Sulzbach-Rosenberg
04.02.2021 - 15:28 Uhr

Gelbes Band an Bäumen: Alle dürfen Obst pflücken

Die Aktion „Gelbes Band“ dient der Wertschätzung von Lebensmitteln. Baumbesitzer markieren ihre Bäume damit zum Abernten für die Öffentlichkeit. Auch Sulzbach-Rosenberg steigt in dieses Projekt ein.

Die Streuobstwiesen am Annaberg-Nordhang gelten als wertvolle Lebensräume. Künftig soll die Öffentlichkeit dort das Obst ernten dürfen. Bild: Andreas Royer
Die Streuobstwiesen am Annaberg-Nordhang gelten als wertvolle Lebensräume. Künftig soll die Öffentlichkeit dort das Obst ernten dürfen.

Die Wurzeln des Projektes „Gelbes Band“ liegen in einer Aktionswoche des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im September vergangenen Jahres. Unter dem Motto „Deutschland rettet Lebensmittel“ gab es dazu verschiedene Initiativen, die der Verschwendung von Lebensmitteln entgegensteuern. Und schon vorher entfaltete das Ernte-Projekt „Gelbes Band“ auch im Landkreis Esslingen in Baden Württemberg eine positive Wirkung.

Grundsätzlich will das Bundesministerium mit der Aktionswoche, die auch 2021 wieder über die Bühne gehen soll, für mehr Wertschätzung von Lebensmitteln werben. Denn nach einer Studie des Thünen-Instituts zu Lebensmittelabfällen in Deutschland im Jahr 2015 werfe jeder Deutsche pro Jahr 75 Kilogramm Lebensmittel weg. Allein in Privathaushalten würden demnach sechs Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll landen. Ein Drittel davon sei Obst und Gemüse.

Zustimmung im Stadtrat

Aktuell landete mit dem „Gelben Band“ ein Teilaspekt der Idee im Stadtrat als Antrag, der ursprünglich für die letztlich ausgefallene Bürgerversammlung im November vorgesehen war. Im Gremium stieß das von Gabi Bauer formulierte Ansinnen auf einhellige Zustimmung. Einer Umsetzung dürfte im Stadtgebiet somit nichts im Wege stehen, was auch Stadtgärtnermeister Klaus Herbst telefonisch auf Nachfrage der Sulzbach-Rosenberger Zeitung bestätigte.

„Wir werden uns sukzessive überlegen, auf welchen städtischen Flächen dieses Projekt noch zusätzlich umgesetzt werden kann.“

Stadtgärtnermeister Klaus Herbst

Stadtgärtnermeister Klaus Herbst

Durch die Kennzeichnung mit einem gelben Band signalisiere der Baumeigentümer, dass er die Ernte nicht selbst benötige und sie deshalb für die Allgemeinheit freigebe. Ausgehend von Gemeinden in Baden-Württemberg finde das „Gelbe Band“ inzwischen deutschlandweit immer mehr Nachahmer.

„Die Stadt Sulzbach-Rosenberg hat vor allem im Umfeld des Annaberges viele Obstbäume beziehungsweise Streuobstwiesen. Die Pflege der Streuobstbestände liegt bei der Stadtgärtnerei“, sagt Klaus Herbst. Auch der Landschaftspflegeverband Amberg-Sulzbach, bei dem die Stadt Sulzbach-Rosenberg Mitglied sei, engagiere sich bei den Streuobstbeständen in Form von Baumschnitt, Nachpflanzung oder Wiesenmahd.

Ökologischer Nutzen

Wie der Stadtgärtnermeister weiß, würden Jahr für Jahr in der Erntesaison viele Kilogramm Obst auf Streuobstwiesen verrotten – oft seien Verunsicherung und Halbwissen im Umgang mit den Flächen der Grund. „Die Streuobstwiesen stellen aber ein wertvolles Kulturgut dar und haben einen hohen ökologischen Nutzen“, merkt der Fachmann an.

Früher seien diese Bäume zum Ernten versteigert worden, was aber vor etwa 50 bis 60 Jahren mangels Nachfrage eingestellt wurde. Inzwischen gebe es aber wieder verstärkt Nachfrage bei der Stadt von Bürgern, die sich für das Obst interessieren. Mit einem gelben Band könnte zukünftig unbürokratisch Klarheit und Transparenz in Sachen Erntemöglichkeit geschaffen werden.

Dem Ansinnen schloss sich auch der Stadtrat einstimmig an. Im Juli/August werde demnach die Stadtverwaltung in der Sulzbach-Rosenberger Zeitung und auf der Homepage auf das gelbe Band und darauf hinweisen, dass sich an der Aktion auch private Baumbesitzer beteiligen können. Die Sulzbach-Rosenberger Stadtgärtnerei markiert vor der Erntereife im September/Oktober die entsprechenden Bäume mit einem gelben Band. „Wir werden uns sukzessive überlegen, auf welchen städtischen Flächen dieses Projekt noch zusätzlich umgesetzt werden kann. Direkt neben Straßen oder in Nähe von Bahngleisen wird es aus Sicherheitsgründen aber keine gelben Bänder geben“, so Klaus Herbst.

Oberpfalz05.07.2018
Hintergrund:

Grundsätze für die Ernte mit dem "Gelben Band"

  • Gelbe Bänder an den Bäumen signalisieren, dass dort Obst geerntet werden darf.
  • Bäume und Umfeld nicht beschädigen.
  • Das Obst darf nur privat und nicht kommerziell genutzt werden.
  • Mit den Bäumen muss pfleglich umgegangen werden (zum Beispiel darf nicht auf die Bäume geklettert werden und es dürfen keine Äste abgebrochen oder abgesägt werden).
  • Selbstpflücker handeln auf eigene Gefahr und Verantwortung.
Das „Gelbe Band“ an einem Apfelbaum. Das Band soll nach Willen des Stadtrats auch in Sulzbach-Rosenberg künftig darauf aufmerksam machen, dass das Obst von allen gepflückt und verspeist werden darf. Bild: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Das „Gelbe Band“ an einem Apfelbaum. Das Band soll nach Willen des Stadtrats auch in Sulzbach-Rosenberg künftig darauf aufmerksam machen, dass das Obst von allen gepflückt und verspeist werden darf.
So blühen die Obstbäume am Annaberg im Frühjahr. Bild: Andreas Royer
So blühen die Obstbäume am Annaberg im Frühjahr.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.