Werden alte Sulzbacher Bergwerksstollen jetzt Wärmespender für Neubaugebiete?

Sulzbach-Rosenberg
24.03.2023 - 17:14 Uhr
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Die Ausweisung von Wohngebieten hat in Sulzbach-Rosenberg Fahrt aufgenommen. Im Hinblick auf den Klimaschutz sollen dort alternative Heizformen geprüft werden. Für das Neubaugebiet „Katzenberg Nord“ bietet sich nun eine einmalige Chance.

Bis zu 77 Wohneinheiten sollen im neuen Baugebiet „Katzenberg Nord“ einmal entstehen. Mehrmals wurde die Planung dazu im Stadtrat schon diskutiert, der Bauausschuss hörte ein Fachbüro zu möglichen Energiekonzepten für das 3,6 Hektar große Areal. Das Büro Zeitgeist aus Nürnberg favorisierte im Rathaus eine Wärmeversorgung über Erdkollektoren auf einem Nachbargrundstück in 1,5 Metern Tiefe. Diesen Gedanken haben nun auch die Stadträte Hans-Jürgen Reitzenstein (FDP/FWS) und Yvonne Rösel (Bündnisgrüne) aufgenommen. Sie schlagen für die Wärmeversorgung des Baugebietes die geothermische Nutzung der Wasserressource des ehemaligen Stollens vor, der die Erzgruben Großenfalz und den St.-Anna-Schacht verband. In den beiden annähernd gleichlautenden Anträgen wird die Stadt aufgefordert, diese Möglichkeit durch das Büro „Zeitgeist Engineering“ prüfen zu lassen.

Die entscheidende Vorarbeit zu dieser möglichen Variante leistete Heimatforscher und Chronist Helmut Heinl, der unter dem Titel „Sulzbachs größte Wärmequelle?“ einen Beitrag für den Internetauftritt des Stadtteils Feuerhof - neben vielen anderen Geschichten rund um den Bergbau in Sulzbach-Rosenberg – veröffentlichte.

Drei Kilometer Länge

Auf dieser Grundlage schreibt Reitzenstein im Antragstext, dass nach Schließung des St.-Anna-Schachtes im Jahr 1974 die Dammtore an beiden Enden der etwa drei Kilometer langen Richtstrecke in 100 Metern Tiefe vom Annaschacht nach Großenfalz für immer geschlossen wurden. Das gesamte Bergwerksgelände von Großenfalz bis Lobenhof lief voll Wasser.

„In dieser Röhre befinden sich Zehntausende Kubikmeter Wasser, die als unbegrenzt nutzbarer Wärmespeicher verwendet werden könnten. Die Nutzung mit Wärmepumpen in den angeschlossenen Gebäuden wäre effizient. Es wäre also wert, so ein Projekt ergebnisoffen zu prüfen, denn Erdwärme ist emissionsfrei und wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Zudem könnten wir uns vorstellen, dass die Stadtwerke die Energieversorgung übernehmen für diese energetische Quartierlösung“, so die Liberalen in ihrem Antragstext. Wie Reitzenstein auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien weiter mitteilte, sei diese Form der Energiegewinnung auch im Ruhrgebiet auf altem Schachtgelände eine vieldiskutierte Möglichkeit. Ganz aktuell liefen in Bochum Probebohrungen auf dem früheren Opel-Gelände, das sich ebenfalls auf einem früheren Bergwerksareal befindet.

Speicher für Erdwärme

Yvonne Rösel führt dazu an, dass es sich um eine unterirdische Wassermenge von rund 36.000 Kubikmeter handle. „Entnimmt man das Wasser an einer Stelle, kühlt es mit einer Wärmepumpe ab und leitet es einige 100 Meter entfernt wieder ein, funktioniert das wie ein Grundwasserbrunnen. In der Röhre entsteht ein Kreislauf, der permanent Erdwärme aufnimmt und damit als Speichermedium dient. Unsere Stadt hat mit diesem verborgenen Relikt aus der Bergbaugeschichte einen riesigen Speicher, der, einmal angezapft, unbegrenzt Erdwärme liefern kann."

Auch die Stadträtin der Grünen beruft sich auf die Grundlagenarbeit von Helmut Heinl, der den Verbindungsstollen als stabile unterirdische Höhle bezeichnet, in der früher der gesamte Transport von Mannschaft, Erzen und Material zwischen Großenfalz, Klenzeschacht und dem St.-Anna-Schacht ablief.

Teuere Bohrungen

Heinl ergänzt in seiner Untersuchung, dass das Anzapfen dieser Ressource mit Aufwand verbunden sei. Es sei zu prüfen, ob das 8 bis 12 Grad Celsius warme Wasser verwendet werden könne. „Die Bohrarbeiten kosten zunächst einmal viel Geld. Ist aber der Wärmespeicher erst einmal angezapft und mit einer großen Wärmepumpe nutzbar gemacht, lassen sich damit große Neubaugebiete umweltfreundlich erwärmen. Selbst gering temperiertes Wasser kann damit in Niedertemperatur-Heizanlagen, wie sie in modernen Häusern üblich sind, Heizungsvorlauftemperaturen von 40 bis 45 Grad erreichen.“

Die Nutzung bezeichnet Helmut Heinl als hocheffizient. Nur die Wärmepumpe müsse betrieben werden. Dies erfordere etwa ein Fünftel der Heizenergie, die aus dem Grubenwasser gewonnen wird. Das Fraunhofer-Institut München sprach bei der Nutzung dieser Energieform von „Ewigkeitsnutzen statt Ewigkeitslasten“. Schon am Dienstag wird sich der Stadtrat mit diesem Thema, das enormes Wärme-Potenzial verspricht, erneut befassen.

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Sulzbach-Rosenberg28.12.2021
 
 

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Christian Roth

Die Schächte halten ewig und stürzen niemals ein :-)

27.03.2023