Debatte um reine Luft in Kitas, Grund- und Mittelschulen in Sulzbach-Rosenberg

Sulzbach-Rosenberg
27.07.2021 - 16:59 Uhr
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Vom Nutzen mobiler Luftreiniger sind nicht alle Sulzbach-Rosenberger Stadtratsmitglieder überzeugt. Dezentrale Anlagen könnten eine Alternative sein. Diese Möglichkeit lässt der Mehrheitsbeschluss offen.

Ein mobiler Luftfilter in einem Klassenraum.

Im November 2020 genehmigte der Stadtrat den Kauf von mobilen Luftreinigungsgeräten im Rahmen eines Förderprogramms. Elf Einheiten kamen im Februar in den Sulzbach-Rosenberger Grundschulen an. 50 Prozent der Gesamtkosten von 37 700 Euro deckte der Zuschuss ab. Zwischenzeitlich haben die Schulen Bitten um zusätzliche Luftreiniger an die Stadt herangetragen. In Klassen mit hohen Schülerzahlen oder auch in sehr kleinen Räumen leisteten diese Geräte eine sinnvolle Unterstützung zur Fensterlüftung, so die Begründung.

Nach einem Kabinettsbeschluss vom Juli gibt es weiterhin 50 Prozent Zuschuss, und ab dem neuen Schuljahr sollen möglichst alle Klassenzimmer mit mobilen Luftreinigern ausgestattet werden. Einzelheiten lägen noch nicht vor, informierte die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage für den Stadtrat.

Raumlufttechnische Anlagen würden als dauerhafte und nachhaltige Lösung im Sinne des Klimaschutzes gesehen, heißt es dort weiter. Mobile Geräte seien nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Der Stückpreis liege um 3 500 Euro. Außerdem fielen Kosten für die jährliche Wartung und den nach Hersteller unterschiedlich häufigen Filterwechsel an. Hier müsse mit 500 Euro pro Gerät gerechnet werden. Sollen alle Klassen- und Fachräume mit Luftreinigern ausgestattet werden, wären noch 64 Geräte zu beschaffen. Von 224 000 Euro insgesamt müsste die 112 000 Euro selbst stemmen.

Die Stadtverwaltung hatte bei den Schulen angefragt, wie viele Räume mindestens mit Luftreinigungsgeräten ausgestattet werden sollten. Unter dem Strich standen 28 Geräte. Mittel für die Beschaffung stünden im Haushalt 2021 nicht zur Verfügung. Es würde sich somit um überplanmäßige Ausgaben handeln.

Martin Pöllath (FDP/FWS) erklärte in der Stadtratsdebatte, er habe im Kreisausschuss gegen die Anschaffung für die Landkreisschulen gestimmt, unter anderem weil Kinder und Jugendliche durch das Virus „praktisch nicht gefährdet“ und durch ihr starkes Immunsystem von Natur aus geschützt seien. Auch Yvonne Rösel (Grüne) verwies auf die umstrittene Wirksamkeit: „Kohlendioxid messen und Lüften ist besser!“ Martin Kunert (Suro 2030) sah dagegen die Komplettausstattung als Baustein für den künftigen Präsenzunterricht. Für die Anschaffung von mindestens 28 Geräten plädierte Bettina Moser (SPD). Patrick Fröhlich (CSU/JU) und Wolfgang Berndt (Linke) maßen dem Kinderschutz Priorität bei.

Christian Steger (CSU) zitierte einen Experten, dass dezentrale Lüftungsanlagen viele Vorteile wie etwa Wärmerückgewinnung hätten. Zwar kosteten sie rund 10 000 Euro und würden fest eingebaut, doch durch eine 80-Prozent-Förderung bewegten sich die Kosten für die Stadt in ähnlicher Höhe wie bei den mobilen Geräten. Sicher die beste Lösung, meinte die Stadtbaumeisterin meinte - allerdings auch kompliziert zu beantragen.

Stefan Thar (FWU) sah die geplante Beschaffung generell als „Schuss ins Blaue mit geliehenem Geld“. Die Ausgabe biete keine Garantie für einen Präsenzunterricht. Patrick Fröhlich beantragte, die Möglichkeit von dezentralen Anlagen parallel zu prüfen. Schließlich entschied sich der Stadtrat mit 15:5 Stimmen für die große Lösung, die Beschaffung von 64 zusätzlichen Luftreinigungsgeräten für insgesamt 224 000 Euro bei einer 50-prozentigen Förderung und die gleichzeitige Prüfung der Möglichkeit dezentraler Anlagen.

Gleiches gilt auch für die Kindertagesstätten. Für die Stadt habe man einen kurzfristigen Bedarf von 32 Geräten ab Herbst 2021 festgestellt. Das würde Gesamtkosten von 110 000 bis maximal 128 000 Euro bedeuten, die zu 50 Prozent staatlicherseits refinanziert würden - also überplanmäßig etwa 65 000 Euro Ausgaben zusätzlich für den Etat der Kindertagesstätten. Darin noch nicht berücksichtigt seien Wartungskosten und die Kosten für Ersatzfilter von mindestens 500 Euro pro Jahr und Gerät. Der städtische Anteil werde in beiden Fällen als „überplanmäßige Ausgaben“ deklariert.

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Amberg20.07.2021
 
 

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