Sulzbach-Rosenberg
08.12.2020 - 15:41 Uhr

Berufliches Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg: Großprojekt für über 80 Millionen Euro

Stand jetzt handelt es sich um ein Projekt, das am Ende mehr als 80 Millionen Euro kosten wird. Dennoch sehen die Kreistagsfraktionen den Abbruch und Neubau der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg als unausweichlich an.

Der erste Bauabschnitt zu Generalsanierung und Neubau der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg soll im Jahr 2022 starten. Bild: Thilo Hierstetter
Der erste Bauabschnitt zu Generalsanierung und Neubau der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg soll im Jahr 2022 starten.

Bereits vor sechs Jahren hat die Versammlung des Zweckverbandes Berufsschulen Amberg-Sulzbach beim Landkreis die Generalsanierung und Erweiterung des Berufsschulzentrums an der Neumarkter Straße beantragt. Brandschutz- und Sicherheitsmängel, der energetische Zustand sowie abgewirtschaftete Gebäude entsprächen nicht mehr dem Standard.

Wie es in der Kreistagssitzung am Montag in der Turnhalle der Krötenseeschule hieß, gehe man laut Hubert Saradeth nach verschiedenen Anpassungen langfristig von 1415 – davon die Hälfte dauerhaft anwesend – zu erwartenden Schülern aus. Berücksichtigt seien dabei die Eingliederung der Berufsfachschule und die neuen Berufszweige E-Commerce-Kaufmann und Lagerlogistik.

Stunde der Wahrheit

„Nachdem nun die Vorentwurfsplanung mit dazugehöriger Kostenschätzung abgeschlossen ist, folgt nun die Leistungsphase 3 als Stunde der Wahrheit mit den Ausschreibungen und der entsprechenden Fortschreibung der Kosten“, blickte Landrat Richard Reisinger voraus. Schulleiterin Sabine Fersch stellte im Anschluss das Berufliche Schulzentrum mit den verschiedenen Ausbildungsbereichen kurz vor und dankte den Kreisräten für die positive Begleitung. „Wir ermöglichen den jungen Menschen echte Zukunftschancen“, so die Schulleiterin.

Wie weiter im Kreistag zu erfahren war, müssen die Verwaltung der Berufsschule sowie Fachbereiche, die nach Abschluss des zweiten Bauabschnitts und vor Abbruch der übrigen Gebäude nicht im Neubau untergebracht sind, in Container ausgelagert werden. Die dafür vorgesehene Anlage stehe derzeit noch bei der Walter-Höllerer-Realschule. Nach Abschluss der dortigen Bauarbeiten werde sie in das von der Stadt Sulzbach-Rosenberg zur Verfügung gestellte Grundstück im alten Stadtbad am Philosophenweg umgesetzt.

Hubert Saradeth vom Kreis-Gebäudemanagement erklärte weiter, dass Abbruch und Sanierung in vier Bauabschnitten umgesetzt werden sollen. „Da die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie für den Landkreis und die Gemeinden derzeit nicht abgeschätzt werden können, sind die Bauzeiten der finanziellen Lage des Landkreises anzupassen“. Als „technisch machbare Zeiträume“ und „Momentaufnahme“ werden folgende Bauabschnitte, Zeiten und Kosten genannt:

1. Bauabschnitt (2022)

Umsetzen der Container von der Realschule auf das Grundstück am Philosophernweg: Kosten 1,56 Millionen Euro; keine Förderung.

2. Bauabschnitt (2023 bis 2025)

Auslagerung der Schreinerei in die Bauhallen, Abbruch der Schreinerei (Trakt D), Neubau Gebäude für Fachbereiche Kfz, Nahrung, Lagerlogistik und Schreiner; Neubau Parkdeck mit Außenanlagen, Bezug Neubau Kfz, Nahrung, Lagerlogistik, Schreiner; Auslagerung sonstiger Fachbereiche in Containeranlage und Neubau: Kosten 42,08 Millionen Euro; Förderung etwa 14,41 Millionen Euro.

3. Bauabschnitt (2026 bis 2029)

Abbruch Trakt A, B, C, E; Neubau Schultrakt und Mehrzweckhalle mit anschließendem Bezug sowie Rückbau der Containeranlage: Kosten 35,74 Millionen Euro; Förderung rund 14,2 Millionen Euro

4. Bauabschnitt (2030 bis 2031)

Neugestaltung der Außenanlagen und des Pausenhofes: Kosten 2,62 Millionen Euro; Förderung etwa 1 Million Euro.

„Hier handelt es sich um ein ambitioniertes Projekt, bei dem der Verzicht auf eine Realisierung keine Option ist“, machte Landrat Richard Reisinger deutlich und verwies durch die zukunftsfähigen Berufe auf die positiven Auswirkungen für die Region in kommenden Jahren.

Peter Dotzler (Freie Wähler) signalisierte für seine Fraktion Zustimmung, forderte dazu aber ein langfristig angelegtes Finanzierungskonzept. Winfried Franz (SPD) befürwortete für seine Fraktion ebenfalls das Projekt und wünschte sich eine weitere Präzisierung der Kosten. Bernhard Lindner, Fraktionssprecher der CSU, sah das Vorhaben als bedeutend für den ländlichen Raum, wollte aber die Gemeinden als Umlagen-Zahler nicht überfordert wissen.

Christoph Zollbrecht (ÖDP) sah das Geld gut angelegt, forderte aber eine nachhaltige und umweltverträgliche Ausführung. Bernhard Krieger stellte sich für die Fraktion der Bündnisgrünen ebenfalls nicht gegen Neubau und Sanierung, verwies aber auf die hohen Kosten und schlug gegebenenfalls Plananpassungen oder eine Kooperation mit der Stadt Sulzbach-Rosenberg – etwa beim Parkdeck vor. Martin Pöllath (FDP/FWS) sprach vom finanziell größten Landkreis-Projekt und gab ebenfalls grünes Licht. Henner Wasmuth (JU) sah einen Leuchtturm für den Landkreis und wünschte sich weitere Einbindung während der Planungs- und Bauphase. Funda Toy (Linke/Piraten) signalisierte ebenfalls ihr Pro, was ein einstimmiges Ergebnis ergab.

Kostensteigerung beim neuen Gesundheitsamt

Ein weiteres Millionen-Projekt für den Kreis-Haushalt ist neben dem Beruflichen Schulzentrum in Sulzbach-Rosenberg die Generalsanierung des Verwaltungsgebäudes Adalbert-Stifter-Straße in Amberg. Dort soll künftig das Gesundheitsamt barrierefrei untergebracht werden.

Während der Baumaßnahme hätten sich laut Hubert Saradeth vom Gebäudemanagement des Landkreises verschiedene Kostensteigerungen ergeben. Aktuell kämen weitere 1,23 Millionen Euro dazu, was Gesamtkosten zum Stand November in Höhe von rund 6,27 Millionen Euro bedeute. Gründe dafür seien unter anderem Optimierungsmaßnahmen, zusätzliche Arbeiten und Preissteigerungen. Die Kreisräte sahen bei der Sitzung in der Krötensee-Turnhalle die Notwendigkeit und stimmten ausnahmslos zu.

Wie Landrat Richard Reisinger ergänzte, habe den Kreis die Realität eingeholt, da auch der alte Standort an der Hockermühlstraße 53 weiter für Außendienstpersonal des Gesundheitsamtes genutzt werden müsse.

Sulzbach-Rosenberg28.11.2018
Hintergrund:

Fachbereiche und Schülerzahlen im Berufsschulzentrum

  • Elektrotechnik: 150
  • Holztechnik: 25
  • Kfz: 150
  • Nahrung: 80
  • Wirtschaft und Verwaltung mit Kaufmann für Büromanagement, Industriekaufmann, Fachangestellte für Arbeitsmarktdienstleistung, Kaufmann im E-Commerce und Fachkraft für Lagerlogistik: 740
  • Berufsvorbereitendes Jahr: 30
  • Berufsfachschule mit Ernährung und Versorgung, Kinderpflege, Sozialpflege sowie Sozialpädagogik: 240
Viele Bereiche der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg müssen während der Bauphase in Container ausgelagert werden. Bild: Thilo Hierstetter
Viele Bereiche der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg müssen während der Bauphase in Container ausgelagert werden.
 
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