Ausgetanzt: Kneipenbesitzer von Corona-Regeln schwer getroffen

Sulzbach-Rosenberg
22.11.2021 - 16:06 Uhr
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Schluss mit Partylaune: Nach nur zwei Monaten muss das Happy Rock in Sulzbach-Rosenberg wegen neuer Corona-Regeln wieder schließen. Auch die Kneipenbetreiber in der Stadt sind verärgert – sie befürchten einen "harten Winter". Ein Überblick.

"Für unsere Angestellten ist es echt scheiße, die arbeiten ja nicht umsonst." Thomas Walch nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er auf die Folgen der neuen Corona-Regeln in Bayern angesprochen wird. Der Geschäftsführer des Happy Rock in Sulzbach-Rosenberg muss auf Anordnung der Staatsregierung seine Kult-Disco erneut schließen – erst am 1. Oktober war der Betrieb für Nachtclubs wieder erlaubt worden. "Wir hatten nur zwei Monate offen und haben den Laden ja erst vor Kurzem wieder hochgefahren", sagt der 29-Jährige.

Corona-Update für Bayern: Diese Regeln gelten

Circa 50 Leute beschäftigt das Happy-Rock, sie arbeiten als Bedienungen und Türsteher, DJ´s und Techniker. "Die Security-Firma habe ich wieder abbestellt. Und etliche Bedienungen wurden erst vor Kurzem neu angestellt." Damit sei nach nur sieben Wochen schon wieder Schluss. Eine Überraschung jedoch ist die neue Verordnung für Walch nicht. "Ich hab es schon kommen sehen, die Zahlen steigen und steigen." Dennoch ärgert er sich über den Zeitpunkt von staatlich verfügter Öffnung und Schließung der Nachtclubs: "Im Sommer war die Inzidenz fast bei Null. Da mussten wir Zuhause sitzen und das Happy Rock geschlossen halten. Aber im Oktober, als es mit den steigenden Fallzahlen im Herbst wieder losging, da durften wir aufsperren. Verstehen muss das niemand."

2G-Plus "zu heikel"

Spätestens am Mittwoch, 24. November, müssen laut Gesetz alle Discos, Kneipen und Bars im Freistaat schließen. So lange wollte Walch mit seinem Happy-Rock-Team nicht warten – bereits am vergangenen Wochenende blieben die Tanzflächen der Disco leer. "Wir haben schon vorher zugemacht, weil uns die Vorgabe mit 2G-Plus zu heikel war." Nur Geimpfte und Genesene haben damit Zutritt, und zusätzlich war ein tagesaktueller Corona-Test nötig. "Wir hätten das alles streng kontrollieren müssen. Es war für Geimpfte und Genesene nicht mehr möglich, einfach spontan vorbeizukommen. Aber davon lebt eine Disco", begründet Walch die Entscheidung. Dennoch schmerzt ihn der Schritt. Das Geschäft war zuvor gut angelaufen, die Tanzflächen waren voll mit jungen Leuten. "Es war gut was los und es ist sogar tendenziell immer mehr geworden zuletzt", berichtet Walch.

Old Bailey befürchtet 80 Prozent weniger Einnahmen

Etwas anders aber nicht recht viel besser ist die Stimmung bei den Kneipenbetreibern in der Sulzbacher Innenstadt. Kneipen dürfen öffnen, wenn sie als Speisebetriebe geführt sind – so wie Günther Thöni vom Old Bailey am Kugelplatz. Der 60-Jährige ist vor allem von der Sperrstunde um 22 Uhr genervt. "Ich bin voll betroffen, weil mir mein Hauptgeschäft flöten geht. Im Old Bailey geht es um 22 Uhr eigentlich erst los und der Hauptbetrieb läuft bis 3 oder 4 Uhr nachts." Um zumindest einen Teil der wegbrechenden Einnahmen zu kompensieren, will Thöni die Öffnungszeit von 20 Uhr auf 16 Uhr vorziehen, aber: "Wer kommt denn schon am Nachmittag? Ich rechne mit massiven Einbußen, es werden bestimmt 70 bis 80 Prozent weniger."

Gerade Weihnachten, Silvester und Fasching seien besonders attraktiv für Kneipen, doch das falle nun weg. "Ich gehe davon aus, dass die Maßnahmen verlängert werden." Thöni, selbst Österreicher, vermutet, dass es wie in der Alpenrepublik zu einem Lockdown kommt. "Alles, was in Österreich passiert, kommt ein paar Wochen später zu uns. Das war schon die ganze Pandemiezeit so."

Sperrstunde ist "widersinnig"

Auch für Dagmar Kohl sind wieder schlechtere Zeiten angebrochen. Die Chefin im Bistro Zauberhöhle in der Neustadt sagt: "Wir sind fast ausschließlich eine Nachtkneipe, um 22 Uhr geht der Betrieb eigentlich erst los, und jetzt ist da schon Schluss. Das ist das Schlimmste." Die 45-Jährige ist nicht wütend, aber enttäuscht von der Regierung. Geht es nach ihr, hätten Kneipen mit 2G-Plus geöffnet bleiben sollen. "Das wäre doch kein Thema." Und: "Die Sperrstunde um 22 Uhr ist widersinnig. Die Infektionsgefahr ist um zehn nicht anders als um zwölf. Die, die sich wegschießen wollen, machen das nun halt beim Frühschoppen oder Zuhause."

In den nächsten Monaten rechnet sie mit einem "Draufzahlgeschäft". Schon die vergangenen Monate seien schwierig gewesen. "Seit der Lockdown aufgehoben wurde, hatte ich maximal die Hälfte der Gäste. Die Leute waren viel, viel verhaltener." Trotz fehlender Einnahmen würden die Kosten für Miete, Strom und Heizung weiter laufen. Kohl ist froh, im Hauptberuf als Physiotherapeutin tätig zu sein, damit ist sie zumindest persönlich finanziell abgesichert. Aber mit Blick auf ihr Bistro sagt sie: "Ich denke, das wird ein harter Winter."

Sulzbach-Rosenberg16.11.2021
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"Im Sommer, als die Zahlen im Keller waren, mussten wir Zuhause sitzen und das Happy Rock geschlossen halten. Aber im Herbst haben sie dann die Discos wieder geöffnet, das muss keiner verstehen."

Thomas Walch, Happy-Rock-Geschäftsführer

Thomas Walch, Happy-Rock-Geschäftsführer

 
 

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