Bevor Klarinettist Johannes Pflaum demnächst ein neues musikalisches Lebenskapitel an der Hochschule für Musik in Nürnberg aufschlägt, verabschiedete er sich von seiner bisherigen Wirkungsstätte, der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz (BFSM), mit einem beeindruckend schönen Konzert.
Dass der Auftritt gleichzeitig eine Prüfung war, fiel dabei überhaupt nicht ins Gewicht. Allein der guten Ordnung halber erläuterte Schulleiter Benedikt Boßle zu Beginn einige Regularien. Dazu zählte auch die unübliche Tatsache, dass sich Querflötistin Julia Bauer und Bratschist Philipp Hartlieb mit auf die öffentliche Prüfungsbühne gesellten. Als Absolventen der zweijährigen Ausbildung hätten sie ihre Abschlussprüfung auch hinter verschlossenen Türen bestreiten können.
Für das Publikum und die vom staatlichen Prüfungsbeauftragten Steven Heelein, der Schulleitung und den jeweiligen Fachlehrern gebildete Jury war diese beherzte Entscheidung definitiv ein Gewinn. Insbesondere da man sonst um die kostbaren drei Stücke für Klarinette, Viola und Klavier (Johanna Hennig) von Max Bruch gebracht worden wäre, die in ihrer sanften, dunklen Schattierung nur so dahinschmolzen und ein tiefes Bedauern darüber hinterließen, dass es so schnell zu Ende war.
Mit seiner stimmigen wie variantenreichen Programmauswahl lockte Johannes Pflaum aber auch schon zuvor seine Zuhörer aus der starren Konzert-Routine. Die auf einen klassischen und sehr wohlklingenden Klarinetten-Konzert-Klassiker von Carl Stamitz folgende Referenz an den britischen Komponisten und Oscar-Preisträger Malcolm Arnold war kaum verklungen als spontaner Zwischenapplaus für die klarinettistischen Bravourstückchen anhob.
Julia Bauer, die den Abend eröffnete, setzte auf einen chronologischen Bogen. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Florian Popp am Cembalo hauchte sie Johann Sebastian Bachs e-moll-Sonate schwebende Lebhaftigkeit ein. Diese erfrischende Grundhaltung prägte auch den anschließenden Ausschnitt aus dem G-Dur-Flötenkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart, den Johanna Hennig pianistisch ergänzte. Ihre ausgereiften musikalischen Fertigkeiten unterstrich sie mit den Herausforderungen der Sonate für Flöte und Klavier von Paul Hindemith.
Sein inniges Gespür für die besondere Tonschönheit der oftmals leicht stiefmütterlich wahrgenommenen Viola zelebrierte Philipp Hartlieb nicht nur bei Bruch. In quasi nahtloser Fortsetzung dieses Dialogs der melancholischen Sanftmütigen ließ er Carl Philipp Emanuel Bachs Sonate für Viola und obligates Cembalo (diesmal Klavier) erklingen und eröffnete mit Rebecca Clarkes 1919 entstandener Sonate für Viola und Klavier weitere, spannende Facetten des speziellen Bratschen-Kosmos.
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