Sulzbach-Rosenberg
14.12.2023 - 16:31 Uhr

Erinnerungen an ein legendäres Café und eine Traditionsbäckerei in Sulzbach-Rosenberg

Kaffee und Kuchen - eine typisch deutsche Tradition. Eine Sonderausstellung im Stadtmuseum erinnert an zwei legendäre Traditionsbetriebe in Sulzbach-Rosenberg, die schon vor langer Zeit oder erst kürzlich verschwunden sind.

Das Stadtmuseum in der Sulzbacher Neustadt hatte am Dienstag, 12. Dezember, zur Eröffnung der Sonderausstellung "Café und Kuchen" geladen. Bei der Begrüßung blätterte Bürgermeister Michael Göth in einem Adressbuch aus dem Jahr 1957. Er las die seinerzeit in Sulzbach-Rosenberg aufgeführten Bäckerbetriebe vor - 17 waren es an der Zahl. Heute gibt es nur noch wenige davon. Eine der letzten Schließungen betraf vor drei Jahren die Bäckerei Aures.

Seit 1892 existierte der Traditionsbetrieb. Immer wieder wurde die Bäckerei Aures modernisiert und erweitert, zuletzt 1984 durch den Bau einer neuen Backstube. "Ein großes Problem war das Nachtbackverbot", erinnerte sich Waltraud Aures. "Bis 1996 durfte in Bäckereien von 22 bis 4 Uhr nicht gearbeitet werden. Aber die Maxhütte und andere Großkunden wollten vor 6 Uhr ihre Semmeln haben. Also haben wir um 2 Uhr angefangen. Zum Glück sind wir nie erwischt worden", erzählte die Chefin.

Eine Spezialität der Bäckerei Aures waren Torten und Kleingebäck in Sonderausführungen. Ob Jahreszahlen, Gebäude oder Hüte - alles konnte Aures liefern: "Bis 3 Meter Länge - mehr passte nicht in unseren Lieferwagen." Museumsleiterin Edith Zimmermann stellte fest, dass heute niemand mehr solche Sonderanfertigungen mache. Das sei ein herber Verlust. Waltraud Aures gewann dem auch etwas Positives ab: "Wir stehen jetzt nicht mehr um 2 Uhr auf und genießen unseren Ruhestand!"

Der andere legendäre Ort, an den die Ausstellung im Stadtmuseum führt, ist schon seit 1982 geschlossen: Das Café Rieß. Leider konnte Heinz Rieß, der dem Stadtmuseum eine Reihe von Erinnerungsstücken überlassen hatte, die Eröffnung der Ausstellung nicht mehr erleben. Er ist vor wenigen Wochen gestorben.

Reichlich schwelgten aber die ehemaligen Stammgäste in Erinnerungen. Hans-Jürgen Reitzenstein und Fritz Ottmann beispielsweise, die sich als Abiturienten und später noch als Studenten immer im Hinterzimmer trafen und dort sogar einen Verein gründeten, den "SC Rießling". Freitags saßen sie im Café Rieß, und samstags spielten sie gemeinsam Fußball gegen andere Freizeitkicker.

Dieter Rebhan stellte fest: "Hier fehlt ein wichtiges Ausstellungsstück, nämlich eines der Pokalgläser, in denen die Berliner Weiße serviert wurde." Diese Spezialität war damals in Sulzbach-Rosenberg nur im Café Rieß zu bekommen. Gerne dachten die Besucher auch an Heinz Rieß, damals bekannt als "Oberkellner". Wenn er sich einmal bei der Zeche verrechnete, habe ihn der Gast sofort darauf aufmerksam gemacht. Der Oberkellner sei ein ganz feiner Mensch gewesen, den niemand betrügen wollte.

Umrahmt wurde die Vernissage mit kunstvoller Gitarrenmusik von Andreas Fischer. Die Ausstellung ist bis zum 7. April 2024 im Stadtmuseum zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen.

 
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