

Diesmal hat der Dirigent die sechste Sinfonie gewählt, "weil ich sie tief fühle und liebe", schreibt Nicolas Rauss. "Und dazu habe ich vorgeschlagen, ein kurzes und wenig gespieltes Werk von Liszt vor der Sinfonie zu spielen, weil es etwas mit Bruckner zu tun hat, in seiner esoterischen Bedeutung und mit seinen Wurzeln, die aus der Vergangenheit kommen." Befragt nach den programmatischen Herausforderungen für seine jungen Musikerinnen und Musiker hebt er die Komplexität des Werkes hervor: "Nicht speziell technisch, sondern auch um zu verstehen, wie man es spielen soll, welche Rolle jeder im Orchester hat."

Das Glück des Dirigenten

Seine seit 1990 gewachsenen Erfahrungen mit dem BLJO bringen ihn darüber hinaus zur Erkenntnis, dass die Orchestermitglieder heutzutage immer besser vorbereitet und pflichtbewusst sind. Aber nicht nur deshalb empfindet der gebürtige Schweizer jetzt jede Arbeitsphase und jedes Engagement als Glück: Die zurückliegende Pandemie-Zeit sei einfach nur traurig gewesen. Keine Probe, keine Konzerte. Und dazu noch die Angst, dass es nie wieder anfangen würde. Die vielen Menschen, die die Zeit genutzt hätten, um sich selbst zu "renovieren", bewundert er. "Mir ist es nicht gelungen. Ich habe es wie eine saure Generalprobe für die Pension erlebt", so sein Fazit.

Umso mehr genießen Rauss und Burger die zehn Tage gemeinsam mit den vielen jungen Menschen. Die Dozenten kommen größtenteils aus dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Mit dessen designiertem Chefdirigenten Sir Simon Rattle plant man im Januar 2024 ein Projekt, auf das sich Burger schon jetzt freut.

Service:

Informationen zum Klassik-Open-Air

  • Termin und Ort: Sonntag, 7. August, 19 Uhr, Schlosshof Sulzbach-Rosenberg; bei schlechtem Wetter in der Sporthalle der Krötenseeschule
  • Programm: Franz Liszt: sinfonische Dichtung "Von der Wiege bis zum Grabe"; Anton Bruckner: 6. Sinfonie A-Dur
  • Karten: im Vorverkauf über www.nt-ticket.de zum Normalpreis von 20 Euro; Schüler, Studenten und Behinderte 14 Euro; freie Sitzplatzwahl
 
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